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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schäfer
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Gefühle, die Du schilderst, sind, so scheint es mir, das Ergebnis einer unterbrochenen Hinbewegung, vielleicht zur Mutter. Wenn sie wiederkommen, hilft es, das Kind in dir sanft bei der Hand zu nehmen und es dorthin zu führen, wohin sein Herz sich sehnt. Ein Satz, der dabei helfen kann, lautet: >Mama, ich gebe dir die Ehre.<«
    Ungefähr ein Jahr später antwortete die Frau: »Ich weine in den Armen meiner Mutter. So kommt Heilung. Dafür hast Du mir den Weg geebnet. Ich danke Dir.« (FWW: 86)

IV MANN UND FRAU

Der »richtige Mann« und die »richtige Frau«

    Darüber, wie man den »richtigen Mann« und die »richtige Frau« findet, ist schon viel geschrieben worden. Einem Paar, das sich nicht so recht füreinander entscheiden konnte, erzählte Hellinger die Geschichte von einem jungen Mann. Dieser konnte sich nie so recht für den Kauf eines Autos entscheiden, obwohl er doch so gerne damit durch die Gegend gefahren wate. Er beschloß, ein weiteres Jahr abzuwarten, ob die Modelle der neuen Saison vielleicht besser sein könnten. Doch er fand gewisse Mängel und wartete wiederum ein Jahr.
    Daß diese Geschichte kein gutes Ende hat, kann man sich denken. Den Mann befiel am Ende die Torschlußpanik. Von einem Augenblick zum anderen wollte er nun ein Auto kaufen, gleichgültig was für eines. In seiner Eile wurde er von einem Lkw überfahren. Hellinger riet dem Paar schließlich: »Der richtige Mann und die richtige Frau sind selten zu finden. Der gute Mann und die gute Frau sind gewöhnlich genug.« (FWW: 16)
    Wo bleiben da die berauschenden Gefühle der Liebe und die Leidenschaft? Ist die Geschichte nicht etwas zu drastisch? Sicherlich kann man Hellinger nicht vorwerfen, daß er Dinge verharmlost. Nicht nur in seinen Geschichten, die er oft und gerne erzählt, sondern auch in der Therapie unterstreicht er nachdrücklich, was die Wirkungen bestimmter Haltungen sind.
    Bestraft das Leben die Zögernden nun wirklich so hart? Der Leser möge die Probe aufs Exempel machen und sich in seinem Bekanntenkreis umschauen. Wie ist es denen ergangen, die an Aussehen, Charakter, Bildungsgrad des Partners die höchsten Ansprüche stellten? Nach meiner Erfahrung haben sie meist nur kurze, unbefriedigende Beziehungen und bleiben oft allein.
    Manchmal gelingt eine Ehe oder Partnerschaft trotz größter Liebe nicht. Den »Richtigen« zu finden genügt eben nicht. Liebe muß nicht nur Leidenschaft, sondern auch »Köpfchen« haben. Liebe ohne den Kopf, so Hellinger, geht immer schief. Haben das nicht schon unsere Großeltern gesagt? Für Romantik und Leidenschaft, so scheint es, hat Hellinger tatsächlich nichts übrig.
    In der Praxis allerdings kann man feststellen, daß die leidenschaftliche Liebe nicht ohne die Achtung der Ordnung gelingen kann. Schon an früherer Stelle erwähnte ich das Beispiel der Frau, die einen Mann heiratete, der aus erster Ehe mehrere Kinder mitbrachte. Nach der natürlichen Ordnung kommen für den Mann an erster Stelle seine Kinder und dann erst die zweite Frau. Die Liebe kann nur gelingen, wenn sich die Frau mit dem zweiten Platz zufriedengibt und den Vorrang der Kinder achtet. Damit ist ein Opfer verbunden.
    Oft scheitert eine Paarbeziehung daran, daß einer nicht wahrhaben will, was diese Ordnung fordert. Selbst die romantischste Liebe kann dies nicht ausgleichen. Wenn Liebe auf die Kosten anderer im System geht, hat sie es immer sehr schwer, und je nach der Höhe dieser Kosten muß sie scheitern. Genau aus diesem Stoff sind die großen Romane der Weltliteratur gemacht. Mann und Frau leben in dem süßen Wahn, daß es nur sie allein auf der Welt gibt. Sie haben keinen Blick dafür, wie sich ihr Handeln auf andere Mitglieder im Familiensystem auswirkt.
    Ein Beispiel: Eine Klientin lernte einen verheirateten Mann kennen, der mehrere Kinder hatte. Der Mann ließ sich wegen ihr scheiden, zog zu der neuen Frau und heiratete sie. Die Kinder blieben bei ihrer Mutter. Doch die Leidenschaft der neuen Liebe hatte sich bald aufgebraucht. Schon nach drei Monaten stellte sich bei der Frau ein Gefühl ein, das sie mir gegenüber so formulierte: »Guten Gewissens habe ich nicht geheiratet.«
    Heute würde mich ein solcher Satz sofort hellhörig machen, doch damals hatte ich mich nicht mit Bert Hellingers Einsichten auseinandergesetzt. Das Paar stritt sich von morgens bis abends, angeblich wegen der unterschiedlichsten Dinge wie Unordentlichkeit im Bad und ähnliches mehr. Doch wenn die -> Holle- daraus wird und sich

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