Was deine Blicke mir versprechen
Shrewsbury und streckte die Hand aus. Der Mann reichte ihm umgehend zwei Kerzen. Henry nahm sie an sich und entzündete sie an einer an der Wand befestigten Fackel. Dann drehte er sich zu Arie herum und hielt ihm die Kerzen entgegen. »Kannst du hier die Markierungen erkennen?«
Als er die Kerben im Wachs entdeckte, nickte Arie zustimmend. Beide befanden sich an derselben Stelle, weniger als einen daumenbreiten Abstand vom Docht entfernt.
»Nun, so lange hast du Zeit, die Angelegenheit zu erledigen«, verkündete er und händigte Arie eine der Kerzen aus.
Aries Hand umschloss die Kerze ganz automatisch, während er vor Schreck die Augen aufriss. Er überprüfte die Kerbe erneut. Sie war nur einen knappen Zentimeter von dem inzwischen brennenden Docht entfernt. Nach seiner Schätzung waren es... »Aber das sind doch nicht einmal zehn Minuten!«
Henry nickte bedrückt. »In der Tat eher fünf... Und die Kerze brennt dir bereits deine Zeit weg. Du solltest besser zur Sache kommen!«
Arie starrte ihn schreckensbleich an. Er sah seinen Kopf bereits auf der Lanze. »Aber...«
»Kein >aber< mir gegenüber, Burkhart. Hätte ich mehr Zeit, glaubst du nicht, dass ich sie euch schenken würde? Sie ist meine Tochter, Mann. Sie verdient ein großes Festgelage zu ihrer Hochzeit. Vielleicht können wir das eines Tages nachholen. Aber nicht heute.« Er reichte die zweite Kerze an
Shrewsbury zurück und nahm Aries Arm. Mit der anderen Hand öffnete er die Tür zu Rosamundes Zimmer. »Heute müssen wir das Beste aus der Situation machen. Und das bedeutet, dass du sehr sanft, liebevoll und ...«, Henry schob Arie, der die Kerze in seiner Hand hielt, durch die Tür, »... schnell sein wirst. Wir werden hier draußen warten.«
Mit den letzten Worten des Königs fiel die Tür krachend ins Schloss. Arie hatte Mühe, die Flamme vor dem entstandenen Luftzug zu schützen. Nachdem diese Gefahr gebannt war, lenkte ein raschelndes Geräusch seine Aufmerksamkeit auf das Mädchen, das am Kopfende ihres schmalen Bettes stand.
Seine Braut. Sie trug immer noch ihr weißes Kleid und sah ihn an. Der Blick war weder ängstlich noch nervös, wie er es eigentlich erwartet hatte, sondern merkwürdig ergeben. Fast hart. Arie wunderte sich darüber, bis ihm ein Tropfen heißes Wachs auf die Hand fiel und ihn daran erinnerte, dass die Zeit drängte.
Innerlich seufzend sah er sich in dem kleinen Raum um und suchte einen Platz, an dem er die Kerze abstellen konnte. Es gab nicht viel Auswahl. In dem Zimmer standen nur das Bett und eine Truhe hintereinander aufgereiht an einer Wand, was einen Bewegungsfreiraum von etwa dreißig Zentimetern ließ. Arie setzte die Kerze behutsam auf der Truhe ab, wobei ihm auffiel, dass er schon viel von seiner Zeit verbraucht hatte. Er straffte die Schultern und wandte sich energisch dem Mädchen zu. »Ihr seid noch nicht ausgezogen!«
Sie sah ihn an. »Das ist doch auch nicht nötig, oder?«
Arie verzog das Gesicht. Sie war in einem Kloster erzogen worden, daher wusste sie, dass die Kirche es als Sünde betrachtete, wenn ehelicher Verkehr unbekleidet stattfand.
Die Kirche konnte einem wirklich den Spaß an der Sache verderben. Jetzt hatte er keine Zeit, aber er nahm sich vor, dass er später versuchen würde, ihre Einstellung diesbezüglich zu ändern, sonst wäre die Aufgabe, ein Kind zu zeugen, nur eine schreckliche Belastung. Er wollte einen Sohn. Jetzt musste er sich entkleiden, wenigstens teilweise, denn sie hätte sicher etwas dagegen, das kühle Metall seiner Rüstung auf ihrer Haut zu spüren.
Er entledigte sich seines Waffenrockes, den er auf die Truhe neben die Kerze legte, und begann, sich mit seinem Kettenpanzer zu beschäftigen, als Rosamunde, die es offensichtlich als eine Art Aufforderung betrachtete, plötzlich auf das Bett krabbelte. Arie zog sich das schwere Hemd über den Kopf und bemerkte verwundert, dass sie wie erstarrt auf allen vieren auf dem Bett kniete. Sie verharrte auf ihren Händen und Knien mitten auf der schmalen Liegestatt, wobei sie ihr weiß gekleidetes Hinterteil in die Höhe reckte. Was tat sie da? Er schaute eine Weile verwundert auf ihre Kehrseite. Als sie sich jedoch immer noch nicht rührte, wurde Arie unbehaglich zumute, und er räusperte sich. »Hmm ... Mylady, stimmt irgendetwas nicht?«
Rosamunde wandte sich zu ihm herum und sah ihn fragend an. »Warum, Mylord?«
»Nun...« Er lachte nervös und deutete auf sie. »Eure Haltung«, erklärte er. »Was macht Ihr
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