Was die Tiere im Park erlebten
versicherte der Fuchs. »Ich frage dich auch nicht weiter aus. Niemand von uns. Aber du mußt dich jetzt gut ausruhen. Heute nacht brauche ich dich als Ausguck. Schaffst du das?«
»Bis dahin geht es mir wieder besser«, meinte der Waldkauz. »Ich glaube, ich kann schon jetzt wieder fliegen. Ich gehe nach Hause und schlafe mich richtig aus. Wo brauchst du mich?«
»An der gleichen Stelle wie letztes Mal. Unsere Freunde, die Hirsche, stellen ein kleines Empfangskomitee zusammen.«
Immer noch halb betäubt, nickte der Kauz und machte sich dann auf den Weg.
»Turmfalke«, sagte der Fuchs, »ich verlasse mich auf dich, daß alle auf ihren Plätzen am Zaun sind. Wenn es dämmert, müssen sie in Stellung sein.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl.«
»Also gut. Heute nacht will ich zur Abwechslung einmal im Hintergrund bleiben.«
Der Fuchs hatte mit seiner Ansicht, daß die Wilddiebe weiter auf Rache sannen, nur zu recht gehabt. Dieses Mal wurden sie schon am frühen Abend ausgemacht, und die Botschaft wurde die Meldekette entlang zum Alten Hirsch weitergegeben, der schnell sein Rudel antreten ließ. Jetzt mußten sich der Fuchs, die Füchsin, der Dachs und das Wiesel vor den Männern verstecken. Zusammen mit dem Hasen und den Vögeln beschlossen sie, die Ereignisse vom Tiefen Grund aus zu verfolgen, von wo sie, wenn nötig, schnell in ihre Behausungen entkommen konnten.
Die Wilddiebe schienen sehr schlechter Laune zu sein. Bei der geringsten Bewegung knallten sie drauflos, und mit jedem Schuß erschauerten die Tiere aus dem Farthing-Wald bei dem Gedanken an das Schicksal eines der unschuldigen Nachttiere.
Schritt für Schritt durchkämmten die Männer den Park. Schritt für Schritt verringerte sich auch der Abstand zwischen ihnen und dem Hirschrudel. Aufgeregt warteten die Hirsche. Stillstehen bei herannahender Gefahr war nicht ihre Sache. Einige fraßen nervös Moos, andere warfen den Kopf zurück und wedelten mit ihren kurzen Schwänzen. Unbeweglich stand der Alte Hirsch vor ihnen.
Hinter einer Baumreihe gut verborgen, sahen sie, wie die Männer sich näherten. Der Alte Hirsch kniff die Augen zusammen und wartete auf den richtigen Augenblick. Die Männer ahnten nichts. Dann warf er seinen Kopf zurück und röhrte seinen Brunftschrei. Das Rudel brach durch die Büsche und brauste auf die Wilddiebe zu. Erschreckt blickten die Männer hoch, als die weiße Masse mit donnernden Hufen auf sie zugaloppiert kam, ein Wald von Geweihen war gesenkt und direkt auf sie gerichtet. Sie schrien auf, drehten sich um und liefen um ihr Leben. Zum Stehen und Anlegen fanden sie keine Zeit, sie konnten nur laufen, laufen, so schnell es ging, weg von der Woge weißer Leiber, die sie einzuholen drohte.
Als sie sich dem Parkzaun näherten, wurden die Hirsche langsamer und zogen im großen Kreis zurück über die Lichtung, der Alte Hirsch immer voran. Die Männer waren verschwunden.
Aus dem Tiefen Grund waren aufgeregte Stimmen zu hören.
»Hat es geklappt? Sind sie weg?« fragte der Hase.
Der Waldkauz flog auf Erkundung. »Ja, sie sind weg«, gab er Nachricht.
»Und dieses Mal für immer!« meinte der Dachs.
»Wie kannst du da so sicher sein?« wollte das Wiesel wissen. »Das haben wir alle schon einmal gedacht.«
»Sie sind nun zweimal von den Tieren besiegt worden«, sagte der Dachs. »Ob sie sich ein drittes Mal mit ihnen einlassen?«
»Nur wenn sie sicher sind, daß sie gewinnen«, meinte der Waldkauz nachdenklich.
Der Fuchs blickte ihn an. »Dafür haben wir dann ja immer noch meinen Plan in Reserve«, sagte er.
Ein paar Tage lang war alles ruhig im Hirschpark. Beim letzten Eindringen der Wilddiebe hatte wieder ein Kaninchen aus dem Farthing-Wald sein Leben lassen müssen — denn die Männer hatten wild in die Gegend gefeuert. Dem Fuchs ging dieser Verlust näher als frühere, weil er wußte, daß er selbst indirekt den Tod eines seiner Freunde verursacht hatte. Das Oberste Kaninchen hatte ihm von dem Tod Nachricht gegeben. »Wieder einer weniger«, hatte es gesagt und beschrieben, wie es den Körper gefunden hatte. »Und dieser Park sollte unsere Zuflucht werden! Was für eine Zuflucht ist das, wenn von den Kaninchen nur noch ein paar aus dem Farthing-Wald übrig sind?«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte der Fuchs betrübt. »Das gleiche haben mir die Oberste Wühlmaus und die Oberste Feldmaus auch schon gesagt. Wie betrüblich. Wer hätte aber auch einen so schrecklichen Winter vorausahnen können — oder diese
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