Was die Seele krank macht und was sie heilt
Vorschlag, den Tod als »Freund und Wächter des Lebens« an seiner Seite vorstellen. Von Zeit zu Zeit kann er sich ihm zuwenden und sich tief vor ihm verneigen.
Hier ein Beispiel dafür, wie Bert Hellinger im Seminar mit Klienten umgeht, die an die Programmierbarkeit von Gesundheit glauben. Eine an Brustkrebs erkrankte Frau hatte vor längerer Zeit ihre Gegenwartsfamilie aufgestellt. Bei einem späteren Seminar wollte sie nun auch ihre Herkunftsfamilie aufstellen. Vor einem halben Jahr hatte sie eine Untersuchung machen lassen, bei der einige versprengte Krebszellen im Knochenmark gefunden worden waren: »Da möchte ich noch dran arbeiten. Ich möchte ganz gesund werden«, meinte sie. Hellinger entgegnete, daß das wohl etwas viel erwartet sei.
Lotte: »Ich bin extra hierhergekommen, aus München.« Hellinger: »Was denkst du, wie es mir geht, wenn du das sagst?«
Lotte: »Du hast mir damals gesagt, ich solle in einiger Zeit noch mal zu dir kommen, und dann würden wir die Herkunftsfamilie aufstellen.«
Hellinger: »Ich stehe zu meinem Wort, so ist es nicht. Aber zu erwarten, was du erwartest, das ist die falsche Richtung.« (SBK: 157)
Im weiteren Verlauf des Gesprächs fragte Hellinger, was er ihr denn damals geraten habe. Sie erwiderte, daß es eine vor ihr gestorbene Schwester gebe, deren Vorname sie trage. In bezug auf diese Schwester habe er ihr gesagt, sie solle »die große Seele« wirken lassen, was ihrer Meinung nach auch geschehen sei. Sie habe einen intensiven inneren Kontakt zur Schwester bekommen. Zudem hatte sie ihren Vornamen, den sie sich anstelle des Namens der Schwester zugelegt hatte, abgelegt und den alten Vornamen wieder angenommen. Hellinger begrüßte das und fragte sie, ob es ihr oder ihrer Schwester besserginge.
Lotte: »Mir. Ich bin noch da.«
Hellinger: »Und was ist mein Bild, wem es bessergeht?« Lotte: »Ihr.«
Hellinger: »Genau. Das ist mein Bild.«
Lotte (nach einer langen Pause): »Ich habe Herzklopfen bekommen.«
Hellinger: »Gut. Ich möchte es da im Augenblick auch lassen. Ich komme später darauf zurück.« (SBK: 158)
Zur Gruppe gewandt unterstrich Hellinger, daß der Schlüsselsatz, der hier krank macht, lautet: »Ich möchte ganz gesund werden.« Dieser Satz blockiert die Energie, und die in der Seele wirkenden Kräfte können sich dann nicht entfalten. Wenn Lotte aufhört zu glauben, daß sie es besser habe als die Tote, kann sie auf eine höhere Ebene kommen. Auf dieser höheren Ebene spielt es genaugenommen »keine Rolle ( ...), ob sie gesund wird oder nicht. Das ist eine Ebene, auf der dieser Unterschied nicht mehr zählt. Und dann kann sich Heilendes entfalten. Auf dieser Ebene erst.« (SBK: 158)
Wenden wir uns nun einigen ausgesuchten Krankheiten und körperlichen Beschwerden zu. Hier geht es nicht darum, lexikalische Definitionen über systemische Hintergründe aufzulisten, vielmehr werden bestimmte seelische Zusammenhänge bei bestimmten Krankheiten erwähnt, die in der Vergangenheit durch Familienaufstellungen sichtbar geworden sind. Es handelt sich demnach nicht um statistische Ergebnisse, die irgendeinen Anspruch erheben.
Jedes der hier aufgezählten Krankheitsbilder kann selbstverständlich auch mehrere andere Hintergründe haben.
Wenn erst einmal einige Jahrzehnte praktische Erfahrungen mit Familienaufstellungen vorliegen, wird man sicherlich Genaueres sagen können.
Bei einem Kongreß zur Praxis des Familienstellens nahmen im Frühjahr 1997 700 Therapeuten teil. Zahlreiche Seminare und Vorträge erhellten eindrucksvoll Fragen der täglichen Arbeit.
Krebs
In der Arbeit mit krebskranken Menschen hat Hellinger bemerkt, daß sie häufig alles mit sich geschehen lassen, nur um geliebt zu werden. Die eigenen Grenzen mißachten sie dabei völlig. Ich erinnere mich an zwei Brustkrebspatientinnen, auf die Hellingers Charakterisierung genau zutrifft. Beide Frauen taten alles, um ja keine Zurückweisung zu erfahren. In ihren sozialen Beziehungen ordneten sie sich stets den anderen unter und stimmten ihnen immer emphatisch zu, obwohl ihre Meinung häufig abwich.
Des weiteren hat Hellinger festgestellt, daß Krebspatienten, besonders solche mit Brustkrebs, das Nehmen verweigern. Vor allem wollen sie nicht die Mutter nehmen und sich tief vor ihr verneigen. Einer krebskranken Frau hat Hellinger in einem Kurs den Satz gesagt: »Lieber gehst du zu den Engeln, als daß du dich vor deiner Mutter verneigst.« Viele Teilnehmer des Seminars waren über diese
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