Was dein Herz verspricht
Ein Kloß schien auf einmal in ihrer Kehle zu stecken. Sie schluckte, um das Gefühl loszuwerden. »Was immer du denkst, ich kann damit umgehen. Ich bin eine starke Frau, Nicholas. Seit meine Eltern gestorben sind, mußte ich das sein.« Unwillkommene Tränen brannten in ihren Augen. Sie versuchte sie wegzublinzeln, doch es waren zu viele, die jetzt über ihre Wangen zu tropfen begannen. »Ich kann ertragen, was immer du zu sagen hast.« Ihre Stimme brach. »Ich will nur, daß du mir die Wahrheit sagst.«
»Elizabeth... o Gott, Liebes.« Er kam um den Schreibtisch herum und auf sie zu, ein schmerzliches Pochen erfüllte ihre Brust. Seine Hände legten sich auf ihre Schultern, elegante Hände, stark und doch zärtlich. »Es tut mir leid«, flüsterte er und versuchte sie an sich zu ziehen, aber sie ließ es nicht zu.
»Wage nicht zu sagen, daß es dir leid tut. Sag das nie wieder zu mir.«
Nicholas schüttelte den Kopf, seine Augen waren dunkel vor Ratlosigkeit. Er fuhr sich mit der einer Hand durchs Haar. »Du verstehst nicht. Es tut mir nicht leid, daß wir uns geliebt haben, nur daß ich dir wieder weh tun muß. Es tut mir leid, daß ich nicht eher mit dir gesprochen habe, um dir die Wahrheit zu sagen.«
Sie wischte die Tränen von ihren Wangen, fühlte sich allein gelassen und verloren und haßte sich dafür. »Welche Wahrheit?«
Die Anspannung in seinen Schultern nahm zu, und Elizabeth spürte eine dumpf drohende Furcht. »Ich war bei Rachael. Ich habe sie gebeten, in die Scheidung einzuwilligen.«
»Was?« Sie hatte wohl nicht richtig gehört. »Du hast sie um die Scheidung gebeten? Aber warum solltest du -«
»Du weißt, warum, Bess. Damit ich dich heiraten kann.«
Elizabeth sagte nichts, ließ nur die unglaublichen Worte auf sich wirken.
Du weißt warum, Bess. Damit ich dich heiraten kann. Ihr Herz begann stürmisch gegen ihre Rippen zu schlagen.
»Rachael hat abgelehnt«, fuhr er fort. »Sie sagte, daß sie gern Gräfin von Ravenworth ist. Und daß sie dafür sorgen würde, daß wir niemals heiraten können.«
»Oh, Nicholas.« Sie flog in seine Arme, und er zog sie an sich, lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Ich hätte nie erwartet, daß du etwas so Wunderbares, so Mutiges tust.« Ich wollte nur, daß du mich liebst.
Er verhärtete sich. Nicholas machte einen Schritt rückwärts. »Hast du nicht gehört? Sie hat abgelehnt. Wir können nichts weiter tun.«
»Mir ist ganz egal, was sie gesagt hat. Das ist unwichtig. Das einzige, was zählt, ist, daß du mich heiraten wolltest, daß ich dir wichtig genug war, um dich so einzusetzen.« Sie faßte sein Gesicht mit beiden Händen. »Ich weiß, was für einen Skandal eine Scheidung bewirken würde. Ich weiß, wieviel Mut du brauchtest, um dorthin zu gehen. Verstehst du denn nicht? Mit ist es ganz egal, daß du verheiratet bist. Ich möchte nur bei dir sein - egal wie.«
Nicholas schüttelte den Kopf, und eine widerspenstige schwarze Locke fiel ihm in die Stirn. »Du weißt nicht, was du sagst, was das bedeuten würde.«
»Doch, das weiß ich. Auch andere Männer haben Mätressen. Du hast schon mehrere gehabt. Daß ich auch eine davon werde, macht überhaupt nichts.«
»Doch, sehr wohl. Ich bin dein Vormund. Du bist eine unschuldige junge Frau unter meinem Schutz. Wenn die gute Gesellschaft erst herausfindet, was los ist - und das wird sie irgendwann -, dann werden wir für immer gemieden. Dann gibt es kein Zurück mehr.«
»Ist mir egal. Mir liegt nur an dir etwas.«
»Und Bascomb? Du brauchst einen Ehemann, um sicher vor ihm zu sein.«
Elizabeth schüttelte den Kopf. »Ich brauche keinen Ehemann. Wenigstens dann nicht mehr, wenn Bascomb herausfindet, daß du in meinem Bett schläfst. Er wollte mich heiraten. Ich glaube kaum, daß er das noch will, wenn er weiß, daß ich ein gefallenes Mädchen bin.«
Nicholas blieb lange Zeit stumm. »Das mag sein, aber es gibt noch andere Dinge zu bedenken... die noch wichtiger sind als Bascomb.« Er musterte sie eindringlich. »Was ist, wenn es Kinder gibt, Elizabeth? Ist dir klar, daß sie Bastarde sein werden? Kannst du mir guten Gewissens sagen, daß du einem Kind dieses Schicksal wünschst?«
Ihre Brust zog sich voller Wehmut zusammen, und sie wandte sich ab. Ein uneheliches Kind. Sie konnte es sich kaum vorstellen. »Es gibt doch Möglichkeiten, eine Schwangerschaft zu verhüten, wenn du möchtest.«
Er faßte sie an den Schultern und drehte sie zu sich um. »Nein, das will ich nicht! Ich will
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