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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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euch sehr dankbar. Ihr habt uns das Leben gerettet.«
    »Noch ist nicht Frühling«, meinte die Wühlmaus und schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht so sicher, daß...«
    »Der Pfeifer und der Turmfalke — und natürlich auch der Waldkauz — haben mehr als genug für uns getan. Jetzt haben sie eine Erholungspause verdient.«
    Dieser Meinung der Mehrheit mußte die Wühlmaus sich beugen.
    »Aber«, setzte sie beharrlich hinzu, »wenn es wieder schwierig wird, können wir uns dann noch einmal an euch wenden?«
    Der Pfeifer verbeugte sich elegant und zwinkerte den beiden anderen zu. »Immer zu deinen Diensten«, antwortete er etwas spöttisch. »Ich werde den Turmfalken benachrichtigen.«
    Der Falke hatte das Kaninchen und den Hasen mit der gleichen Bitte aufgesucht. »Also sind wir jetzt entlassen?« fragte er, als der Pfeifer ihm berichtet hatte.
    »Ich bin recht froh darüber«, gestand der Pfeifer. »Die Arbeit wurde allmählich wirklich etwas langweilig.«
    »Ich denke doch, daß niemand ein Wort der Klage von uns gehört hat«, bemerkte der Turmfalke, »was man vom Kauz nicht behaupten kann. Sein dauerndes Nörgeln war kaum noch auszuhalten. An manchen Tagen hatte ich nicht die geringste Lust, auch nur ein Wort mit ihm zu wechseln.«
    »Ach, das ist eben so seine Art«, lachte der gutmütige Reiher. »Er hat das Herz schon auf dem rechten Fleck.«
    »Meinst du wirklich? Ich frage mich das manchmal. Aber wahrscheinlich hast du recht.« Der Turmfalke blickte den Pfeifer etwas schadenfroh an. »Hm — hast du es dem Waldkauz schon gesagt?«
    »Nein«, entgegnete der Pfeifer. »Ich glaube, wir sollten lieber gehen und...« Hier brach er ab, als er die Miene des Turmfalken sah. »Denkst du, was ich auch denke, Turmfalke?«
    Der Turmfalke kreischte vor Lachen. »Na klar doch«, sagte er.
    »Also, ich weiß nicht so recht...« meinte der Pfeifer zögernd.
    »Pah! Das wird ihm eine Lehre sein!« sagte der Turmfalke kurz angebunden. »Er weiß ja nicht, daß wir aufgehört haben, weil er am Tag immer schläft.«
    Widerwillig stimmte der Pfeifer zu. Anderen Streiche zu spielen lag ihm nicht. »Aber lange dürfen wir das nicht machen«, sagte er entschieden.
    Und so flog der arme Waldkauz auch weiterhin nachts aus dem Park und holte, soviel er tragen konnte, von der wohlbekannten Stelle. Die Tiere, für die das Futter bestimmt war, sagten nichts, da sie ihn niemals damit kommen sahen. Sie nahmen an, alle Vögel hätten ihre Meinung geändert. Dann entdeckte der Kauz eines Nachts beim überfliegen der Straße zwei Gestalten, die ihm bekannt vorkamen. Er setzte sich mit seiner Beute auf einen Baum, um die beiden genauer in Augenschein zu nehmen. Bald hatte er sich vergewissert, daß es die Wilddiebe waren. Sie waren wieder unterwegs, wahrscheinlich zum Park. Er beobachtete sie so lange, bis er sicher sein konnte, daß sie unbewaffnet waren, dann beschloß er, direkt zum Fuchs zu fliegen und ihn zu warnen.
    Auf dem Weg sah er den Dachs gemächlich durch den Park streifen. »Du liebe Zeit«, rief der nach oben, als er den Vogel mit seiner Last erblickte. »Machst du das noch immer, Kauz?«
    Der Waldkauz ließ seine Last fallen und schnauzte den Dachs an. »Was sagst du da?«
    Leider lachte der Dachs nun auch noch. »Ich glaube, dir hat jemand einen bösen Streich gespielt«, sagte er. »Die anderen Vögel haben schon vor Tagen aufgehört, zum Abfallhaufen zu fliegen.«
    Dem Waldkauz blieb der Schnabel offen. Dann krächzte er ärgerlich. »So ist das also. Das ist der Dank dafür, daß ich anderen geholfen habe.«
    O weh! dachte der Dachs bei sich. Jetzt nur schnell! »Nein, nein«, sagte er, »sie haben nur vergessen, dich zu benachrichtigen, schätze ich. Ehem — nimm’s nicht so tragisch«, setzte er dann noch flink hinzu.
    Aber der Waldkauz kochte vor Wut. Er umkreiste den Dachs, plusterte sich, raschelte wild mit den Federn, und seine großen Augen glitzerten böse. »Vergessen, nein wirklich?« zischte er. »Dann wollen wir doch mal sehen, was ich alles vergessen kann.«
    Diese letzten Worte klangen so drohend, daß der Dachs nun wirklich besorgt war, obwohl er nicht wissen konnte, daß der Waldkauz damit meinte, daß er sie hatte warnen wollen. Dann flog der Kauz fort, schwang sich höher und immer höher in den Himmel, bis er weit weg von allen seinen Freunden war.
    »Du liebe Zeit, du liebe Zeit«, jammerte der Dachs. »Jetzt ist er wirklich böse. Hätte ich doch nur nicht so gelacht! Was er wohl mit seiner letzten

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