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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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fremden Sprache zu, während sie sich ihrem Gesicht näherte. Francesca kniff die Augen zu, um sie nicht zu sehen.
    Verwirrt wachte sie auf und fragte sich, wo sie war. Sie setzte sich im Bett hoch und sah, dass es Nacht war. Sie nahm die Uhr vom Nachttisch: neun Uhr. Wo mochten die anderen sein? Im Haus war es still. Ob sie schon schliefen? Vielleicht hatte man sie zum Abendessen gerufen und sie hatte nichts gehört. Es war ein Affront, nicht am Tisch eines Prinzen zu erscheinen. Andererseits wusste sie nicht genau, ob er überhaupt im Haus war. Sadun und Fadila hatten ihn nicht erwähnt, oder sie hatten es auf Arabisch getan.
    Sie hatte einen Bärenhunger. Sie würde nach unten gehen, und wenn sie im Salon jemanden vom Personal antraf, würde sie um etwas zu essen bitten. Das Kostüm kam nicht mehr in Frage, es war völlig zerknittert und sah aus wie ein Akkordeon; stattdessen entschied sie sich für ein blassrosa Leinenkleid mit weißen Paspeln. Mit ihrem Haar würde sie nichts machen, dafür war keine Zeit. Sie nahm die Spangen heraus und ließ es schwer und offen fallen.
    Eine Treppe am Ende des Balkons führte zur Gartenterrasse. Das Klappern ihrer Sandalen auf dem Granitboden hallte ihr in den Ohren wider; die Dunkelheit im Garten machte ihr Angst, und sie ging eilig auf das Licht zu, das von der Tür am Ende der Veranda kam.
    Dort entdeckte sie den Prinzen, allein, ein Buch in der einen, eine merkwürdige Perlenkette in der anderen Hand. Sie blieb auf der Türschwelle stehen, unschlüssig, ob sie sich bemerkbar machen oder auf ihr Zimmer zurückkehren sollte. Kamal blickte auf und sprach sie mit der gewohnten Ungezwungenheit an.
    »Mademoiselle de Gecco, treten Sie doch bitte ein. Ich habe Sie erwartet.« Er stellte das Buch ins Regal zurück und kam zur Tür. Dann nahm er ihre Hand und fragte: »Haben Sie gut geschlafen?«
    Francesca nickte, in ihrem Kopf war nur ein Gedanke: Al-Saud war in Dschidda, wie Sara es vorhergesagt hatte. Weshalb diese Angst? Weshalb diese Unruhe? War es keine verlockende Vorstellung gewesen, ihn zu treffen? Erleichtert atmete sie auf, als er ihre Hand losließ und auf einen kleinen Sessel deutete.
    »Es tut mir leid, dass ich nicht zu Hause war, als Sie ankamen«, sagte er und reichte ihr ein Glas mit einem weißen, dickflüssigen Getränk. »Kosten Sie, das ist unser berühmter Laban. Mauricio hatte mir gesagt, dass ihr gegen sieben Uhr abends ankommen würdet.«
    »Danke«, sagte Francesca und nahm das Glas. »Der Botschafter hat entschieden, früher loszufahren. Wir sind gegen vier Uhr angekommen.«
    Das Getränk erinnerte an sauren Joghurt. Francesca verzog das Gesicht. Kamal lächelte und nahm ihr das Glas ab.
    »Ich lasse Ihnen besser einen Fruchtsaft bringen.«
    Auf sein Fingerschnipsen hin erschien eine Hausangestellte, mit der er sich auf Arabisch unterhielt. Kurz darauf kehrte das Mädchen mit einem Pfirsichsaft zurück, der den sauren Geschmack des Laban nahm.
    »Ich weiß, dass Sie heute Nachmittag meiner Mutter vorgestellt wurden«, bemerkte Kamal und setzte sich ihr gegenüber, während er die Perlenkette zwischen seinen Fingern spielen ließ. »Sie haben einen guten Eindruck auf sie gemacht, und das ist schwierig, das kann ich Ihnen versichern. Sie ist eine eigenwillige Frau. Sie erwartet Sie morgen früh zum Frühstück im Harem.«
    »Ihre Mutter ist sehr liebenswürdig, Hoheit, und ich fühle mich geschmeichelt von der Einladung. Aber ich muss zuerst den Botschafter fragen; vielleicht braucht er mich morgen früh, um in die Stadt zu fahren.«
    »Glauben Sie mir«, sagte der Prinz, »Mauricio würde jedes Treffen und jede Verpflichtung absagen, bevor er meine Mutter verärgert.«
    Dubois und der Militärattaché erschienen im Salon, und Kamal stand auf, um sie zu begrüßen. Dann öffnete er eine Flügeltür, und sie betraten das Speisezimmer, wo auf einem langen, schmalen, niedrigen Tisch das Abendessen auf sie wartete. Sie nahmen auf Kissen Platz, und Kamal schob Francesca mit Rücksicht auf ihr Kleid einen Hocker hin. Zwei Mädchen kamen mit noch mehr Schüsseln und trugen den Gästen auf, während Sadun die Gläser füllte. Francesca beobachtete, dass sie die linke Hand hinter dem Rücken verbargen und mit großer Geschicklichkeit lediglich die rechte benutzten.
    Mauricio und Kamal aßen mit den Fingern. Francesca und Barrenechea sahen sich an.
    »Greifen Sie zu«, bat ihr Gastgeber.
    Barrenechea lächelte und nahm das geschmorte Fleisch in die Hand. Francesca

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