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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Kaninchen? Und die Eichhörnchen?«
    »Ich weiß, ich weiß. So hatte ich mir den Anfang unseres neuen Lebens wirklich nicht vorgestellt«, murmelte der Fuchs. »Aber bedenke auch, wie viele hätten überlebt, wenn sie im Farthing-Wald geblieben wären? Wenn wir den Rest des Winters schaffen, ohne noch mehr unserer Freunde zu verlieren, dann bleiben genug für einen Neubeginn, so daß im Hirschpark immer Nachkommen der Farthing-Wald-Gemeinde leben werden.«
    »Ausgenommen in ein paar Fällen«, meinte der Dachs mit einem traurigen Lächeln.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich der Fuchs betreten. »Ich habe deinen wunden Punkt berührt. Wie gedankenlos von mir.«
    »Macht nichts. Ich weiß schon, wie es gemeint war. Es sieht so aus, als müßten wir zuerst die Wühlmäuse und die Feldmäuse retten, koste es, was es wolle.«
    »Stimmt. Und da wird es schon schwierig. Von Zeit zu Zeit haben die weißen Hirsche für unsere Vegetarier etwas von ihrem Heu gebracht. Aber das Problem ist, daß die Mäuse keine dürren Stengel fressen wollen. Sie mögen Körner. Und Beeren und Insekten. Und die sind natürlich absolut nicht zu bekommen.«
    »Vielleicht finden wir dennoch etwas für sie«, meinte der Dachs.
    Als sie das nächste Mal die Vögel eingeholt hatten, wartete auch der Waldkauz auf sie. Er hatte den Graben gefunden und auch die Straße, die sie entlanggehen mußten.
    »Hast du auch die Häuser gefunden?« fragte der Dachs. »Chrr — ja«, kam die zögernde Antwort.
    »Etwas nicht in Ordnung?« fragte der Fuchs.
    »Also, wir müssen vorsichtig sein«, erklärte der Kauz. »Ich habe den Eindruck, daß schon andere mit den gleichen Absichten unterwegs sind.«
     

 
    »Füchse?«
    »Ja, zwei.«
    »Wo?«
    »Weiter unten auf der Straße.«
    »Wir sind nicht die einzigen Tiere im Park, die leiden. Das vergessen wir manchmal.«
    »Woher wißt ihr, daß sie aus dem Park kommen?« fragte der Turmfalke.
    »Weiß ich auch nicht«, meinte der Fuchs. »Aber es ist wahrscheinlich.«
    Bevor sie die Parkgrenze erreichten, bat er um eine kleine Verschnaufpause. Der Dachs konnte seine Besorgnis jetzt nicht mehr verbergen. »Es geht mir gleich wieder besser«, sagte der Fuchs. »Ich bin einfach nicht mehr so kräftig.« Schließlich erreichten sie den Zaun und fanden eine Stelle, wo andere Tiere den Boden weggekratzt hatten, damit sie nach Belieben durch das Loch unter dem Zaun hinaus- und hineinschlüpfen konnten. Der Dachs und der Fuchs zwängten sich unten durch und übersprangen den Graben. Der Waldkauz führte sie zur Straße.
    Deren Oberfläche war da, wo die Autos den Schnee festgefahren hatten, eisblank. Aber wenigstens war sie ruhig und leer. Vorsichtig bewegten sich die Tiere darauf vorwärts, bis die ersten menschlichen Behausungen in Sicht kamen. »Wartet hier«, sagte der Waldkauz. »Ich werde erst einmal die Lage erkunden!«
    Der Dachs und der Fuchs versteckten sich, wo die Gartenmauer den dunkelsten Schatten warf, und der Pfeifer und der Turmfalke ließen sich auf einem Schornstein nieder. »Dieser Garten eignet sich nicht gut, die Mauer ist zu hoch für euch, das Tor auch«, informierte sie der Waldkauz dann.
    Sie schlidderten weiter, doch beim nächsten Haus gab es dasselbe Problem. Der Fuchs sah den Dachs vielsagend an. »Kauz!« rief der Dachs mit leiser Stimme. »Sieh doch mal nach, ob du die anderen Füchse findest. Vielleicht wissen die mehr als wir.«
    Der Waldkauz kehrte mit erstaunlichen Neuigkeiten zurück. Er hatte die fremden Füchse auf dem Grundstück eines großen Hauses etwas abseits der anderen entdeckt. Sie waren einfach über einen ziemlich niedrigen Zaun gesprungen und schnüffelten nun in den Schuppen und Vorschlägen herum. Nach den Geräuschen zu urteilen, mußte es ein Hühnerstall sein; und der war offensichtlich das Ziel der Füchse.
    »Hühner!« rutschte es dem Fuchs heraus.
    »Genau«, sagte der Waldkauz.
    »Aber der Krach! Die wecken doch die ganze Nachbarschaft auf!«
    Trotz seiner Proteste konnte der Fuchs nur mit Mühe verhindern, daß ihm der Speichel aus den Lefzen tropfte. Der Gedanke an Futter war einfach zuviel für ihn.
    »Vielleicht gibt es genug für uns alle«, versuchte es der Dachs.
    »Was? Das meinst du doch nicht im Ernst, Dachs! Du kannst doch solch einen... nicht gutheißen?«
    Der Fuchs schwieg still. Er wußte, daß er sich nur wichtig machte, eine Rolle spielte — genau wie der Dachs. Denn dies war der einzige Gedanke gewesen, der ihm durch den Kopf geschossen war:

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