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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schäfer
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nehme dich als meine Mutter,
und du darfst mich haben als dein Kind.

Du bist für mich die Richtige,
und ich bin dein richtiges Kind.

Du bist die Große, ich der (die) Kleine.
Du gibst, ich nehme - liebe Mama.

Ich freue mich, daß du den Papa genommen hast.
Ihr beiden seid die Richtigen für mich.
Nur ihr!

Lieber Papa/lieber Vati,
ich nehme es auch von dir,
alles, das Ganze,
mit allem Drum und Dran,
und zum vollen Preis, den es dich gekostet hat
und den es mich kostet.

Ich mache was daraus, dir zur Freude
(und zum Andenken)
Es soll nicht umsonst gewesen sein.

Ich halte es fest und in Ehren,
und wenn ich darf, gebe ich es weiter, so wie du.

Ich nehme dich als meinen Vater,
und du darfst mich haben als dein Kind.

Du bist für mich der Richtige,
und ich bin dein richtiges Kind.

Du bist der Große, ich der (die) Kleine.
Du gibst, ich nehme - lieber Papa.

Ich freue mich, daß du die Mama genommen hast.
Ihr beiden seid die Richtigen für mich.
Nur ihr!

    Mit dem Herzen gesprochen, kann diese Ehrung eine tiefe Wirkung entfalten. In einem Psychotherapieseminar ließ die Therapeutin diese beiden Texte jeweils in Zweiergruppen lesen. Jeder sollte nacheinander diese beiden Texte dem Gegenüber vortragen. Mit einem solchen Zeugen nimmt man die Übung ernster, als wenn man sie für sich allein durchführt. Es war bewegend, welche tiefen Prozesse das Sprechen dieser Sätze bei einigen Teilnehmern auslöste. Wenn man diese Sätze bewußt spricht, kann man auch deutlich spüren, bei welchem Elternteil noch »etwas zu tun ist«.
    Man merkt selbst und erhält auch von dem »Zeugen« die Resonanz, ob man mit dem Inhalt in Einklang steht. Stolpert man bei bestimmten Stellen, ist es lohnenswert, sich intensiver damit auseinanderzusetzen.
    Manche meinen, daß das uneingeschränkte Nehmen der Eltern für sie bedrohlich sein könnte, wegen eines problematischen Charakterzuges, einer Schuld oder einer Behinderung.
    Wer hier einen Einwand vorbringt, verpaßt die Chance, die Eltern als Ganzes zu nehmen.
    Gerade eine verstärkte Abgrenzung, etwa nach dem Motto »So wie mein Vater will ich nie werden«, führt regelmäßig dazu, daß man tatsächlich dem Vater ähnlich wird. Auch die Entwicklung zum Gegenteil des Abgelehnten läßt sich als ein Ähnlichwerden verstehen. Eine Beurteilung der Eltern steht uns nicht zu. Denn das Ergebnis des Zusammenkommens der Eltern, nämlich das Kind, stellt sich unabhängig vom Gut- oder Bösesein der Eltern ein und begründet eine Bindung jenseits der Moral. Wer seine Eltern wie einen Gemischtwarenladen behandelt, in dem man sich aussuchen kann, was man haben möchte, dem bleibt die Möglichkeit verwehrt, sein Ureigenes voll zu entwickeln. Nehmen mit Einwänden und Vorbehalten heißt, sich eine Beurteilung anzumaßen und sich über die Eltern zu stellen, und ist deswegen kein Nehmen. Das Nehmen der Eltern kann nur mit Demut geschehen.
    Hier ein Beispiel für das, was ich im Umgang mit den Eltern als »Gemischtwarenladen-Mentalität« bezeichne. Ein Klient, erfolgreicher Akademiker, sagte zu mir: »Mein Vater ist leider nur ein Bauer. Geistig ist er ziemlich einfach strukturiert. Dafür habe ich mich schon immer geschämt. Ich hätte mir gewünscht, daß er mich als Kind geistig mehr gefördert hätte.«
    Es folgt ein Beispiel, das zeigt, was die zwanghafte Abgrenzung von den Eltern bewirken kann. Eine Frau in den Vierzigern berichtete, sie habe viele Jahre ihres Lebens versucht, sich von der Mutter abzugrenzen und auf gar keinen Fall so zu werden wie sie. Jetzt habe sie schockiert feststellen müssen, daß sie genauso geworden ist. Nachdem sie das endlich erkannt hatte, konnte sie sich der Mutter nähern. Wer seine Eltern so nimmt, wie sie sind, wird gerade das Problematische der Eltern nicht übernehmen, aber um so mehr das Gute.
    Eine besondere Form der Ablehnung ist das Stellen von Ansprüchen. Wer Ansprüche stellt, verweigert das Nehmen und fühlt sich groß. Wenn er das nehmen würde, was ihm die Eltern geben, mußte er die Ansprüche aufgeben, Viele halten lieber den Anspruch aufrecht, und deshalb kann ihnen die Trennung von den Eltern nur schwer gelingen. Wenn man trotzig glaubt, man müsse dieses oder jenes noch im nachhinein von den Eltern erhalten, bleibt man fest an sie gebunden, ohne sie jedoch genommen zu haben. Dieses nachträgliche Stellen von Ansprüchen wird leider von vielen Therapeuten gefördert, so zum Beispiel von der bekannten Psychoanalytikerin Alice Miller 6 . Wer sich

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