Was der Hund sah
langsamen, bewussten Bewegungen einer Anfängerin, was daran lag, dass sie in gewisser Weise wieder eine Anfängerin war: Sie griff auf ein Lernsystem zurück, das sie seit den ersten Tennisstunden ihrer Kindheit nicht mehr für ihre Aufschläge, Schmetterbälle und Volleys verwendet hatte.
In Panik zu geraten bedeutet dagegen etwas ganz anderes. Nehmen wir die folgende Geschichte eines Tauchunfalls, von der mir Ephimia Morphew, Expertin für den Faktor Mensch bei der NASA, berichtete: »Vor gut zehn Jahren habe ich in Monterey Bay in Kalifornien meinen Tauchschein gemacht. Ich war neunzehn und hatte zwei Wochen Taucherfahrung. Es war das erste Mal, dass ich ohne Lehrer im offenen Meer tauchen ging. Nur meine Freundin und ich. Wir sollten gut zwölf Meter tief tauchen, runter auf den Meeresgrund, und dann eine Übung machen. Wir sollten die Mundstücke aus dem Mund nehmen, ein Ersatzmundstück aus unserem Tauchanzug nehmen und durch das Ersatzstück ausatmen. Erst war meine Freundin dran, dann ich. Ich habe das Mundstück rausgenommen, dann habe ich mein Ersatzmundstück in den Mund gesteckt, ausgeatmet und dann wieder eingeatmet. Und zu meiner Überraschung kam Wasser. Dann ist der Schlauch, der das Mundstück mit dem Tank, mit meiner Sauerstoffquelle verbunden hat, abgegangen und die Luft aus dem Schlauch ist mir ins Gesicht gesprudelt.
Meine Hand hat sofort nach dem Schlauch meiner Freundin gegriffen, als ob ich ihn ihr aus dem Mund reißen wollte. Ich konnte nicht mehr denken. Es war eine instinktive Reaktion. Meine Augen haben zugeschaut, wie meine Hand etwas Unverantwortliches machen wollte. Ich habe mit mir gekämpft. Tu’s nicht! Dann habe ich verzweifelt überlegt, was ich tun sollte. Mein Kopf war leer. Ich habe mich nur an eins erinnert: Wenn du dir nicht helfen kannst, dann lass dir von deiner Freundin helfen. Ich habe die Hand sinken lassen und einfach nur dagestanden.«
Das ist ein klassischer Fall von Panik. Morphew hörte auf zu denken. Sie vergaß, dass sie Sauerstoff hatte, und dass sie noch das Mundstück hatte, das sie wenige Sekunden zuvor aus dem Mund genommen hatte. Sie vergaß, dass ihre Partnerin ebenfalls Sauerstoff hatte und sich der problemlos teilen ließ, und sie vergaß, dass sie beide gefährdete, wenn sie nach dem Mundstück ihrer Freundin griff. Alles, was ihr blieb, war ihr Überlebensinstinkt: Luft! Stress löscht das Kurzzeitgedächtnis. Menschen mit viel Erfahrung reagieren in der Regel nicht panisch, denn wenn der Stress das Kurzzeitgedächtnis löscht, können sie immer noch auf ihre Erfahrung zurückgreifen. Aber was blieb einer Anfängerin wie Morphew? Ich habe überlegt, was ich tun sollte. Mein Kopf war leer.
Panik verursacht das, was Psychologen eine Verengung der Wahrnehmung nennen, einen Tunnelblick. In einer Untersuchung in den siebziger Jahren sollten Versuchsteilnehmer bei einem Tauchgang in einer zwanzig Meter langen Röhre einen Sehtest durchführen. Gleichzeitig sollten sie einen Knopf drücken, wenn sie aus dem Augenwinkel ein kleines Lichtchen sahen. Die Teilnehmer in der Röhre hatten eine deutlich höhere Herzfrequenz als eine Kontrollgruppe, was bedeutete, dass sie Stress empfanden. Der Stress beeinträchtigte zwar ihre Sehschärfe nicht, doch das Lichtchen im Augenwinkel sahen sie nur halb so gut wie die Kontrollgruppe. »Wir konzentrieren uns nur noch auf eine einzige Sache«, erklärte Morphew. »Es gibt das berühmte Beispiel des Flugzeugs. Die Landeleuchte geht aus, und die Piloten haben keine Ahnung, ob das Fahrwerk ausgefahren ist oder nicht. Aber sie waren so auf das Licht fixiert, dass sie gar nicht bemerkt haben, dass der Autopilot ausgeschaltet war. Das Flugzeug ist abgestürzt.« Morphew griff nach dem Schlauch ihrer Freundin, weil das die einzige Sauerstoffquelle war, die sie sehen konnte.
Panik ist in gewisser Hinsicht das Gegenteil einer Blockade. In einer Blockade denken wir zu viel, in Panik zu wenig. In einer Blockade verlieren wir unseren Instinkt. In Panik greifen wir auf unseren Instinkt zurück. Oberflächlich scheinen sich die beiden zu ähneln, doch zwischen ihnen liegen Welten.
3.
Ist diese Unterscheidung wirklich von Bedeutung? Vermutlich nicht immer. Wenn Sie ein Tennisspiel verlieren, dann ist es Ihnen wahrscheinlich egal, ob aus Panik oder wegen einer Blockade. Verloren ist verloren. Aber in vielen Fällen müssen wir das Wie des Versagens kennen, um das Warum zu verstehen.
Nehmen wir den Flugzeugabsturz, bei dem John F.
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