Was der Hund sah
einfach nicht interessiert.«
Foer studierte in Princeton und belegte im zweiten Semester einen Creative-Writing-Kurs bei Joyce Carol Oates. Er habe die Entscheidung »aus einer Laune heraus getroffen. Ich wollte einfach ein bisschen Abwechslung in meinem Kursprogramm.« Er hatte noch nie zuvor eine Kurzgeschichte geschrieben. »Ich habe mir nicht allzu viel dabei gedacht. Gegen Mitte des Semester bin ich einmal ein paar Minuten zu früh in den Kursraum gekommen. Sie war schon da und hat zu mir gesagt: ›Gut, dass wir uns mal unterhalten können. Ich bin ein Fan deiner Geschichten.‹ Das war für mich ein echtes Aha-Erlebnis.«
Oates sagte ihm, er habe eine der wichtigsten Qualitäten eines Schriftstellers, nämlich Energie. Er hatte jede Woche fünfzehn Seiten für den Kurs geschrieben, eine ganze Geschichte für jede Sitzung.
»Warum läuft aus einem lecken Damm so viel Wasser?«, fragte er und lachte. »Ich hatte irgendetwas in mir, eine Art Überdruck.«
In seinem zweiten Studienjahr belegte er einen weiteren Creativ-Writing-Kurs und im darauffolgenden Sommer reiste er nach Europa. Er wollte das Dorf in der Ukraine besuchen, aus dem seine Großeltern ausgewandert waren. Auf dem Rückweg machte er in Prag Station. Dort las er Kafka, wie sich das für einen literarisch interessierten Studenten gehört, und setzte sich an seinen Computer.
»Ich habe einfach drauflos geschrieben«, erinnerte er sich. »Ich hatte keine Ahnung, was ich da gemacht habe, bis es passiert ist. Ich hatte gar nicht die Absicht, ein Buch zu schreiben. In zehn Wochen habe ich dreihundert Seiten geschrieben. Das war mir vorher noch nie passiert.«
Es war ein Roman über einen Jungen namens Jonathan Safran Foer, der das Dorf in der Ukraine besucht, aus dem seine Großeltern stammten. Diese dreihundert Seiten waren der erste Entwurf für Everything is Illuminated - den bewegenden und außergewöhnlichen Roman, der Foer zu einer unverwechselbaren Stimme seiner Generation machte. Er war neunzehn Jahre alt.
Dann sprach Foer über die andere Art, Bücher zu schreiben, und über Autoren, die Jahre lang an ihren Texten feilen. »Das könnte ich nicht«, gestand er. Es schien ihn zu verblüffen, dass man auch auf diese Art und Weise schreiben konnte, und es war offensichtlich, dass er keine Ahnung hatte, wie experimentelle Schriftsteller arbeiten. »Stellen Sie sich vor, Sie wollen lernen, originell zu schreiben. Wie lernt man, originell zu sein?«
Er beschrieb seine Reise in die Ukraine. »Ich habe das Schtetl besucht, aus dem meine Familie stammt. Es heißt Trachimbrod, und so heißt es auch im Buch. Den Ort gibt es wirklich. Aber wissen Sie, was das Komische ist? Das ist das Einzige, was ich für dieses Buch recherchiert habe.« Er schrieb den ersten Satz, war stolz darauf, und überlegte dann, wie die Geschichte weitergehen sollte. »Ich habe die erste Woche hin und her überlegt, was ich mit diesem ersten Satz anfangen wollte. Und als ich mich entschieden hatte, habe ich mich frei gefühlt, einfach loszuschreiben - danach war alles sehr explosiv.«
Alles ist erleuchtet vermittelt seinen Lesern ein ähnliches Erlebnis wie Brief Encounters with Che Guevara - den Sog, den man verspürt, wenn ein literarisches Werk uns ganz in seine Welt hineinzieht. Doch als Autoren könnten Fountain und Foer nicht unterschiedlicher sein. Fountain flog dreißig Mal nach Haiti. Foer war nur ein einziges Mal in Trachimbrod. »Es war gar nichts«, meinte Foer. »Ich habe dort absolut nichts erlebt. Es war nur das Sprungbrett für mein Buch. Es war wie ein leeres Schwimmbecken, das darauf gewartet hat, gefüllt zu werden.« Wie viel Zeit benötigte Foer, um sich für seinen Roman inspirieren zu lassen? Drei Tage.
5.
Ben Fountain traf seine Entscheidung, seinen Anwaltsberuf an den Nagel zu hängen und Schriftsteller zu werden, nicht allein. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Frau Sharon lernte er während seines Studiums an der Duke University kennen. Als er in der Immobilienabteilung von Akin, Gump anfing, war sie auf dem Weg, in der Steuerkanzlei Thompson & Knight Partnerin zu werden. Im Jahr 1985 heirateten die beiden, und im April 1987 bekamen sie einen Sohn. Sharie, wie Fountain sie nennt, nahm sich eine viermonatige Auszeit, dann kehrte sie ins Büro zurück. Ende des Jahres wurde sie Partnerin.
»Unser Sohn war in einer Kinderkrippe in der Innenstadt«, erinnert sie sich. »Wir sind zusammen reingefahren, einer hat ihn in die Tagesstätte
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