Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
Vom Netzwerk:
den Augen. Der Eid!
    Der Dachs stürzte sich in den Kampf. Mit all seinem Gewicht warf er sich auf die Rote, seine Zähne bissen nach ihrer Kehle. Die Katze jaulte auf und biß wütend zurück. Aber sie mußte loslassen, der Turmfalke konnte sich befreien und schwang sich sofort in die Luft.
    Jetzt kämpften die beiden Tiere miteinander, und bald wurde klar, daß der Dachs der stärkere war. Er wußte, die Katze war ihm ausgeliefert, und er könnte sie mit einem Biß töten. Sein Instinkt sagte ihm, tu’s, aber er hielt sich zurück. Obwohl er auch der Katze den Eid zugesichert hatte, hatte sie ihr Recht auf Schutz dadurch verwirkt, daß sie ein Tier aus der Farthing-Wald-Gemeinde angegriffen hatte. Aber der Dachs erinnerte sich an den großen Gefallen, den ihm die Rote erwiesen hatte. Jetzt konnte er seine Schuld zurückzahlen. Also ließ er sie fahren, und wie der Blitz sauste die Katze zurück in Sicherheit.
    Der Turmfalke wußte, was diese rettende Tat bedeutete. »Willkommen im Schöße der Familie!« krächzte er aus der Luft.
    »Jetzt ist keine Gefahr mehr«, rief der Dachs zurück. »Komm runter und laß mich sehen, ob du verletzt bist.« Der Turmfalke landete, und der Dachs sah die Spuren, die die Krallen der Katze hinterlassen hatten. Er begann den Körper seines Freundes zu lecken.
    »Vielen Dank«, sagte der, »herzlichen Dank für deine Hilfe. Einen Augenblick lang war ich im Zweifel, was du tun würdest.«
    »Ich weiß«, sagte der Dachs. »Bin ich dumm gewesen! Ich war wie in einem fremden Land und kannte mich selbst nicht mehr. Es ist verrückt. Ich möchte lieber mit euch allen sterben, als ohne euch weiterleben.«
    »Wir sterben schon nicht«, entgegnete der Turmfalke. »Es wird hart werden, aber wir sind zähe.«
    »Die Wunden sind nicht tief«, meinte der Dachs. »Die heilen bald.«
    »Hm... Dachs... warum hast du die Katze geschont?«
    Der Dachs erklärte es.
    »Das habe ich mir gedacht. Das bedeutet also, sie ist immer noch hinter mir her.«
    »Bleib du nur in der Luft, wenn du in diese Gegend kommst. Die Katze weiß schon, warum ich sie nicht getötet habe und daß meine Schuld nun bezahlt ist. Sie ist fair. Ich glaube nicht, daß sie noch auf Rache sinnt.«
    »Hoffentlich hast du recht. Wenn wir uns beeilen, kannst du alle dabei überraschen, wie sie in deinem Bau über dich beraten.«
    »Wir treffen uns dort«, erwiderte der Dachs.
     

 
    Die Zusammenkunft der Tiere aus dem Farthing-Wald, mit dem Zweck, über das seltsame Benehmen des Dachses zu beraten und was man unternehmen sollte, hatte gerade begonnen, als der Turmfalke eintraf. Er sah den Pfeifer vor dem Eingang zum Bau stehen.
    »Stehst du hier Wache?« fragte er den Reiher.
    »Nein. Meine Beine sind zu lang, ich kann nicht hinein.« Mit seinem langen Schnabel deutete er auf den niedrigen Eingangstunnel.
    »Dann bist du der erste, der erfährt, daß der Dachs wieder der alte ist.« Und der Turmfalke erzählte von seiner Rettung aus den Krallen der Roten.
    »Wie werden sich alle freuen!« jubelte der Pfeifer. »Geh schnell hinein und sag es ihnen, bevor der Waldkauz keinen guten Faden mehr an ihm läßt.« Und er zwinkerte ihm spitzbübisch zu.
    Der Turmfalke betrat den Bau genau wie damals im Farthing-Wald bei jener historischen Zusammenkunft, als man über die Zukunft der Tiere beraten hatte. Als er sich zu ihnen gesellte, antwortete der Waldkauz eben auf den Vorschlag, den Dachs mit Gewalt zurückzuholen.
    »Wozu?« krächzte er. »Laßt ihn doch. Er hat uns den Rücken gekehrt. Warum sollten wir uns noch um ihn kümmern?«
    »Du redest schon genau wie die Kreuzotter«, piepste der Maulwurf. »Es wäre nicht recht von uns, wenn wir ihn im Stich ließen.«
    »Genau das hat er aber mit uns getan«, knurrte der Waldkauz.
    »Zwei Falsche ergeben immer noch keinen Richtigen«, gab der Maulwurf ein bißchen lahm zurück.
    »Spart euch eure Reden«, informierte der Turmfalke sie. »Der Dachs ist auf dem Rückweg.«
    Sprachlos starrten sie ihn an. Er erzählte ihnen von der Sinneswandlung des Dachses und von seiner eigenen Rettung. »Du siehst, Maulwurf«, sagte die Füchsin. »Ich habe gewußt, daß er wieder der alte werden würde.«
    »Also, ich habe niemals den Glauben an ihn verloren«, erklärte der Maulwurf stolz, während der Waldkauz leicht beschämt wirkte. »Der liebe Dachs! Er ist dir also zu Hilfe gekommen, Turmfalke?«
    »Er hat mir das Leben gerettet«, war die Antwort. »Man kann es nicht anders bezeichnen.«
    »Wie mich

Weitere Kostenlose Bücher