Was deine Blicke mir versprechen
Wald zu. Das plötzliche Getümmel, das hinter ihr entstand - die Männer riefen durcheinander und sprangen auf ihre eigenen Pferde, um die Verfolgung aufzunehmen -, schien das Tier nur noch anzuspornen.
Seiner sturen, unfähigen Frau den Rücken zugewandt, bemerkte Arie als Letzter, was passierte. Anfänglich war er völlig verblüfft, als seine Männer herumzuschreien begannen und sich auf ihre Pferde schwangen. Aber als sie dann an ihm vorbeigaloppierten, warf er einen Blick über seine Schulter und sah gerade noch, wie das Hinterteil von Marigold zwischen den Bäumen verschwand. Fluchend rannte er zu seinem eigenen Pferd.
Rosamunde umklammerte den Hals der Stute und fing an zu beten. Als Marigold zwischen den Bäumen hindurchraste, kratzten Zweige in Rosamundes Gesicht herum, schlugen an ihre Beine und gegen ihren Rücken. Zu Anfang hielt sie sich nur verkrampft fest, dachte überhaupt nicht daran, die Anweisungen ihres Mannes umzusetzen. Aber einige Minuten später bemerkte Rosamunde, dass sie nicht mehr auf dem Pferderücken herumhopste. Sie hatte sich dem Rhythmus des Tieres angepasst. Ihre Begeisterung ließ sie sich entspannen. Grinsend wurde ihr klar, dass sie wirklich ritt. Jetzt könnte sie es ihrem dickschädeligen Ehemann beweisen.
Als die Bäume weniger dicht wurden und Marigold einen Pfad fand, dem sie folgen konnte, atmete Rosamunde tief durch und setzte sich zurück. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus, denn sie war immer noch der Bewegung des Tieres angepasst und nicht plötzlich wieder in Hopserei verfallen. Sie hatte wirklich gelernt zu reiten! Und nicht in diesem einschläfernden Trab, den Arie beibehalten musste, wenn sie zu zweit auf seinem Pferd saßen. Das hier war richtiges Reiten. Der Wind peitschte durch ihr Haar. Der Pfad rauschte blitzartig dahin. Sie flogen fast, so schnell waren sie. Es war großartig! Nie zuvor hatte sich Rosamunde so lebendig gefühlt. Warum hatte die Äbtissin ihr nie das Reiten beigebracht?
Laute Rufe hinter ihr erregten schließlich Rosamundes Aufmerksamkeit, und sie schaute zurück. Die Männer, die sie verfolgten, boten einen interessanten Anblick. Der Wind ließ ihre Haare an den Köpfen kleben, ihre Oberkörper waren über die Pferde gebeugt und sie gaben wirklich ihr Bestes. Aber sie verloren das Rennen. Marigold war schneller als ihre Schlachtrösser. Rosamunde bemerkte es mit Überraschung und Stolz. Schließlich hatte sie das Pferd selbst aufgezogen und meinte daher, Anteil an diesem Erfolg zu haben.
Leise lachend nahm Rosamunde vorsichtig die Zügel zurück und war unglaublich erfreut, als Marigold, die ihre Angst und Nervosität offensichtlich überwunden hatte, sofort verlangsamte. Sie lachte immer noch, als die Männer ihre Pferde zügelten und sich um sie scharten. »Ich hab’s getan!«, rief sie aus. »Ich hab’ sie wirklich geritten! Es war unglaublich!«, fuhr sie begeistert fort. Die Anspannung auf den Gesichtern ihrer Verfolger wich erleichtertem Lächeln.
Arie schloß die Augen und seufzte. Er hatte das flammend rote Haar seiner Frau inmitten seiner Männer entdeckt. Die vergangenen Minuten waren für ihn die Hölle gewesen. Er hatte sich vorgestellt, ihren zerschmetterten Körper am Boden liegen zu sehen, und für jede einzelne ihrer Verletzungen wäre er verantwortlich gewesen. Bei diesem Teufelsritt war er davon ausgegangen, dass sie sich verletzen müsste, umso mehr war er erleichtert, sie gesund zwischen seinen Männern zu sehen. Aber dann hörte er sie munter plaudern und lachen, und seine eigenen Männer teilten ihre gute Laune. Sie schien sich im Kreise seiner Krieger bei weitem zu wohl zu fühlen. Schlimmer noch, jeder von ihnen hörte ihr mit begeistertem Grinsen zu.
Als Arie nahe genug herangekommen war, meinte er das Wort »reiten« gehört zu haben. Während jeder in Sorge um ihre Sicherheit war, hatte sie offensichtlich ihren Spaß gehabt und hielt sich jetzt für eine ausgezeichnete Reiterin. Frauen, dachte er voller Abscheu. Sie waren die wankelmütigsten und absurdesten Kreaturen, die man sich vorstellen konnte. Nur eine Frau brächte es fertig - nachdem sie sich noch kurz zuvor als schlechteste Reiterin präsentiert hatte, die Arie jemals vor Augen gekommen war -, sich für eine Expertin zu halten, nur weil sie einen wilden Ritt überlebt hatte.
»Mein Gemahl«, rief Rosamunde plötzlich aus, als sie ihn erspäht hatte. »Habt Ihr das gesehen? War es nicht großartig? Wir sind fast geflogen. Ich wette,
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