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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Arbeit bei der Zeitung. Das Versprechen ihres Onkels galt nach wie vor, und sie würde bald ihren ersten Artikel veröffentlichen. Fredo hatte sie gebeten, eine Reihe über die OPEC zu schreiben, und sie war seit Tagen mit Recherchen und Schreiben beschäftigt. Gegen Mittag fiel ihr wieder ein, dass sie mit Sofía im Dixie verabredet war, einem angesagten Lokal, in dem man außerdem gut aß. Francesca zog den Mantel über und rannte den Bulevar Chacabuco hinunter, weil sie spät dran war.
    »Tut mir leid«, sagte sie atemlos. »Ich bin zu spät.«
    »Nicht schlimm. Ich bin gerade erst gekommen«, sagte Sofía. »Lass uns gleich bestellen, ich habe einen Mordshunger.«
    Sofía hatte ihre ansteckende Fröhlichkeit wiedergefunden, die vor ihrer tragischen Schwangerschaft so typisch für sie gewesen war. Francesca beobachtete mit einem Lächeln auf den Lippen, wie sie beim Kellner ihre Bestellung aufgab, froh darüber, dass sie sich wieder gefangen hatte. Sofía machte ihr Hoffnung. In einer spontanen Geste griff sie über den Tisch hinweg nach ihrer Hand und drückte sie. Sofía sah sie überrascht an und lächelte dann ebenfalls.
    »Du siehst glücklich aus«, bemerkte Francesca und setzte hinzu: »Und das macht mich glücklich.«
    »Ich bin glücklich«, bestätigte Sofía. »Ich treffe mich wieder mit Nando. Er ist zu mir zurückgekehrt!« Francesca sah sie überrascht an. »Er hat mir gesagt, dass er mich immer noch liebt und dass er nicht ohne mich leben kann. Er hat es versucht, aber es ist ihm nicht gelungen. Ach, Francesca, ich bin so glücklich!«
    Die beiden Frauen stocherten in ihrem Essen herum und aßen nur wenig. Francesca dachte an Sofías glückliche Lage, die ihr ihr eigenes Unglück noch stärker vor Augen führte. Nando war ein richtiger Kerl, ganz anders als Kamal. Er war in die Stadt zurückgekehrt, wo man ihn so schlecht behandelt hatte, um die Frau wiederzusehen, die er liebte – trotz aller Steine, die man ihm in den Weg legen würde, denn sich mit den Martínez Olazábals anzulegen war nicht ohne.
    »Ich freue mich sehr für dich, wirklich«, sagte sie schließlich. »Du kannst auf meine Hilfe zählen, Sofía. Damals konnte ich dir nicht helfen, aber dieses Mal werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, damit eure Liebe Bestand hat. Alles«, beteuerte sie und drückte erneut ihre Hand.
    »Fürs Erste würde ich gerne sagen dürfen, dass ich heute Abend bei dir in Fredos Wohnung übernachte.«
    »In Ordnung«, sagte Francesca und konnte nicht verhindern, dass der Neid sie überkam. Auch sie hätte gern die Nacht in den Armen ihres Liebsten verbracht.
    »Darf ich mich setzen?«
    Sofía und Francesca blickten auf. Vor ihnen stand Aldo. Unverwandt blickte er Francesca an und wartete auf eine Antwort. Francesca bemerkte eine Entschlossenheit an ihm, die sie überraschte; er sah gut aus, war gut gekleidet und ordentlich gekämmt. Sie roch den gleichen Duft, den er auch damals in Arroyo Seco benutzt hatte. Dieser Aldo hatte nichts mit dem weinerlichen Trinker zu tun, den Sofía in ihren Briefen geschildert hatte. Francesca stand auf, fischte ein paar Geldscheine aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch.
    »Wir sehen uns heute Abend bei Onkel Fredo«, sagte sie zu Sofía, während sie den Mantel anzog.
    »Francesca, bitte«, flehte Aldo. »Geh noch nicht. Ich muss mit dir reden.«
    »Wir haben uns nichts zu sagen«, stellte sie klar.
    »Francesca, bitte«, mischte sich Sofía ein.
    »Lass mich dich wenigstens zur Redaktion begleiten«, bat Aldo.
    Sie sahen sich erneut an. Francesca wollte nicht den Eindruck erwecken, Groll gegen ihn zu hegen; sie hatte ihm längst verziehen. Vielleicht war es auch nicht so sehr Verzeihen, sondern vielmehr Vergessen – oder auch Gleichgültigkeit. Daher stimmte sie schließlich zu. Am Anfang fühlte Francesca sich unwohl, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Aldo hingegen schien allein damit glücklich zu sein, ihr nahe zu sein. Er betrachtete sie unauffällig und unterdrückte den Impuls, ihre Hand zu ergreifen. Schließlich sagte er: »Du bist schöner denn je.«
    »Danke.«
    »Du bist seit zwei Monaten wieder hier, oder?«
    »Ja, fast.«
    »Und warum?« Francesca sah ihn zum ersten Mal an. »Ich meine, warum bist du zurückgekommen? Hat dir deine Arbeit in der Botschaft nicht gefallen?«
    »Ganz im Gegenteil, sie hat mir großen Spaß gemacht.«
    »Warum dann?«
    »Ich musste. In Anbetracht der Umstände war es das Vernünftigste.«
    »Umstände?

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