Was der Hund sah
gebracht, der andere ist direkt zur Arbeit gefahren. Abends hat ihn einer von uns beiden wieder abgeholt, und gegen acht oder neun haben wir ihn gebadet und ins Bett gebracht, und wir hatten noch nichts gegessen. Wir haben uns nur angeschaut und gesagt: ›Und das ist erst der Anfang.‹« Sie verzieht das Gesicht. »Das ging einen oder zwei Monate lang so, und Ben hat nur gesagt: ›Ich weiß nicht, wie andere Leute das schaffen.‹ Wir waren uns einig, wenn wir so weiter machten, dann würde es uns wahrscheinlich ziemlich schnell ziemlich schlecht gehen. Ben hat mich gefragt: ›Willst du zu Hause bleiben?‹ Na ja, mir hat meine Arbeit viel Spaß gemacht und ihm seine nicht, deswegen wäre es mir unlogisch vorgekommen, wenn ich zu Hause geblieben wäre. Und ich hatte außer meinem Beruf auch nichts, was ich gern machen wollte und er schon. Also habe ich gesagt: ›Wir können es doch so machen, dass wir ihn morgens in eine Krippe geben, damit du schreiben kannst.‹ Und das haben wir dann auch gemacht.«
Ben fing morgens um halb acht mit dem Schreiben an, weil Sharie ihren Sohn in die Tagesstätte brachte. Nachmittags arbeitete er nicht, denn dann musste er den Kleinen abholen, einkaufen und die Hausarbeit erledigen. Im Jahr 1989 bekamen sie ihr zweites Kind, eine Tochter. Fountain war Hausmann.
»Am Anfang haben wir uns darüber unterhalten, dass es vielleicht schiefgehen könnte, und wir haben uns gefragt, wann wir ungefähr abschätzen können, ob es so funktioniert oder nicht. Ich habe gesagt: ›Wir probieren’s mal zehn Jahre‹«, erinnert sich Sharie. Zehn Jahre schienen ihr ein vernünftiger Zeitraum. »Man braucht eine Weile, um herauszufinden, ob einem etwas gefällt oder nicht«, meint sie. Aus zehn Jahren würden erst zwölf, dann vierzehn und schließlich sechzehn, und die Kinder kamen in die High School. Sie unterstützte ihren Mann, denn selbst während der langen Phase, in der er nichts veröffentlichte, blieb sie zuversichtlich. Gegen seine Reisen nach Haiti hatte sie nichts einzuwenden. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie man einen Roman über einen Ort schreiben kann, den man gar nicht kennt«, sagt sie. Einmal begleitete sie ihn sogar. Auf dem Weg vom Flughafen in die Innenstadt von Port-au-Prince standen Menschen auf der Straße und verbrannten Autoreifen.
»Ich habe gut verdient, und wir haben keine zwei Einkommen gebraucht«, fährt sie fort. Sie wirkt ruhig und unerschütterlich. »Es wäre natürlich nett gewesen, aber wir sind auch mit einem klargekommen.«
Sharie war Bens Frau. Aber sie war auch - um ein etwas antiquiertes Wort zu bemühen - seine Mäzenin. Das Wort klingt heute leicht herablassend, denn wir erwarten von Künstlern (und nicht nur von ihnen), dass sie sich am Markt behaupten. Doch der Markt funktioniert nur für Autoren wie Jonathan Safran Foer, der zu Beginn seiner Laufbahn einen genialen Roman veröffentlichte, oder für Künstler wie Picasso, dessen Talent derart ins Auge sprang, dass ihm gleich nach seiner Ankunft in Paris im Alter von zwanzig Jahren ein Kunsthändler ein Stipendium von 150 Franc im Monat anbot. Kreative Geister, die sich ohne Plan hinsetzen, experimentieren und erst während des Schreibens oder Malens lernen, benötigen dagegen jemanden, der sie durch die lange und schwierige Durststrecke begleitet, in der sie erst ganz allmählich ihre Fähigkeiten entwickeln.
Deshalb ist die Lebensgeschichte von Cezanne so lehrreich. Biografien über Cezanne beginnen meist mit ihm und wenden sich dann bald seinem Freundeskreis zu. An erster Stelle steht immer sein Jugendfreund, der Schriftsteller Emile Zola, der den linkischen Außenseiter überredete, aus der Provinz nach Paris zu kommen und ihm in den langen dürren Jahren ein Beschützer und Mentor war.
Nach seiner Ankunft in Paris schrieb Zola einen Brief an den jungen Cezanne in der Provence. Achten Sie auf seinen eher väterlichen als kameradschaftlichen Ton:
Deine Frage verwundert mich. Natürlich kann man hier arbeiten, wenn man den Willen dazu hat, genau wie überall sonst. Paris bietet darüber hinaus einen Vorteil, den du sonst nirgends findest: Museen, in denen du zwischen 11 und 4 Uhr die alten Meister studieren kannst. Und so musst du dir den Tag einteilen: Von 6 bis 11 gehst du in ein Studio und malst an lebenden Modellen, dann isst du, und von 12 bis 4 kopierst du im Louvre oder im Luxembourg ein Meisterwerk deiner Wahl. Das sind neun Stunden Arbeit. Ich denke, das sollte genügen.
Dann
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