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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Erleichterung dauerte nur ein paar Minuten. Denn nicht weit davon entfernt lag ein zweiter toter Fuchs. Dieses Mal untersuchte er ihn sofort. Und ein zweites Mal verspürte er Erleichterung. Doch jetzt mußte er sich fragen, wie viele tote Füchse es wohl geben mochte. War sein Freund doch darunter? Wieder flog er weiter und durchsuchte das ganze Revier, hin und zurück, nach rechts und links. Er erwartete jeden Augenblick das Schreckliche zu sehen, das er so fürchtete. Keines der anderen Nachttiere bemerkte seine Verzweiflung. Sie hatten sich alle versteckt. Als die Sonne aufging, fiel der Waldkauz vor Erschöpfung zur Erde. Und da, hoch oben im blassen Blau des Winterhimmels, schwebte der Turmfalke und sah ihn fallen.
    Später an diesem Tag erkannte der Maulwurf, dem selbst die steinhart gefrorene Erde nie die Freude am Tunnelbau hatte nehmen können, daß die guten Zeiten angebrochen waren.
    Da, wo kein Schnee mehr lag, war die Erde nach dem Wegtauen des Nachtfrostes wieder weich. Der Maulwurf hatte einen neuen Gang steil nach oben gegraben und steckte den Kopf ins Freie, seine rosa Schnauze zitterte vor Aufregung. Fast hätte ihn der Alte Hirsch, der gerade des Wegs kam, mit seinen Hufen zerquetscht.
    Das riesige Tier blickte den winzigen samtenen kleinen Gesellen zu seinen Füßen an. »Oh, Entschuldigung«, sagte er. »Ich habe dich gar nicht gesehen. Ich suche nach deinem Freund, dem Fuchs. Ich habe gehört, daß gestern nacht die Menschen wieder im Park gewesen sind.«
    »Ja, der Dachs hat es mir erzählt«, sagte der Maulwurf. »Und wir alle dachten, sie wären auf Nimmerwiedersehen
    verschwunden.«
    »Euer Anführer ist sehr tapfer, aber er denkt nicht genug an sich selbst. Es scheint, daß seine Bemühungen um uns ihn in Schwierigkeiten gebracht haben. Jetzt sind wir an der Reihe, ihm zu helfen. Daher mein Besuch.«
    Der Maulwurf zeigte dem Alten Hirsch den Weg zum Fuchsbau und eilte, dem Dachs von seiner Begegnung zu erzählen.
    Der Fuchs und die Füchsin waren nicht im Bau. Sie suchten nach Futter, denn nachts konnten sie ihren Unterschlupf nicht mehr verlassen. Also graste der Alte Hirsch, nachdem er sich von ihrer Abwesenheit überzeugt hatte, und vertrieb sich damit die Zeit bis zu ihrer Ankunft. Er hatte gerade das Maul voller Moos, als er sie kommen sah. »Ich grüße euch«, sagte er. »Ich bin gekommen, euch zu sagen, daß das ganze Rudel der Weißen Hirsche hinter euch steht, wenn ihr uns für eure neue Auseinandersetzung mit den Mordmenschen braucht.«
    Der Fuchs hörte wohl den Unterton von Ironie heraus. »Leider ist daran nichts Neues«, entgegnete er. »Für mich sind sie immer eure wie auch meine Feinde gewesen.«
    »Hast du dir schon überlegt, was du machen willst, falls sie zurückkommen sollten?«
    »Oh, die kommen!« sagte der Fuchs. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie mit dem, was sie angerichtet haben, zufrieden sind. Der Turmfalke hat mir berichtet, daß zwei Füchse tot sind. Die Männer wissen genau, daß es noch viel mehr lebendige gibt.«
    »Mein Vorschlag ist, jede Nacht in Deckung zu bleiben, bis sie es satt haben und nicht mehr kommen«, sagte die Füchsin. »Aber der Fuchs will ja nicht auf mich hören.«
    »Einfach deshalb, weil wir dann nichts über ihre Absichten wissen«, erklärte dieser. »Wie lange würde es wohl dauern, bis sie uns bis in unseren Bau verfolgen? Und dann gäbe es kein Entkommen mehr.«
    »Dann hast du also einen Plan?« fragte der Alte Hirsch. »Nur einen ganz armseligen, aber ich hoffe, er gelingt.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Um die Wahrheit zu sagen«, begann der Fuchs, »es ist gar kein richtiger Plan. Ich habe mir nur überlegt, wo im Hirschpark der sicherste Platz ist, zu dem man sich flüchten könnte. Da ist mir eingefallen, daß es einen Ort gibt, den diese Wilddiebe vielleicht meiden, und das ist der Garten des Wildhüters. Wenn wir uns da ansiedelten, könnten wir ihnen vielleicht entgehen.«
    »Hmmm«, machte der Alte Hirsch und dachte nach. »Und was wird aus den anderen Füchsen im Park?«
    »Im Augenblick gilt meine erste Sorge meiner Gefährtin und meinen Freunden«, erwiderte der Fuchs. »Aber man könnte ihnen natürlich Nachricht zukommen lassen, falls sie sich uns anschließen möchten.«
    »Ich sehe da einige Probleme«, warnte der Alte Hirsch. »Die anderen Füchse denken nicht so wie du und deine Freunde. Ich könnte mir vorstellen, daß sie die Mäuse und Kaninchen eurer Gruppe als Frischfleischvorrat ansehen

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