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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Nach zwei Wochen im Haus des Wildhüters hatte er sich schon recht gut an sein neues Leben gewöhnt. Gefüttert und umsorgt, sah er gesünder und kräftiger aus als jemals, seit er den Farthing-Wald verlassen hatte. Er war ein ganz neues Tier geworden und fürchtete sich schon vor dem Anblick seiner leidgeprüften Freunde, wenn er zu ihnen zurückkehren würde. Er wußte, im Vergleich zu ihm würden sie dünn und mager sein, und ein Gefühl sagte ihm, in ihren Augen werde er so etwas wie Anklage und Neid auf seine wiedergewonnene Gesundheit erblicken.
    Aber er mußte sich eingestehen, daß er nicht nur dies allein fürchtete. An den Worten der Katze war etwas Wahres. Vielleicht hatte er sich wirklich schon zu sehr an das gute Leben gewöhnt. Er freute sich überhaupt nicht mehr auf die Aussicht, in der bitterkalten Einsamkeit des Hirschparkes wieder um sein Leben kämpfen zu müssen. Jetzt war er dazu noch weniger geeignet als vor seinem Unfall. Er dachte mit Schrecken daran, daß er sich wieder daran gewöhnen mußte, sein Fressen selbst zu suchen, zu lernen, mit weniger auszukommen, als er brauchte, sich erneut mit der fürchterlichen Kälte herumschlagen zu müssen, vor der es keinen Schutz gab.
    Er war sicher, der Wildhüter würde ihn nicht sofort hinauswerfen, wenn er wieder richtig laufen konnte, sollte das Wetter sich bis dahin nicht gebessert haben. Der Wechsel wäre zu abrupt. Und so war er immer wieder versucht zu bleiben. Aber er wußte auch, daß ihn, wenn er unnötig lange blieb, Schuldgefühle quälen würden. Wie konnte er ruhig in diesem Luxus leben, während seine alten Freunde die ganze Zeit so schrecklich leiden mußten? Und wenn er sie hierherholte? Ob das möglich wäre?
    Tag für Tag grübelte er darüber nach, bis schließlich sein verletztes Bein wieder ganz gesund war. Vor einer Woche waren die Stützen und Verbände entfernt worden, zur gleichen Zeit auch der Verband vom Rücken der Katze. Jetzt konnte er wieder ganz wie früher in seinem gewohnten Gang herumwatscheln. Die Entscheidung war nun zu treffen.
    Als er die Rote das nächste Mal traf, sagte er ihr, daß er vollständig wiederhergestellt sei. Lange blickte ihm die Katze in die Augen. »Nun?« fragte sie schließlich. »Welche Pläne hast du?«
    Der Dachs eröffnete ihr seine Idee, die Freunde zu sich in die Obhut des Wildhüters zu holen. »Würde der Mann sie aufnehmen? Würde er es überhaupt können, würde er es wollen?« fragte er immer wieder.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte die Rote. »Ich weiß nicht, ob er Platz für euch alle hat. Aber ich bin sicher, daß er sich wirklich um Tiere, die in Not sind, kümmern würde. Aber wollen sie denn herkommen?«
    »Jetzt muß ich sagen, daß ich es nicht weiß«, gestand der Dachs. »Aber ich könnte versuchen, sie zu überreden.«
    »Die Vögel hast du vergessen«, sagte die Katze bestimmt. Der Dachs wußte, was in ihrem Kopf vor sich ging. »Mit denen habe ich ohnedies nicht gerechnet«, stimmte er ihr bei. »Wann brichst du auf?« fragte die Katze jetzt.
    »Sobald der Mann mich laufenläßt.«
    »Das tut er, wenn du ihm klarmachst, daß du wirklich in den Hirschpark zurück willst. Du tätest gut daran, deutlich zu zeigen, daß du mit ihm gehen willst, wenn er das nächste Mal nach draußen geht.«
    Die Gelegenheit ergab sich schließlich, und der Wildhüter ließ ihn laufen. Nun stand der Dachs wieder an der Grenze zum Park und schnupperte nach allen Richtungen. Alles war noch dick verschneit, und die eisige Temperatur biß in seinen verwöhnten Körper. Halb drehte er sich um und sah zurück zu der offenen Hintertür, die das Tor zur Geborgenheit verkörperte. Auf der Schwelle saß die Rote. Sie erhob sich. »Ich begleite dich noch ein Stückchen«, bot sie an. »Gern«, bedankte sich der Dachs.
    Der Wildhüter beobachtete, wie die beiden Tiere, die so gute Freunde geworden waren, sich in Bewegung setzten. Seine Arbeit war getan.
    Sie umrundeten den Teich der Eßbaren Frösche, und dem Dachs fielen die Kröte und die Kreuzotter ein, die hier irgendwo schlafen mußten, tief unten am Ufer, geschützt vor dem Wetter. Alles, was sie später über den Winter wissen würden, würde aus den Erzählungen ihrer Freunde stammen.
    »Wie es ihnen wohl ergangen ist?« murmelte der Dachs mehr zu sich selbst. Der Fuchs, die Füchsin, der Maulwurf, das Wiesel, der Waldkauz... seine Freunde waren zu Fremden geworden. In den vergangenen Wochen war ein Hätscheltier des Menschen ihm vertrauter

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