Was deine Blicke mir versprechen
Marigold ist hier das schnellste Pferd. Und ich bin mit ihr geritten. Habt Ihr das
gesehen?«
»Aye«, sagte er ruhig und bahnte sich seinen Weg an ihre Seite. Dort nahm er ihr die Zügel aus der Hand, machte sich wortlos auf in die Richtung, aus der er gekommen war, und zog ihr Pferd hinter sich her.
»Mylord«, murmelte sie verwirrt, als sich seine Männer hinter ihnen aufreihten. »Ihr seid doch nicht böse, oder? Ich meine, denkt doch mal nach. Mit diesem kleinen Spurt haben wir wahrscheinlich viel von der Zeit wettgemacht, die wir bei meinem Unterricht verloren hatten. Stimmt das nicht?«
»Würde es ... wenn wir nach Shambley zurückreiten wollten. Aber wir wollen nicht nach Shambley zurück, und daher hat uns diese Aktion weitere Zeit gekostet und dazu noch die Pferde ermüdet.«
»Oh!«, seufzte Rosamunde unglücklich und fiel in sich zusammen. Marigold hatte den falschen Weg genommen, sie war in die Richtung gerannt, aus der sie gekommen waren. Wenn ihr das aufgefallen wäre, hätte sie es geändert oder das Tier wenigstens eher zum Halten gebracht. Stattdessen hatte sie der Stute freien Lauf gelassen und ihre Ankunft in Goodhall weiter verzögert. Sie konnte scheinbar gar nichts recht machen.
6
Rosamunde saß selbstständig ab. Nur ihr Stolz verhinderte, dass sie dabei in Tränen ausbrach. Sie hatte unvorstellbare Schmerzen. Während es bisher nur unbequem gewesen war, vor ihrem Mann sitzend zu reiten, empfand sie jetzt Höllenqualen. Muskeln schmerzten an Stellen, an denen sie nie welche vermutet hätte. Rosamunde litt entsetzlich, aber sie würde es niemals zugeben. Sie verfluchte ihren Ehemann, denn sie vermutete, dass es diesem unausstehlichen Menschen sogar gefallen hätte, wenn er wüsste, wie groß ihre Beschwerden waren. Seit er ihr vorgeworfen hatte, ihre Reise verzögert zu haben, war von ihm kein Wort mehr geäußert worden.
Sie waren ohne anzuhalten geritten, hatten noch nicht einmal eine Pause zum Mittagessen eingelegt, und die meiste Zeit über tat Rosamunde alles weh. Dennoch war sie zu stolz, es zuzugeben und um Gnade zu betteln. Sie wollte nicht verhätschelt werden. Wenn die Männer es aushalten konnten, musste sie es auch schaffen. Ihre Muskeln würden sich an den Sattel gewöhnen, und sie würde auf diese Weise den Respekt der Krieger gewinnen. Dazu war sie entschlossen. Und diese Entschlossenheit hielt sie auch davon ab, das freundliche Angebot eines der Männer, ihr Pferd für die Nacht zu versorgen, anzunehmen.
Rosamunde sah das Mitleid in den Augen des Mannes, schüttelte jedoch den Kopf, dankte ihm freundlich, aber
bestimmt. Sie machte sich selbst an die Arbeit. Rosamunde hörte, wie ihr Mann dieselben Befehle erteilte wie am Vorabend und dann ebenso wieder im Wald verschwand.
Seufzend versorgte sie ihr Pferd, flüsterte ein »Gute Nacht« in das Ohr des Tieres und ging dann entschlossen zum Holzstapel hinüber, der sich bereits in der Mitte der Lichtung türmte. Aber als sie ihre Hilfe anbot, wurde sie auch dieses Mal freundlich, aber bestimmt beiseite geschoben und aufgefordert, sich auf einem umgefallenen Baumstamm auszuruhen. Wie schon am Abend zuvor, versuchte sie anschließend beim Säubern der Jagdbeute behilflich zu sein, aber auch das war vergeblich. Setzt Euch und ruht Euch aus, sagten sie, setzt Euch und ruht Euch aus!
Rosamunde seufzte ungeduldig und blickte um sich. So müde sie sich auch nach dem ersten Tag im Sattel fühlte, war doch das Letzte, was sie tun wollte, sich auf ihren armen, misshandelten Hintern zu setzen. Warum ließen die Männer sie nicht helfen? Hatte sie sich heute nicht ein wenig Respekt verdient? Warum behandelten sie sie wie ein hilfloses Wesen, das verwöhnt werden müsste? Sie verstand es nicht. Im Kloster, wo sich nur Frauen aufhielten, hatten die Schwestern alle notwendigen Arbeiten verrichtet. Hier erlaubte man ihr nicht einmal, den Finger zu krümmen.
Dann hatte sie plötzlich eine Idee. Vielleicht lag es daran, dass ihr Ehemann ihr keinen Auftrag erteilt hatte, bevor er verschwand? Natürlich! Er hatte seinen Männern Befehle zugerufen, Rosamunde aber ohne jede Anweisung gelassen. Möglicherweise glaubten sie daher, es bedeutete, Arie wolle nicht, dass sie etwas tue. Natürlich konnten sie nicht wissen, dass Ihr Ehemann während der dreitägigen Reise vom Kloster Godstow nach Shambley keine Befehle zu erteilen brauchte. Sie hatte gewusst, was zu tun war und es auch ohne Anweisung übernommen.
Arie kehrte gerade zurück, als
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