Was der Hund sah
es nicht von Vorteil, dass das FBI anders denkt als die CIA? Auf das FBI gehen schließlich die zwei weitsichtigsten Analysen zurück - die Bitte des Büros in Minneapolis um einen Durchsuchungsbefehl der Wohnung von Zacarias Moussaoui und der berühmte Phoenix-Bericht. In beiden Fällen lieferte die Arbeit des FBI genau deshalb so wertvolle Erkenntnisse, weil sie eben nicht das große Bild suchte und Wahrscheinlichkeiten abschätzte. Die Beamten des FBI konzentrierten sich auf einen Fall, ermittelten intensiv und brachten »beweisgestützte Darstellungen von individuellen kriminellen Verhaltensweisen« hervor, die Rückschlüsse auf eine mögliche Bedrohung durch al-Qaida zuließ.
Dasselbe gilt für den Vorwurf der Konkurrenz. Die Autoren von The Cell beschreiben, was passierte, nachdem die Polizei die Wohnung auf den Philippinen durchsucht hatte, die sich Ramzi Yousef und sein Mitverschwörer Abdul Hakim Murad teilten. Die Beamten der Anti-Terror-Einheit des FBI flogen nach Manila und stießen dort auf ihre Kollegen vom CIA. Getreu ihrem Ruf wollten die Beamten des FBI Murad festnehmen, und die des CIA wollten ihn hinhalten.
Schließlich arbeiteten die beiden Gruppen zusammen, aber nur, weil ihnen nichts anderes übrig blieb. Die Beziehung sei »von Rivalität und Misstrauen geprägt« gewesen. Aber muss Rivalität unbedingt schlecht sein? Miller, Stone und Mitchell schreiben, Neil Herman, der Leiter der Terrorismusabteilung des FBI, sei in Wirklichkeit nicht aus Verfahrensgründen dagegen gewesen, die CIA einzuschalten. »Er glaubte einfach nicht, dass die CIA bei der Suche nach Ramzi Yousef eine Hilfe darstellte. ›Damals hätten die Leute vom CIA nicht mal einen Typen in einer Toilette gefunden‹, sagte Herman. ›Wenn sie denn die Toilette gefunden hätten.‹« Die meisten Reformer meinen, die Streitigkeiten zwischen FBI und CIA ähnelten einem Ehekrach - einem Problem zwischen zwei Menschen, die zusammenarbeiten sollen, es aber nicht können. Genauso gut könnte man sie aber auch als eine Form der Konkurrenz verstehen, die die beiden Organisationen dazu zwingt, mehr zu tun und bessere Produkte zu liefern.
Eine perfekte Aufklärung gibt es nicht, und jede scheinbare Verbesserung hat immer ihren Preis. Vor einigen Monaten lieferte beispielsweise ein Verdächtiger, der in New York wegen eines Fälschungsdelikts gesucht und in Kanada verhaftet worden war, den Behörden die Namen und Fotos von fünf arabischen Einwanderern, die angeblich in die Vereinigten Staaten eingereist waren. Am 29. Dezember veröffentlichte das FBI eine Suchmeldung und stellte die Namen und Fotos der Araber auf seine Website. Selbst Präsident Bush wurde informiert und erklärte: »Wir müssen herausfinden, warum sie ins Land geschmuggelt wurden, was sie hier wollen.« Es stellte sich jedoch heraus, dass der in Kanada Inhaftierte die Geschichte frei erfunden hatte. Später erklärte ein FBI-Beamter, man habe die Fotos herausgegeben, um auf Nummer sicher zu gehen.
Unsere Geheimdienste sind heute hochsensibel. Doch diese Sensibilisierung hat ihren Preis. In einem Aufsatz schrieb Richard K. Betts: »Die Sensibilisierung von Warnsystemen verringert die Gefahr einer Überraschung, doch sie erhöht die Zahl der Falschmeldungen, was wiederum die Sensibilität beeinträchtigt.« Wenn wir nach einer Warnung vor einem Angriff mit Chemiewaffen losrennen, Klebeband kaufen, unsere Fenster abdichten, und es schließlich nicht zu einem Angriff kommt, und wenn die Warnleuchten der Regierung über Wochen hinweg hellrot blinken und nichts passiert, dann zweifeln wir irgendwann jede Warnung an. Warum reagierte die Pazifikflotte in Pearl Harbor nicht auf die Hinweise eines bevorstehenden japanischen Angriffs? Weil sie vor dem 7. Dezember sieben Mal Berichten von japanischen U-Booten in der Region nachgegangen waren, und sich alle sieben als falsch herausgestellt hatten. Zuerst erkannten Rosenhans Psychiater die Gesunden nicht, und dann sahen sie sie überall. Das ist zwar eine Veränderung, aber nicht unbedingt ein Fortschritt.
5.
Nach dem Yom-Kippur-Krieg setzte die israelische Regierung eine Untersuchungskommission ein, die unter anderem auch Aman-Chef Generalmajor Zeira befragte. Warum hatte er darauf beharrt, dass kein Krieg drohte? Er hatte eine einfache Antwort parat:
Der Stabschef muss eine Entscheidung treffen, und diese Entscheidung muss eindeutig sein. Der Direktor von Aman kann den Stabschef am ehesten in seiner Entscheidung unterstützen,
Weitere Kostenlose Bücher