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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Gespräch mit Abenabó und Kader und hatte keinen Zweifel mehr, dass er bald auf dem Laufenden sein würde, falls er es noch nicht war.
    »Ist es noch weit?«, fragte sie, um den Gedanken an Malik zu verscheuchen.
    »Ungefähr eine Stunde«, antwortete Jacques. »Ich lege diese Strecke seit Jahren zurück, aber zum ersten Mal macht sie mir derart zu schaffen.«
    »Ich bin auch müde und wäre gerne bald da«, gab Francesca zu. »Kamal erzählte mir, dass seine Großmutter aus Paris stammt.«
    »So ist es. Die D’Albignys gehören zur High Society von Paris. Es muss ein Skandal gewesen sein, als Juliette Harum heiratete. Soweit ich weiß, war sie mehr oder weniger mit einem Mitglied der feinen Pariser Gesellschaft verlobt. Aber wenn sich Juliette etwas in den Kopf setzt, bringt sie keiner von ihrer Meinung ab. Du wirst Kamals Großmutter mögen, und sie dich«, stellte Méchin fest, und zum ersten Mal seit langem hatte Francesca das Gefühl, dass er wieder der Jacques Méchin von früher war.
    Eine schwarze Linie zeichnete sich am Horizont ab. Francesca hielt sie für eine Luftspiegelung, doch je näher sie kamen, desto deutlicher nahm die Linie Gestalt an. Schließlich verwandelte sie sich in eine Gruppe von Reitern, die im vollen Galopp näher kamen. Sie schwenkten ihre Waffen über den Köpfen und stießen schrille, spitze Schreie aus. Francesca gefror das Blut in den Adern. Ihre Begleiter jedoch grinsten nur.
    »Keine Angst«, sagte Jacques. »Das ist das Empfangskomitee, das uns der Scheich schickt.«
    Kamal und Mauricio trieben ihre Pferde an, und Méchin und Francesca folgten ihnen. Einige Minuten später kam es zur Begegnung. Kamal sprang von seinem Pferd, und zwei Beduinen, von denen nur die Augen zu sehen waren, begrüßten ihn mit einer Umarmung. Geschickt lockerten sie die Turbane und zeigten ihre vom Sand und dem glühenden Wüstenwind gegerbten Gesichter.
    »Das sind Kamals Onkel«, erklärte Méchin Francesca. »Der rechts heißt Aarut, der andere Zelim.«
    »Und Scheich al-Kassib?«
    »Der Scheich ist nie Teil des Empfangskomitees. Er erwartet uns in seinem Zelt in der Oase, wie es die Bräuche der Beduinen verlangen.«
    Jacques half ihr beim Absteigen, und gemeinsam gingen sie zur Begrüßung. Kamal sah kurz zu Mauricio herüber, als dieser Francesca als seine Mitarbeiterin vorstellte, was ihr sichtlich nicht gefiel. Sie suchte nach Kamals Blick, doch es gelang ihr nicht, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, so sehr war er ins Gespräch mit seinen Onkeln vertieft. Dann saßen sie wieder auf und ritten weiter. Méchin gesellte sich nun zu Kamal, Mauricio und den Beduinen, und Francesca blieb mit der restlichen Gruppe zurück. Sie fühlte sich unwohl und allein gelassen, belauert von mehreren Augenpaaren, die sie einer genauen Prüfung unterzogen.
    Die ersten Palmwipfel tauchten aus dem Dünenmeer auf, und dann erreichten sie die Oase, wo fröhlich jubelnde Männer und Frauen diesem Ort mit seinem Grün und der frischen Luft einen besonderen Zauber verliehen. Das einzig völlig weiße Zelt hob sich auch durch seine beeindruckende Größe von den übrigen ab. Vor dem Eingang standen zwei kräftige Männer mit Dolchen am Gürtel und vor der Brust verschränkten Armen. Sie grüßten ehrfürchtig, als Prinz al-Saud das Zelt des Scheichs betrat.
    Francesca staunte: Nie hätte sie gedacht, dass ein einfaches, schlichtes Zelt innen so luxuriös und geschmackvoll eingerichtet sein könnte. Das Aroma von Duftessenzen schlug ihr entgegen, die in Messingschalen verbrannt wurden, während sie die goldglänzenden Wasserpfeifen bestaunte, den Atlasstoff der Kissen, das Rot, Blau und Gold der Teppiche und die Schmuckgegenstände, die auf einem Tischchen mit Marmorintarsien standen.
    Kamal berührte verstohlen ihre Hand, als er vortrat, um seinen Großvater zu begrüßen. Der Junge und der Alte schlossen sich in die Arme und unterhielten sich herzlich auf Arabisch, ohne auf die alte Frau zu achten, die die Szene hinter einem Vorhang verfolgte.
    »Hast du mich arme alte Frau vergessen, Kamal?«, fragte sie schließlich in perfektem Französisch und trat nach vorne zu den Männern.
    »Großmutter«, murmelte Kamal und nahm sie in den Arm. »Du bist schön wie immer.«
    Die Begrüßungen gingen weiter, und Mauricio stellte Francesca erneut als seine persönliche Assistentin vor. Zwei Mädchen stellten Fruchtsäfte und laban auf einen Tisch in der Mitte des Zeltes. Sofort herrschte wieder gelassene Ruhe, und während

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