Was der Winter verschwieg (German Edition)
sein Dad und Nina den Gang zwischen den Stühlen entlang.
Alle Hochzeitsgäste schlossen sich ihnen an, und gemeinsam ging es zu dem Pavillon, in dem das Buffet und die Tanzfläche schon auf die Hochzeitsgesellschaft warteten. Max war mit einem Mal von lauter Romanos umgeben. Nina hatte aber auch eine große Familie. Die untergehende Sonne tauchte alles in ein leuchtendes Rosa.
Max’ Handy summte. Auf dem Display leuchtete eine internationale Nummer auf, die er nicht kannte. „Ich glaube, das könnte Mom sein“, sagte er.
Ninas Schwester Maria – die ein wenig herrisch war – stieß einen verächtlichen Laut aus. „Unglaublich. Ausgerechnet heute.“
Er tat so, als hätte er sie nicht gehört, und nahm den Anruf an.
„Hallo?“
„Hey, Max.“ Es war seine Mom. Sie klang … anders. Ihre Stimme war so dünn. „Max, ich weiß, das ist vermutlich nicht das beste Timing …“
„Ist schon gut.“ Er trat ein paar Schritte beiseite und begab sich in den Schatten eines großen Baumes, wo es ruhiger war. „Ich bin froh, dass du anrufst, Mom“, sagte er.
„Bist du das, Max?“ Sie klang müde, viel müder, als er sie je gehört hatte. Er fragte sich, wie spät es jetzt in Holland war. Es musste mitten in der Nacht sein. „Ich auch.“
Daisy Bellamy liebte Hochzeiten, seitdem sie ein kleines Kind war und bei der Hochzeit ihrer Tante Helen Blumenmädchen hatte sein dürfen. Sie erinnerte sich noch an das Spitzenkleid, die Blumen, die man ihr ins Haar geflochten hatte, die lackledernen Schuhe, das Gefühl, eine wichtige Rolle zu spielen.
Sie nahm sich gerade eine kleine Pause von den Feierlichkeiten der Hochzeit ihres Vaters und saß auf dem Balkon ihres Hotelzimmers, von wo aus sie auf den Pavillon herunterschauen konnte, der für den Empfang am Strand aufgebaut worden war. Der Sonnenuntergang malte alle Farben des Regenbogens an den Himmel. In wenigen Minuten würde sie ihre Kamera herausholen und ein paar ungestellte Fotos von der Feier machen.
Ihr ganzes Leben lang hatte sie von dem Tag geträumt, an dem endlich sie dran wäre, eine Braut zu sein. Sie hatte die ganze Feier schon in allen Einzelheiten geplant, bis hin zu den Perlen auf ihrem Kleid. Sie konnte sich jeden Augenblick dieses besonderen Tages haargenau vorstellen. Von den Blumen – Gänseblümchen, was sonst, schließlich war das die Übersetzung ihres Namens – über das rauschende Fest bis hin zu der Hochzeitsreise nach Paris.
Das einzige Detail, das sie sich nie hatte vorstellen können, war das Gesicht ihres Bräutigams.
Mit neunzehn träumte sie immer noch ab und zu von ihrer Hochzeit, aber mit einem entscheidenden Unterschied. Es war nur noch ein Traum, keine Möglichkeit mehr. Diese Option war im vergangenen August vom Tisch gewischt worden.
Sie schaute das Baby an, das an ihrer Brust saugte, und wusste, dass ihre Traumhochzeit niemals stattfinden würde. Außer Prince Charming war gewillt, Daisy
und
Charlie zu heiraten.
Logan O’Donnell, der Vater des Babys, versuchte sie zu überzeugen, dass er der Richtige war. Da gab es nur ein Problem: Logan war nicht Prince Charming. Oh, er sah durchaus wie ein Prinz aus, was überhaupt der Auslöser für den Schlamassel war, in den Daisy sich gebracht hatte. Aber jetzt, wo die Wirklichkeit Daisy eingeholt hatte, wusste sie, dass es mehr brauchte als nur gutes Aussehen, um ein Prinz zu sein.
Sie nahm Charlie hoch und legte sich ein Tuch über die Schulter, damit er ein Bäuerchen machen konnte, ohne ihr Kleid zu ruinieren, wie er es mit ihren anderen Klamotten nach jeder Mahlzeit zu tun pflegte. Dank Charlie hatte sie das entscheidende Ende der Trauung verpasst. Bis kurz vor dem Gelöbnis war er gut drauf gewesen. Daisy hatte Nina und ihrem Dad versprochen, dafür zu sorgen, dass Charlie die Trauung nicht störte, und so hatte sie sich beim ersten Quäken von ihm davongestohlen.
Jetzt stand sie auf und wiegte sich langsam hin und her, während sie ihm den Rücken streichelte. „Wir brauchen keinen Prinzen, oder?“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Wir müssen einfach anfangen, von etwas anderem zu träumen. Ich wollte schon länger mit dir darüber sprechen. Ich meine, ich weiß, dass du noch ein wenig klein bist, aber ich frage mich, ob es dir etwas ausmachen würde, ein paar Stunden pro Woche bei einem Babysitter zu bleiben, während ich einen Fotografiekurs am College besuche.“
Er beantwortete ihre Frage mit einem kleinen Bäuerchen.
Daisy lächelte. „Genau. Ich bin
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