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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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gewesen als seine früheren Freunde.
    Etwas weiter stand die Rote still. »Ich gehe jetzt zurück«, sagte sie. »Sei vorsichtig. Und grüße bitte den Maulwurf und die Füchse.«
    »Lebewohl«, sagte der Dachs. »Du warst mir eine gute Freundin. Wir werden uns sicher Wiedersehen.«
    »Bis dann«, sagte die Katze.
    Der Dachs blickte ihr nach, als sie durch den Schnee zurücklief. Der Himmel über dem Park sah bleigrau aus; es war windstill und bedrohlich dunkel. Ein Schneesturm kündigte sich an. Er mußte seinen Bau so schnell wie möglich erreichen. Seine Freunde zu besuchen, dazu war später noch Zeit genug.
     

 
    Der Dachs hätte nie zugegeben, daß es ihm schwerfiel, sich an sein altes Leben und an die alten Freunde zu gewöhnen — selbst wenn er sich dessen bewußt gewesen wäre. Die alten Freunde jedoch stellten die Veränderung an ihm sofort fest. Der Maulwurf, der regelmäßig nach dem Bau des Dachses gesehen hatte, seit sie alle von seinem Verbleib wußten, kroch durch den Verbindungsgang. Zuerst dachte er, ein fremder Dachs habe den Bau in Besitz genommen, denn sein alter Freund roch — so anders.
    »Oh, hallo, Maulwurf!« begrüßte der Dachs ihn ohne rechte Begeisterung, als sein kleiner Freund unentschlossen stehenblieb. »Ja, ja, ich bin es wirklich.«
    »Ich habe seit Tagen auf deine Rückkehr gewartet«, sagte der Maulwurf. »Wir haben dich so vermißt. Aber wie nett von der Katze des Wildhüters, den weiten Weg zu gehen, um uns zu beruhigen. Es tut mir nur leid, daß sie diesen Unfall hatte.«
    »Sicher hätte sie einen besseren Empfang verdient«, meinte der Dachs ziemlich kühl, was den Maulwurf verwunderte. »Sie machte die Reise nur, weil ich sie mehr oder weniger dazu gezwungen hatte. Sie hat mich aber gebeten, dich zu grüßen.«
    »Danke«, sagte der Maulwurf leise. Er mochte diese ungewohnte, kurzangebundene Art nicht.
    Das Schweigen zog sich in die Länge. Der Dachs schien an einer weiteren Unterhaltung nicht interessiert, und der Maulwurf getraute sich immer weniger, etwas zu sagen. »Du... du siehst so... so anders aus«, stotterte er schließlich. »Irgendwie bist du dicker geworden.«
    »Kann sein«, war die kurze Antwort. »Ich habe gut zu fressen bekommen.«
    »Das fr... freut mich aber«, flüsterte der Maulwurf. »Ich laufe und sage dem Fuchs, daß du da bist«, fügte er völlig durcheinander hinzu und wollte sich schon auf den Weg machen.
    »Laß nur«, sagte der Dachs. »Ich gehe besser selbst. Ehem — bis später dann, Maulwurf.«
    Verdattert sah der Maulwurf seinem Freund nach, wie er im Ausgangstunnel verschwand, ohne daß er auch nur einen Blick zurückgeworfen hätte.
    Draußen war es dunkel, und frischer Schnee bedeckte den Park. Der Dachs verzog das Gesicht und preßte die Zähne aufeinander. Der Gegensatz zwischen der Öde der Wildnis und der Behaglichkeit der menschlichen Behausungen fiel ihm noch stärker auf. Auf dem Weg zum Fuchsbau erspähte ihn der Waldkauz und glitt von einem Eichenzweig herab.
    »Willkommen zu Hause, alter Freund«, krächzte der Vogel und betrachtete den Dachs ganz ungeniert von oben bis unten. »Dir scheint es ja bei dem Wildhüter recht gut gegangen zu sein. Du bist rund — und verweichlicht geworden.« Der Dachs zuckte die Achseln. »Eine schöne Abwechslung im Vergleich zum vorherigen Darben.«
    »Das sehe ich«, entgegnete der Waldkauz sarkastisch. »Umso schwerer fällt es dir sicherlich, dich wieder einzugewöhnen.«
    »Muß ich das?« fragte der Dachs schroff.
    Der Waldkauz tat, als verstehe er nicht. »Was meinst du?«
    »Komm mit mir zum Fuchs«, war die Antwort, »dann erkläre ich euch beiden alles.«
    »Chrr«, brummelte der Waldkauz. »Das verspricht ein sehr interessantes Gespräch zu werden.«
    Als sie ankamen, war der Fuchsbau leer, und der Dachs sagte, er wolle bis zur Rückkehr der Füchse warten. Und so machte er es sich so gemütlich wie möglich, während der Waldkauz sich auf einem Stechpalmenbusch ganz in der Nähe niederließ. Die Gedanken des Dachses wanderten zurück zur warmen Küche im Wildhüterhäuschen. Er sah seine Freundin, die Rote, vor sich, wie sie zusammengerollt in ihrem Körbchen lag, in der süßen Gewißheit, sie werde ihr Fressen bekommen, ohne sich auch nur vor die Tür bemühen zu müssen. Sie konnte den eisigen Winter völlig vergessen, der die Tiere des Hirschparkes quälte.
    Ja, das Leben in der Wildnis konnte schrecklich hart sein. Dieser Gedanke wurde nur noch mehr bestätigt durch die

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