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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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wollte sich nicht zieren und tat es ihm nach. Hungrig, wie sie war, genoss sie das Essen, sehr zur Freude des Prinzen, der sie aufforderte, ordentlich zuzugreifen, und ihr höchstpersönlich noch mehr Lammeintopf, Hummus, Couscous, Pitabrot, Kibbeh oder Auberginenmus auftat. Nach dem Essen erschienen vier Mädchen mit kleinen Wasserschalen und Leinentüchern. Sie wuschen ihnen die Hände und reichten Rosenblätter und Jasminblüten, die sie zwischen den Fingern zerrieben, um den Geruch der Gewürze loszuwerden.
    Dann begaben sie sich wieder in den Raum, der an ein Beduinenzelt erinnerte, wo Kaffee und Nachtisch auf sie warteten. Zu Pyramiden aufgeschichtete Pflaumen, Mispeln und weiße Feigen wechselten sich mit gezuckerten Datteln, Trockenfrüchten, Baklava und Feingebäck ab. Kamal bestand darauf, dass Francesca den Mokka probierte. Obwohl sie ihn zähflüssig und stark fand, versicherte sie, nie einen köstlicheren Kaffee getrunken zu haben. Al-Saud warf ihr einen raschen Blick zu und grinste dann.
    Barrenechea bedankte sich für das Essen, erklärte, dass er müde sei, und zog sich zum Schlafen zurück. Bevor Francesca es ihm nachtat, fragte sie den Botschafter nach den Plänen für den nächsten Tag und freute sich, als sie hörte, dass sie nach dem Mittagessen nach Dschidda fahren würden.
    »Könntest du mir morgen früh dein Arbeitszimmer überlassen?«, fragte Mauricio Kamal, nachdem das Mädchen den Raum verlassen hatte. »Ich muss mit Francesca einige Dokumente durchgehen.«
    »Mein Arbeitszimmer überlasse ich dir«, willigte Kamal ein, »aber nicht Francesca.«
    Mauricio hielt auf halbem Wege mit der Kaffeetasse inne und sah ihn an.
    »Meine Mutter erwartet sie morgen früh zum Frühstück im Harem.«
    »Hat deine Mutter sie eingeladen oder hast du sie darum gebeten? Du bist verrückt zu glauben, dass Fadila sie akzeptieren wird. Es ist ein Hirngespinst.«
    »Meine Mutter hat sie eingeladen. Ich habe nichts gesagt und nichts gemacht.« Dann setzte er verstimmt hinzu: »Du bist eifersüchtig. Du willst sie für dich.«
    Mauricio sprang auf.
    »Fängst du schon wieder damit an! Wenn dich eine Frau interessiert, genügt das, damit ich sie als eine Schwester betrachte, das weißt du. Wofür hältst du mich nach all den Jahren? Für einen Schuft?«
    »Entschuldige, Mauricio. Du kennst mein hitziges Temperament.«
    Dubois ging mit gesenktem Kopf im Zimmer auf und ab. Kamal schlürfte langsam seinen Kaffee und verfolgte seine Schritte.
    »Ich verstehe nicht, was du mit meiner Sekretärin vorhast«, sagte Dubois schließlich. »Aufgrund deiner Position weiß ich, dass du es nicht ernst mit ihr meinen kannst. Du würdest dir dein eigenes Grab schaufeln, wenn du sie zur Frau nimmst. Und ich will nicht, dass du mit ihr spielst. Sie ist eine zarte, sensible Seele.« Er dachte einen Moment nach und setzte dann entschieden hinzu: »Täusch dich nicht in Francesca, Kamal. Ich habe es dir schon einmal gesagt – sie ist nicht wie die Frauen, an die du gewöhnt bist.«
    »Ich weiß«, erwiderte der Prinz genauso ernst.
    Dann ging er zu seinem Freund, legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihn fest an. Vielleicht hätte er ihm sagen sollen, was er alles unternommen hatte, um sie in seiner Nähe zu haben, was er empfunden hatte, als er sie auf dem Fest zum venezolanischen Unabhängigkeitstag zum ersten Mal sah, wie aufgewühlt er gewesen war, wie sehr er sie begehrt hatte. Aber er schwieg, denn es lag ihm so gar nicht, die verborgenen Seiten seiner Seele zu offenbaren.
    »Heute Nachmittag habe ich ein Telegramm von Jacques erhalten«, sagte er und kehrte zum Diwan zurück. »Er trifft in zwei Tagen in Begleitung von Le Bon und dessen Tochter ein. Sie kommen aus Jordanien und beenden ihre Reise in Dschidda.«
    »Das ist bedauerlich, denn wenn sie ankommen, werden wir schon abgereist sein. Meine Verpflichtungen hier werden nicht viel Zeit in Anspruch nehmen.«
    »Dann machst du einen Kurzurlaub und verbringst ein paar Tage mit mir. Wann sind wir zum letzten Mal am Strand entlanggeritten? Außerdem kommen in zwei Wochen meine Großeltern in die Oase. Sie werden beleidigt sein, wenn sie erfahren, dass du abgereist bist, ohne sie zu sehen.«
    ***
    Eine Dienerin führte sie durch den labyrinthischen Harem, in dem es nun gar nicht mehr still war: Stimmen, Lachen, das Trällern eines singenden Mädchens, Babygeschrei und Vogelgezwitscher hallten durch die Gänge. Vor einer Tür wurden die Geräusche lauter. Die Dienerin

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