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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schäfer
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Bei meinen bisherigen Erfahrungen mit depressiven Klienten konnte ich diesen Zusammenhang oft erkennen, obwohl natürlich auch eine andere Dynamik dahinterstehen kann. Über die natürlichen Ordnungen der Liebe zwischen Eltern und Kindern hat Bert Hellinger einige grundsätzliche Dinge gesagt.

    1. Eltern geben, und Kinder nehmen. Dieser Satz liest sich einfach, und doch steckt so viel in ihm. Hier geht es nämlich nicht um ein beliebiges Geben und Nehmen, sondern um das Geben und Nehmen des Lebens. Wenn die Eltern den Kindern das Leben geben, ist dies ein Gut, das keinem gehört. Die Eltern geben dem Kind, was sie von ihren Eltern genommen haben und was sie als Paar, der eine vom anderen, genommen haben und weiterhin nehmen.
    Die Kinder nehmen die Eltern vor allem als Eltern und erst danach empfangen sie Dinge wie z. B. materielles Erbe. Das Gefälle in der Eltern-Kind-Beziehung kann nie ausgeglichen werden, doch können die Kinder später das Erhaltene an eigene Kinder und andere Menschen weitergeben.
    Eltern geben sich den Kindern, wie sie sind, und dementsprechend können die Kinder die Eltern nur so nehmen. Das Kind kann weder etwas hinzufügen noch zurückweisen. Auf diese Weise haben Kinder nicht nur Eltern, sie sind ihre Eltern. Ob es uns gefällt oder nicht: Die Eltern sind der Ursprung unseres Lebens.
    Ein kleineres Gefälle entsteht zwischen den Geschwistern. Der Erstgeborene gibt dem Zweitgeborenen, wie umgekehrt dieser vom ersteren nimmt. Dies wird zum Beispiel deutlich, wenn ältere Geschwister ihre jüngeren Brüder oder Schwestern ständig vom Kindergarten abholen müssen und auch anderweitig Verantwortung für die Jüngeren übernehmen und dafür ihre freie Zeit einschränken müssen. So wie die Kinder den Eltern nachgeordnet sind, so stehen den älteren Geschwistern mehr Rechte zu als den jüngeren. Wenn diese Ordnung auf den Kopf gestellt wird, indem ein jüngeres Geschwister den ersten Platz in der Geschwisterreihe einnimmt, entsteht unweigerlich Streit.

    2. Zu den Ordnungen der Liebe zwischen Eltern und Kindern und zwischen den Geschwistern gehört auch, daß der Empfänger die erhaltene Gabe zu schätzen und dem Geber gegenüber zu würdigen weiß. Dieses Ehren des Gebers kann nur gelingen, wenn es ohne Bedingungen und Vorbehalte geschieht. Das Kind steht in Einklang mit der natürlichen Ordnung, wenn es sein Leben nimmt, wie die Eltern es geben, als Ganzes, und daß es den Eltern so zustimmt, wie sie sind. Ein solches Nehmen nennt Bert Hellinger ein »demütiges Nehmen«. Diese schlichten Lebensweisheiten sind in sogenannten »primitiven Kulturen« meist selbstverständlich. Auch bei uns waren sie vor nicht allzu langer Zeit Allgemeingut.

    3. Gemäß dem Früher oder Später gibt es in der Familie eine Rangordnung, die, wie beim Geben und Nehmen, von oben nach unten verläuft. Eltern rangieren somit vor den Kindern, und das erste Kind hat Vorrang vor dem zweiten Kind. Solche Gedanken mögen vielen »undemokratisch« erscheinen, doch wenn man diese Ordnung in der Familie nicht berücksichtigt, stehen permanent Streit und Mißverständnisse auf der Tagesordnung.

Das Nehmen der Eltern

    Die Eltern zu nehmen setzt vor allem Demut voraus, Demut vor der Größe des Lebensgeschenks, das ich durch die Eltern erhalten habe. Das demütige Ehren der Eltern bedeutet auch die Zustimmung zum Leben und zum Schicksal, wie es die Eltern mir vorgeben. Dazu gehören die Grenzen und die Möglichkeiten meines Lebens und auch die Verstrickungen der Familie, in die ich hineingeboren wurde. Dadurch erkenne ich an, daß das Leben mit seinen Ordnungen größer ist als meine Person.
    Die Wirkung des hier Geschilderten kann man erfahren, wenn man sich vorstellt, vor den Eltern zu knien, sich tief zu verneigen und mit ausgestreckten Armen und nach oben gewandten Handflächen zu sprechen: »Ich gebe dir die Ehre.« Danach stehen wir auf, sehen den Eltern in die Augen und danken der Mutter wie dem Vater für das Geschenk des Lebens. Die folgenden Danksagungen stammen von Bert Hellingen Wählen Sie bitte in der Anrede die Form, die Sie als Kind benutzt haben.

Dank am Morgen des Lebens

Liebe Mama/liebe Mutti,
ich nehme es von dir,
alles, das Ganze,
mit allem Drum und Dran,
und zum vollen Preis, den es dich gekostet hat
und den es mich kostet.

Ich mache was daraus, dir zur Freude
(und zum Andenken).
Es soll nicht umsonst gewesen sein.

Ich halte es fest und in Ehren,
und wenn ich darf, gebe ich es weiter, so wie du.

Ich

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