Was der Winter verschwieg (German Edition)
Sie traten beide einen Schritt zurück und grinsten einander an. Sonnet sah immer noch genauso aus wie früher, aber irgendwie auch anders. Dieselben hellen Augen, dasselbe strahlende Lächeln, dieselben schimmernden Zöpfe mit den Perlen daran. Aber ihre Kleidung war anders – lockerer, cooler.
„Ich bin so froh, dass du da bist“, sagte Daisy. „Auch wenn es nur für ein paar Tage ist.“
„Ich auch. Ich hab das alles hier vermisst. Wo ist Charlie? Weiß er, dass seine Lieblingstante da ist?“
„Er ist bei meiner Mom.“
„Wie läuft’s denn so mit ihr?“
„Sehr gut, was mich ehrlich gesagt total schockiert.“ Daisy packte den Koffergriff und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
„Deine Mom war wirklich nett zu mir, als ich sie letzten Sommer in Den Haag besucht habe“, meinte Sonnet. „Also bin ich nicht wirklich geschockt.“
„Es kommt mir nur so seltsam vor – meine Mom hier in dieser kleinen Stadt. Ich rechne ernsthaft damit, dass sie nach Manhattan flieht, sobald der Schnee geschmolzen ist.“ Und noch etwas war komisch, und zwar zu sehen, wie ihre Mom sich wie eine … Mutter benahm. Nein, sie trug keine Schürze und backte keine Kekse, aber sie war Teil der Fahrgemeinschaft für Max und seine Freunde, sie passte auf Charlie auf und ging zu den Elternabenden an Max’ Schule. „Manchmal habe ich fast das Gefühl, es gefällt ihr hier. Das kann aber auch Wunschdenken sein.“
„Vielleicht findet sie ja eine neue Arbeit oder so. Wie schwer kann das schon sein?“
„Für meine Mom? Zu arbeiten liegt ihr im Blut. Sie hat ihr ganzes Leben lang nie etwas anderes getan.“ Daisy dachte einen Moment darüber nach. Vielleicht brauchte ihre Mom weitere Aufgaben, als nur Mutter zu sein. „Ich will, dass sie hier glücklich ist“, gestand sie. „Ich will, dass sie bleibt.“
„Ja, diese Stadt hat etwas an sich“, sinnierte Sonnet. „Ich habe oft Heimweh.“
Daisy hörte den sehnsüchtigen Unterton und schaute sich Sonnet näher an. Sie war definitiv schmaler geworden, und um ihren Mund zeichneten sich feine Linien ab. „Ist an der Uni alles in Ordnung?“
„Ja, alles super.“ Sonnets Laune hob sich merklich. „Aber ich bin hier für den Winterkarneval und …“
Mitten im Satz hielt sie inne und stand stocksteif da, als wenn sie vom Blitz getroffen worden wäre. Daisy hielt den Atem an. Sie wusste, dass Sonnet gerade Zach erblickt hatte. Er kam auf dem vollen Bahnsteig auf sie zu. Sein Gesichtsausdruck war ernst, was ihn irgendwie noch attraktiver machte. Einen Moment lang wurde Sonnets Miene ganz weich vor Sehnsucht. Sie waren einander so nahe gewesen, und die Entfremdung war für sie beide schmerzhaft. Doch ganz schnell verhärtete sich Sonnets Blick, und sie kniff die Augen zusammen.
„Hey“, sagte Zach.
Sie reckte das Kinn. „Welchen Teil von ‚Ich will dich nie wiedersehen‘ hast du nicht verstanden?“ Dann riss sie Daisy ihren Koffer aus der Hand. „Ich glaub es einfach nicht.“
„Sonnet, hör mal …“
„Entschuldigt mich.“ Sie drängte sich an Zach vorbei und rannte förmlich zum Ausgang.
Zach ließ die Schultern sinken, während er ihr durch die Menschenmenge hinterherschaute. „Das lief ja super“, meinte er ironisch.
6. TEIL
Winterende
GEFRORENES EIS
Gefrorenes Eis bildet sich auf einem bereits zugefrorenen See. Es entsteht in kalten, windstillen Nächten, wenn die Oberfläche des Sees sehr schnell abkühlt und das Eis sich rasant über den See verteilt. Wenn tagsüber das Licht im richtigen Winkel darauffällt, offenbart sich eine geheime Welt aus Eis, in der individuelle Kristalle in einem Kaleidoskop aus Farben und Formen aufleuchten.
Holländische heiße Schokolade
1 ½ Tassen Milch oder halb Sahne/halb Milch
2 gehäufte Teelöffel Droste Kakaopulver
½ Tasse Zucker (oder je nach Geschmack)
½ Tasse geriebene dunkle Schokolade (am besten Schokolade mit 60 % oder mehr Kakaoanteil)
gemahlene Muskatnuss oder Zimt nach Geschmack
Die Milch bis kurz unter dem Siedepunkt erhitzen. Kakaopulver, Zucker, geriebene Schokolade und Gewürze unterrühren. Sofort servieren.
22. KAPITEL
N oah hatte recht, was den Welpen angeht“, sagte Sophie zu Charlie.
Heute war keiner ihrer üblichen Babysittertage. Sie half aus, weil Daisy den Nachmittag mit Sonnet verbringen wollte, die mit dem Zweiuhrzug eintreffen würde.
Das Baby saß auf einer Decke auf dem Fußboden und spielte mit einem Ball, in dessen Inneren sich eine kleine Glocke befand.
Weitere Kostenlose Bücher