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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schäfer
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durchzusetzen. Dennoch geschieht dies allenthalben. Wenn sich in einer Gruppe jemand durch sein Handeln selbst zerstört, ist es meist ein Späterer, der durch seinen Untergang wie erleichtert einen Früheren nachahmt. Hellinger würde sagen, daß er dem vor ihm Geborenen (unbewußt) »die Ehre erweist«, und gibt ein Beispiel:
    »Vor einiger Zeit kam ein Rechtsanwalt zu mir. Er war ganz aufgelöst. F> hat in seinem Familiensystem nachgeforscht: Die Urgroßmutter war verheiratet und hatte einen anderen Mann kennengelernt, von dem sie schwanger wurde. Dieser Mann starb, und der Verdacht kam auf, daß er ermordet wurde. Er war 27 Jahre alt und starb am 31. Dezember. Später hat diese Frau den Hof, den sie von diesem Mann (geerbt) hatte, nicht dem gemeinsamen Kind gegeben, sondern dem Kind aus der nächsten Ehe. Das war ein sehr großes Unrecht.
    In der Zwischenzeit haben sich in der Familie drei Männer im Alter von 27 Jahren jeweils am 31. Dezember oder am 27. Januar, dem Hochzeitstag der Urgroßmutter, umgebracht. Einer davon wurde verrückt am 31. Dezember und erhängte sich am 27. Januar. Seine Frau war schwanger, so wie es die Urgroßmutter damals gewesen war. Und als der Klient das sah, fiel ihm ein, daß ein Cousin von ihm gerade 27 Jahre ist und der 31. Dezember nahte. Da ist er dort hingefahren. Der Cousin hatte schon eine Pistole gekauft, um sich zu erschießen. So wirken Verstrickungen.
    Später kam der Klient noch einmal zu mir und war in extremer Selbstmordgefahr. Ich habe mit ihm gearbeitet und ihn gebeten, sich mit dem Rücken gegen die Wand zu stellen. Ich bat ihn, sich den toten Mann vorzustellen und ihm zu sagen: Ich gebe dir die Ehre. In meinem Herzen hast du einen Platz. Und ich werde das Unrecht, das dir geschehen ist, beim Namen nennen, so daß es gut werden kann. Daraufhin war er befreit.« (Aus einer Radiosendung mit Bert Hellinger im S-2-Forum.)
    Mord ist immer ein einschneidendes Ereignis in der Sippe. In dem geschilderten Beispiel sind die Nachwirkungen noch 130 Jahre später sichtbar gewesen. Es bleibt nachzutragen, daß Bert Hellinger den Klienten zu der Urgroßmutter und ihrem zweiten Mann (dem Urgroßvater des Klienten) sagen ließ: »Was immer eure Schuld war, ich lasse sie bei euch. Ich bin nur ein Kind.« Überdies sollte der Klient sich vorstellen, er ziehe vorsichtig seinen Kopf aus einer Schlinge, gehe langsam rückwärts und lasse sie hängen. Danach fühlte er sich von den Selbstmordgedanken befreit. Der erste Mann der Urgroßmutter ist ihm seitdem ein schützender Freund geworden.

Was Schicksalsverstrickungen löst

    Das vorgestellte Beispiel zeigt, daß die Forderungen des Gruppengewissens auch anders erfüllt werden können als durch blindes Nachfolgen und Sühnen. Die Ausgeschlossenen erhalten von uns den Platz und die Bedeutung, die ihnen zustehen, indem wir ihnen unsere Liebe entgegenbringen und sie würdigen. Die Schuld lassen wir bei dem, dem sie gehört. Dieser Rückzug aus der Verstrickung gelingt allerdings nur, wenn er in Demut und Liebe geschieht.

III Eltern und Kinder

Grundsätzliches

    Im vierten Gebot der Bibel werden wir aufgerufen, Vater und Mutter zu ehren. In der Systemischen Psychotherapie ist das Achten und Ehren der Eltern von zentraler Bedeutung. Doch reicht dieser Umstand nicht aus, um Hellingers Ansatz »Biblische Psychotherapie« zu nennen. Zuweilen vertritt Hellinger sehr kritische Ansichten in religiösen Dingen.
    Ob jemand seine Eltern achtet oder nicht, hat immer eine Rückwirkung auf ihn. Ein Beispiel: Ein Mann schimpfte mit den unflätigsten Ausdrücken auf seine Mutter. Es tat weh, ihm zuzuhören. Außerdem war er stolz darauf, daß er seine Mutter, die er nicht Mutter nannte, sondern mit einem Schimpfwort belegte, fast 20 Jahre nicht mehr gesehen hatte. Wer seine Eltern verachtet, lehnt gleichzeitig auch sich selbst ab, denn jeder Mensch ist sein Vater, ist seine Mutter, und darüber hinaus bringt er etwas Eigenes mit. Dieses Eigene hat jedoch nur dann eine Chance, zur Blüte zu gelangen, wenn man seine Eltern so nimmt, wie sie sind.
    Wer seine Eltern auf massive Weise verachtet, dem fehlt etwas Entscheidendes. Er fühlt sich unverwirklicht und leer, und je heftiger die Ablehnung der Eltern ist, desto stärker bestraft er sich unbewußt. Der erwähnte Mann fühlte sich schwer depressiv und stand nach eigener Aussage kurz davor, in die Psychiatrie zu kommen. Bei Depressiven, so sagt Bert Hellinger, wird häufig ein Elternteil massiv abgelehnt.

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