Was der Nachtwind verspricht
wäre am liebsten im Boden versunken, weil Wassili wieder diese sonderbaren Empfindungen in ihr ausgelöst hatte. Sie versetzte ihm eine Ohrfeige. Das hätte sie sich jedoch besser überlegen sollen, da er zurückschlug - nicht sehr hart, aber gerade so fest, dass es sie schockierte.
»Das war wohl nicht angebracht«, bemerkte sie trocken.
Wassili zitterte immer noch, doch er dachte nur daran, sie zurück in seine Arme zu reißen. Wie konnte sie es wagen, einfach nur dazustehen und völlig unbeeindruckt von dem zu sein, was gerade zwischen ihnen vorgefallen war? Was die Ohrfeige anging, nun, sie hätte ihn eben nicht überraschen sollen, wenn er so ... außer sich war.
»Ihr könnt mich anschreien, solange Ihr wollt, meine Liebe, aber wenn Ihr das nächste Mal gewalttätig werdet, könnt Ihr sicher sein, dass ich nicht zurückschlage«, versprach er ihr.
»Ihr werdet nicht zurückschlagen?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Ich werde euch statt dessen hinter die Büsche schleifen und mit Euch schlafen.«
Sie muss te wohl völlig verrückt geworden sein, weil sie nicht einmal versuchte, das Thema zu wechseln. »Warum habt Ihr das denn gerade eben nicht getan?«
»Ich bin der Meinung, dass eine kleine Vorwarnung angebracht ist - bevor einem keine Wahl mehr gelassen wird.«
»Ihr würdet es selbst dann tun, wenn ich mich wehre?«
Mit einem kalten Lächeln sah er sie an. »Genau.«
»Ihr wisst , wie man das nennt, nicht wahr?« sagte sie mit beißender Verachtung.
»Nachdem ich Euch gewarnt habe? Ich würde es eine Einladung nennen.«
Sie war sicher, dass er diese erschreckende Drohung nur aus sexueller Frustration ausgestoßen hatte. Und sie wusste plötzlich nicht mehr, wie sie wieder die Oberhand gewinnen konnte, nachdem die Konsequenzen, die er ihr angedroht hatte, weitaus schlimmer waren als alles, womit sie selbst drohen konnte. Aber sie machte sich keine Sorgen, dass sie ihn wieder ohrfeigen würde. Sie würde sich beherrschen können. Es war das Küssen, zu dem es nie wieder kommen durfte, das Küssen, das durch seine Frustration ausgelöst wurde, das Küssen, dem sie sich so hemmungslos hingegeben hatte.
Sie würde nachgeben müssen. Andernfalls riskierte sie, dass seine Frustration noch größer wurde, riskierte, dass er wieder über seine Rechte nachzudenken begann. Du lieber Himmel, er würde vielleicht sogar versuchen, sie zu verführen. Sie konnte sich noch gut an das Lächeln erinnern, mit dem er die Magd im Gasthof bedacht hatte. Sie wollte nicht herausfinden, ob sie ihm widerstehen konnte, wenn er sie genauso anlächelte.
Aber sie hasste es, nachgeben zu müssen. Ungehalten schleuderte sie ihm entgegen: »Dann geht doch! Geht zurück in die Stadt und sucht Euch eine Hure. Verbringt den ganzen Tag mit ihr. Wir werden in der nächsten Stadt auf Euch warten.«
Ob es nun das war, was Wassili hören wollte, oder nicht - er dachte gar nicht daran, mit ihrer Erlaubnis zu gehen.
»Nein, das glaube ich nicht«, sagte er nachdenklich, wobei sein Blick an ihren Brüsten hängenblieb. »Ich glaube, ich werde warten, bis Ihr mich wieder ohrfeigt.«
Alexandra spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss . Genau das wollte sie jetzt tun - ihn wieder ohrfeigen. Sie kannte niemanden, der es mehr verdient hätte als er.
Stattdessen gab sie ihm noch eine Warnung mit auf den Weg und sagte spöttisch: »Eine kluge Entscheidung, Petroff, von der Ihr natürlich nicht sehr viel haben werdet, aber trotzdem sehr klug - weil ich meinen Entschluss wahrscheinlich geändert hätte, sobald Ihr gegangen wäret. Es wäre doch mehr als peinlich gewesen, wenn ich Euch und Eure Hure gestört hätte - hoffentlich im entscheidenden Moment.«
»Hat Euch schon einmal jemand gesagt, was für ein Biest Ihr sein könnt, meine Liebe?« fragte er sie betont freundlich. In seinen Augen sah sie wieder das vertraute Funkeln.
Ihre Stimme klang so freundlich und so falsch wie die seine. »Ich tue mein Bestes.«
Dann drehte sie sich um und ging auf ihr Pferd zu. Wassili versuchte, sie aufzuhalten, was sie jedoch nicht bemerkte. Aber was immer auch als nächstes geschehen wäre, es passierte nicht, da beide abgelenkt wurden.
Alexandra bemerkte als erste, warum Sultan sie angestupst hatte. Er wollte ihre Aufmerksamkeit wecken, weil Wassilis Hengst frech geworden war und nach ihm schnappte. Dann sah sie etwas viel Schlimmeres, das sie eigentlich hätte erwarten sollen.
Die Razin-Brüder waren ihr nachgeritten. Und
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