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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schäfer
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teelöffelweise von ihm zu erhalten. Vor jedem Bissen blickt sie dem Vater in die Augen und sagt: »Bei dir, lieber Vater, schmeckt’s mir. Von dir nehme ich es gerne.« Doch die Übung ist nicht einfach. Wenn man sie ernst nimmt, hat oft schon der bloße
    Gedanke daran eine gute Wirkung. Eine Bulimikerin bedankte sich brieflich für den Rat, den ihr Hellinger gegeben hatte.
    »Vielen Dank für Deine schnelle Antwort und insbesondere für den Tip mit dem Teelöffel und dem Annehmen. Ich habe es sofort ausprobiert und mache es immer wieder mit tiefgreifendem Erfolg. Ich habe mich seit dem ersten Mal nicht mehr überfressen, das heißt, ich esse so normal wie schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr!!! Wenn der Gedanke daran auftaucht, denke ich an den Teelöffel, und der Impuls verschwindet.« (FWW: 118)

Magersucht

    Bei den Familienaufstellungen von Magersüchtigen zeigt sich oft, daß es den Vater aus der Familie herauszieht, indem er zum Beispiel einem früh verstorbenen Mitglied seiner Herkunftsfamilie folgt. In einem solchen Fall sagt die Magersüchtige: »Lieber verschwinde ich als du, lieber Papa.« Die Heilung kann von den Sätzen kommen »Bitte bleibe und segne mich, auch wenn du gehst« zum Vater und zur Mutter »Ich bleibe bei dir, liebe Mama«.
    Es gibt auch Fälle, in denen die Magersüchtigen das »Lieber verschwinde ich als du« nicht dem Vater, sondern der Mutter sagen. In »Ordnungen der Liebe« ist der Fall eines Jungen beschrieben, der sich auf diese Weise mit seiner Mutter solidarisiert. (OL: 488)
    In der Psychotherapie, auch in der klassischen Familientherapie, war lange Zeit die Ansicht verbreitet, bei der Magersucht stehe eine kritische Mutter-Tochter-Beziehung im Kern des Problems. Oft wird der Mutter die Schuld an dieser Krankheit des Kindes gegeben. Doch jede Deutung, die ein Familienmitglied herabsetzt, erschwert die Lösung. Bei Familienaufstellungen läßt sich feststellen, daß die Heilung durch die Mutter kommt, wenn die Tochter ihr sagt »Ich bleibe bei dir«.
    Der nicht selten zu beobachtende Wechsel von Magersucht zu Bulimie hat folgenden Hintergrund: Die Magersüchtige hat sich noch nicht ganz entschlossen, zu bleiben. Sie ißt, um zu bleiben, und sie erbricht, um zu gehen. Die Lösung besteht darin, daß sie beim Brechreiz dem Vater oder der Mutter sagt: »Lieber Papa, ich bleibe« oder »Liebe Mama, ich bleibe«,

Fettsucht

    In der Aufstellung einer fettsüchtigen Frau zeigte sich, daß sie mit der verstorbenen ersten Frau des Vaters identifiziert war und ihr nachfolgen wollte. Jemand, der gleichzeitig sterben und leben will, kann zum Beispiel aus Vorsicht Nahrung hamstern. Er ißt etwas mehr, als der Körper braucht, denn Esssen bedeutet: »Ich bleibe.« Macht man sich aber bewußt, daß man bleiben darf, kann man wieder normal essen. Dies gelingt, indem die Identifizierung mit Liebe gelöst wird. Wer jedoch fürchtet, daß er gehen muß, ißt lieber etwas mehr. Wenn der Fettsüchtige Hunger verspürt, schlägt Hellinger ihm vor, daß er sagen soll: »Ich bleibe.« (FS: 306)
    Ein anderes Beispiel: Eine fettsüchtige Klientin erzählte, daß sie kurz nach ihrer Hochzeit ihre Mutter verloren habe. Sie fühlte sich aufs engste mit ihr verbunden. Die Mutter war einfach tot umgefallen; niemand hatte mit ihrem Tod gerechnet. In der Folge wurde die Frau fettsüchtig, und auch das in der Ehe geborene Kind wurde sehr dick. Auch hier kann man das vermehrte Essen als Vorsichtsmaßregel gegen ein zu schnelles Nachfolgen ansehen.
    Selbstverständlich darf man aus diesen Hinweisen kein Dogma machen. Bei der Fettsucht gilt es, medizinische Fragen abzuklären, und natürlich kann es noch eine Reihe anderer psychischer Zusammenhänge geben.

Depression

    Im Kapitel über das Nehmen der Eltern wurden mehrere Beispiele für die Entstehung einer Depression vorgestellt. Hinter der Depression steckt oft eine Verachtung der Eltern. Je wütender und böser jemand auf seine Eltern ist, desto weniger nimmt er von ihnen die elterliche Kraft und desto depressiver wird er. Die Depression verschwindet, wenn man den Eitern in Liebe so zustimmt, wie sie sind.
    Das mangelnde Nehmen der Eltern kann aber auch durch andere Dynamiken bedingt sein. Ein Beispiel: Eine Frau litt seit ihrer Jugend an schweren depressiven Verstimmungen. In einer Aufstellung mit Symbolen wurde deutlich, daß sie mit der früheren Verlobten ihres Vaters identifiziert war. Dieser Frau war ein großes Unrecht angetan worden. Der Vater hatte

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