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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schäfer
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Kontakt zu Frauen als zu Männern, und das blieb auch während des Studiums so. Die engsten Freundschaften pflegte er mit Feministinnen, denn von ihnen war er besonders begeistert. Später wurde er politisch tätig und setzte sich für die Rechte der Frauen ein.
    In dieser Zeit hatte er einen Traum: Ein Rudel Wölfinnen und er liefen durch einen Wald (Wölfe bedeuteten für ihn Unabhängigkeit). Gemeinsam kamen sie schließlich an das Ufer eines Flusses. Jede der Wölfinnen schaute in das Wasser und sah ihr Spiegelbild. Doch als der junge Mann ins Wasser blickte, sah er nichts. 13 Im Gegensatz zu den Frauen fehlte ihm die geschlechtliche Identität! Bei Frauen kann sie ein Mann nämlich nicht finden.
    Ich erinnere mich an einen Klienten, der an die 40 Jahre alt war. Er wirkte in seinem Verhalten wie ein verschüchterter, verweiblichter Jugendlicher. Erst vor kurzem war er aus dem Haus seiner Mutter gezogen. Der Vater war schon vor zehn Jahren verstorben. Seine Mutter haßte er, und seinen Vater bezeichnete er als einen »Schwächling«, der einem kein Vorbild sein konnte. Doch ganz egal wie schwach sein Vater gewesen sein mag, den »männlichen Saft« kann ein Junge nur von seinem Vater bekommen.
    Das Anliegen des Klienten war: »Ich will meine Depression los sein, brauche mehr Selbstbewußtsein, und ich will endlich ein Mann werden.« Als er begann, mir die negativen Seiten seines Vaters zu schildern, unterbrach ich ihn. Ich bat ihn, mir aus seiner Kindheit einige positive Erinnerungen mit dem Vater zu schildern. Der Mann beugte seinen Kopf und erzählte tatsächlich eine Episode, in der er sich mit seinem Vater gut verstanden hatte. Plötzlich fing er an zu weinen. Es war ihm sehr peinlich, zu spüren, daß er seinen Vater liebte. »Das verstehe ich nicht«, sagte er. »Ich lehne ihn doch ab, wie kommt das?«
    Statt mit ihm zu diskutieren, wollte ich ihn mit Hilfe einer Übung tiefer in die Liebe zum Vater führen, doch er wollte die Liebe und den Schmerz nicht mehr auf diese Weise spüren. Den nächsten Termin sagte er ab, und so bleibt ihm der Vatersaft weiterhin »erspart«.
    Übrigens hat dieser Mann trotz seiner 40 Jahre noch nie eine Partnerschaft oder eine sexuelle Begegnung mit einer Frau erlebt. Das war auch sein Anliegen mit der Formulierung »Ich will endlich ein Mann werden«. Je weniger Vatersaft einer getrunken hat, desto uninteressanter ist er für die Frauen. Mit solchen Männern haben Frauen nur Mitleid, sie sehen nichts Attraktives an ihnen.

Der Mann dient dem Weiblichen, und die Frau folgt dem Mann

    Den ersten Halbsatz dieser Überschrift liest man als Frau sicherlich gerne, den zweiten dafür mit um so mehr Unbehagen. Was bedeutet es, wenn Hellinger sagt, die Frau solle dem Mann folgen? Er meint das ganz wörtlich: Wenn zum Beispiel Mann und Frau sich kennenlernen und weit voneinander entfernt wohnen, geht die Beziehung meist schief, sobald der Mann zur Frau zieht, um in den Betrieb der Schwiegereltern einzusteigen. Zieht die Frau zum Mann, ist das zwar noch keine Garantie für ein Gelingen, doch ist die Chance zumindest höher. Ausnahmen mögen das bestätigen.
    Wenn man das hier Gesagte ernst nimmt, hat das weitreichende Folgen bei Ehen zwischen Partnern verschiedener Nationalität, Kultur oder auch Konfession. In der Regel müssen die Frau und vor allem die Kinder in diesen Punkten dem Mann folgen. Eine deutsche Frau, die einen türkischen Mann heiratet, sollte wissen, daß die Kinder in ihrem Herzen Türken sind. Wenn man ihnen verbietet, sich mit dem Islam und der türkischen Kultur auseinanderzusetzen, bringt man ihre Seele in einen Konflikt.
    Für Hellinger hat das »nichts zu tun mit Patriarchat. Man sieht aber die Wirkung des einen und des anderen am Frieden, der auf einmal herrscht, und an der guten Kraft, die plötzlich in so eine Familie kommt. Die einzige Ausnahme, die ich kenne, ist die, wenn die Familie des Mannes sehr durch schwere Schicksale belastet ist.« (OL: 460) In letzterem Falle müssen die Kinder in den Bannkreis der Mutter und deren Familie.
    Hellingers Kritiker sind sehr dankbar für solche Äußerungen, denn sie scheinen ihr Vorurteil über ihn zu bestätigen. Doch wer ihn vorschnell verurteilt, sollte einfach auf die Wirklichkeit schauen und prüfen, ob er recht hat. »Wenn jemand Gegenbeispiele hat«, so räumt er ein, »lasse ich mich gern belehren.« (OL: 185)
    Wenn die Frau dem Mann folgt, bedeutet dies natürlich auch, daß der beruflichen Situation des Mannes

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