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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schäfer
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-zwischen, mir und dem anderen eine Wand aufbaut«, stehen diese alltäglichen Kleinigkeiten für etwas anderes: In diesem Beispiel stehen sie für die Schuld, die beide in bezug auf die erste Frau und die Kinder auf sich geladen hatten. Wenn es der Frau überhaupt gelingen kann, mit dem Mann glücklich zu werden, dann nur, indem sie der Schuld bewußt ins Auge blickt und die Bindung des Mannes an die erste Frau würdigt. In den Imaginationen, die ich mit der Klientin damals durchführte, lief der Mann immer von ihr weg! Es ist klar, wo er letztlich hinlief ...
    Die »Wand«, die sich zum Partner aufbaut, kann allerdings auch auf eine Verstrickung mit der Herkunftsfamilie zurückzuführen sein. Die unbewußten Verstrickungen mit dem Ursprungssystem haben oft die Folge, daß man sich besonders schwierige Konstellationen in der Paarbeziehung »aussucht«. Die Frau aus dem obigen Beispiel ist ohne Vater aufgewachsen, und außerdem waren beide Großväter ermordet worden. Eine Reihe von Halbgeschwistern väterlicherseits kannte sie nur vom Hörensagen. Daß sich all das auch auf den Beziehungsbereich auswirkt, kann man wohl nachvollziehen.
    Die Sehnsucht nach dem fehlenden Vater kann ein späterer Partner nicht stillen. Zudem band sie die Solidarität mit den Ermordeten an die Ursprungsfamilie.

Was macht den Mann zum Mann und die Frau zur Frau?

    Nach Hellinger wird der Mann erst ein Mann, indem er eine Frau hat, und umgekehrt eine Frau eine Frau, indem sie einen Mann hat. Zur Liebe gehört, daß sie sich beide als Mann und Frau wollen. Entscheiden sie sich aus anderen Gründen füreinander, wird die Paarbeziehung scheitern. Solche Gründe sind finanzielle Versorgung, vom anderen regelmäßig bekocht zu werden, Bequemlichkeit, sich nicht mehr um die Wäsche kümmern zu müssen, intellektuelles Angesprochensein, Konfession oder weil man ihn oder sie gern als zukünftigen Vater oder Mutter seiner Kinder haben möchte.
    Ich erinnere mich an einen Klienten, bei dem ebenfalls »andere« Gründe für eine Heirat vorlagen. Er war an die Vierzig und lebte immer noch allein. Mit einer Frau, die er kennenlernte, verband ihn ein gutes Verständnis, nicht mehr und nicht weniger. Als seine Eltern und seine Freunde ihm immer wieder in den Ohren lagen, er solle diese Frau doch nun endlich heiraten, gab er schließlich nach. In dieser Ehe war von Anfang an der Wurm drin. Nach zehn quälenden Jahren verließ der Mann die Frau wieder und ließ sich scheiden.
    Die richtige Heirat gelingt einem Mann in der Regel erst, wenn er seinem Vater im Herzen so zustimmen kann, wie er ist. Für die Frau gilt in bezug auf die Mutter dasselbe. Wenn eine Frau einen Mann kennenlernt, der seinen Vater noch nicht genommen hat, dann sieht sie (unbewußt) keinen richtigen Mann in ihm. Denn das Männliche erhält der Mann von seinem Vater; lehnt er den Vater ab, unterdrückt er das Männliche in sich selbst.
    Robert Bly schreibt in seinem Buch »Der Eisenhans - ein Buch über Männer«, daß laut einer völkerpsychologischen Untersuchung ein Junge in den USA um 1940 nur eines tun mußte, um ein »Mann« zu werden: den Vater ablehnen. Die Söhne stellten sich die Väter als einfältige Objekte vor, über die man sich lustig machen kann. Was dabei herauskommt, kann man sich denken: Machos! In der gleichen Studie wurde geschrieben, daß amerikanische Väter in der Tat erwarten, von ihren Söhnen abgelehnt zu werden.
    Für Robert Bly steht fest, daß den jungen Männern heute der »väterliche Saft« fehlt,- die Art, wie er sich das nehmen dieses Saftes vorstellt, hat gewisse Ähnlichkeiten mit Hellingers Vorstellungen: »Der Vater gibt, und der Körper des Sohnes - nicht sein Geist - empfängt diese Nahrung, auf einer Ebene, die tief im Unbewußten liegt. (...) Allmählich erfaßt er das Lied, das die Zellen des erwachsenen Mannes singen ( ...)« 12 Allerdings ist dieses Nehmen des väterlichen Saftes wohl nicht, wie Bly meint, auf das Körperliche beschränkt.
    Welche Folgen das Fehlen des väterlichen und männlichen Saftes hat, beschreibt Bly in seinem Buch auf anschauliche Weise. Die jungen Männer hungern ihr ganzes Leben nach dem Vater, ohne es zu merken. Es fehlt ihnen etwas Entscheidendes. Auch das Unbewußte reagiert darauf. Bly erwähnt den Traum eines 20jährigen Mannes, der von Frauen »initiiert« worden war. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er zwölf Jahre alt war. Er wuchs bei der Mutter auf. Während seiner ganzen Jugend hatte er engeren

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