Was die Tiere im Park erlebten
treffe dich im Bau des Dachses.«
Der Igel setzte seinen Spaziergang fort und war schon bald von etlichen Tieren umringt. Alle zusammen erzählten sie ihm von den schrecklichen Ereignissen der letzten Monate. Als sie geendet hatten, war er erleichtert und froh, daß er wenigstens ein paar Freunde wiedergefunden hatte.
»Und das alles habe ich selig verschlafen«, sagte er verwundert.
»Das war auch am besten so«, sagte der Hase. »Du hast es wenigstens gut gehabt.«
Das Erscheinen der Igel kündigte den Tieren an, daß ihre arg zusammengeschrumpfte Gruppe bald wieder vollzählig sein würde. An einem besonders warmen Morgen Anfang März beschlossen alle, einen Gang zum Teich zu machen, denn der Dachs war ganz sicher, daß dieses milde Wetter die Kröte und die Kreuzotter dazu verlocken würde, aus dem Unterschlupf zu kriechen.
Als sie sich dem Wasser näherten, dem Schauplatz des winterlichen Dramas, konnte man schon Leben entdecken. Die Eßbaren Frösche waren aufgewacht und tobten wild im Wasser oder saßen am Ufer und quakten, und in ihrer Nähe, auf einem besonnten Hang, wer lag da und nahm genußvoll ein Sonnenbad — die Kreuzotter.
»Mmmm«, murmelte sie schläfrig, als sie die Gruppe erblickte, »sprecht mich nicht an. Ich bin noch nicht richtig da.«
Die Tiere lachten und überhörten ihre Bitte.
»Wohl noch nicht ganz munter«, korrigierte sie der Fuchs und meinte die fröhlich plätschernden Frösche in ihrer Nähe, »aber ganz sicher wach.«
»Wo ist die Kröte?« fragte der Dachs. »Hast du sie allein gelassen?«
»O nein«, lispelte die Kreuzotter gedehnt. »Als ich aufwachte, war das Loch leer. Sie muß beschlossen haben, die Sonne noch vor mir zu begrüßen.«
»Wo sie wohl sein mag? Wir können sie doch nicht verpaßt haben?«
»Keine Ahnung«, sagte die Schlange. »Aber bitte — geht weg. Laßt mich weiterdösen.«
»Diese ungesellige, alte Dingsda«, knurrte der Waldkauz. »Im Augenblick bekommen wir nichts Vernünftiges aus ihr heraus.«
Der Fuchs suchte nach dem Patriarchen des Teiches, dem Alten Frosch, der die Kröte am besten kannte. Vielleicht konnte der ein wenig Licht in die Sache bringen. Er fand ihn, naß und glänzend, wie er die Szene von einem flachen Felsenstück aus beobachtete.
»O ja, ich habe sie gesehen«, war die Antwort auf die Frage des Fuchses. »Vor zwei Tagen. Sie war auf dem Weg zur Parkgrenze.«
»WAS!?«
ja, in die Richtung ging sie.«
Die Tiere waren verblüfft. Was mochte sie nur Vorhaben? »Vielleicht hat sie ihre Erinnerung verloren«, piepste der Maulwurf. »Ich meine, während ihres langen Schlafes«, fügte er hinzu, weil ihm bewußt wurde, daß seine Worte vielleicht albern waren.
»Du scheinst eher deine verloren zu haben«, zischte ihn die Kreuzotter an. »Ist doch ganz klar, was passiert ist. Es ist Frühling. Die Kröte kehrt zu ihrem Geburtsort zurück.« Und ihre roten Augen funkelten in der Sonne, als sie verächtlich die erstaunten Gesichter betrachtete. »Sie ist auf dem Weg zum Farthing-Wald.«
Die anderen waren wie betäubt. Mit ausdruckslosen Gesichtern blickten sie einander an. Es war einfach nicht zu fassen! Und doch war es auch schon früher einmal geschehen. Sie alle verdankten ihre Kenntnis von der Existenz des Parkes der Kröte, die ihn entdeckt und den größten Teil des Jahres damit zugebracht hatte, über Land zu wandern und den belagerten Tieren des Farthing-Waldes die gute Nachricht zu bringen. Damals war sie in ihre alte Heimat — den Farthing-Wald — zurückgekehrt, nur um festzustellen, daß es ihn so gut wie nicht mehr gab; die Menschen hatten ihn zerstört.
»Aber jetzt ist doch dies ihre Heimat!« rief das Eichhörnchen. »Sie hat uns hierhergeführt. Ihre alte Heimat gibt es doch nicht mehr. Wie kann sie das alles nur vergessen haben?«
»Ich glaube, sie kann nicht anders«, erklärte der Turmfalke. »Es ist ihr Heimatinstinkt. Im Frühling zieht es die Kröte und alle Tiere von ihrer Art unwiderstehlich zurück an ihren Geburtsplatz, um sich zu vermehren. Und der Geburtsplatz der Kröte ist nun einmal der Teich im Farthing-Wald.«
»Richtig!« fügte der Waldkauz hinzu. »Keiner von uns hat noch vergessen, wie die Kröte auf unserer Reise hierher einmal im Kreis gegangen ist, weil ihr Heimatinstinkt so stark war.«
»Also, weit kann sie noch nicht sein«, sagte der Fuchs. »Nicht in zwei Tagen. Wir müssen sie finden und vernünftig mit ihr reden.«
»Dann aber schnell«, rief der Dachs.
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