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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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»Vielleicht ist sie sogar noch im Hirschpark.«
    »Ich schaue mal, ob ich etwas von ihr sehe«, erbot sich der Turmfalke. »Aber sie tarnt sich so gut, daß es schwierig werden kann.«
    »Wir müssen nicht alle suchen«, sagte der Fuchs. »Das "würde die Sache nur in die Länge ziehen. Es gehen der Dachs und ich mit der Füchsin, und du, Pfeifer, hilfst vielleicht dem Turmfalken bei der Suche.«
    »Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht«, sagte der Reiher, schlug mit den Flügeln und produzierte dabei den wohlbekannten Pfeifton.
    »Wir kommen wieder, Kreuzotter«, verabschiedete sich der Fuchs von der immer noch regungslosen Schlange. »Ich hoffe, dann sind wir vollzählig.«
    »Du kannst kommen, wann du willst«, erwiderte die Kreuzotter. »Aber ich kann nicht dafür einstehen, daß ich dann noch hier bin. Schließlich habe ich mehr zu tun, als bloß hier herumzuliegen und auf deine Rückkehr zu warten.«
    »Noch genau so unliebenswürdig wie früher«, sagte der Waldkauz ganz laut, aber die Kreuzotter war an derartige Bemerkungen schon so gewöhnt, daß sie nur geringschätzig mit ihrer gespaltenen Zunge züngelte.
    Während die anderen Tiere sich in alle Richtungen zerstreuten, trotteten die beiden Füchse und der Dachs in die Richtung des Tiefen Grundes. Hier hatten sie alle ihre erste Nacht nach der Ankunft im Hirschpark verbracht, und hier war auch ganz in der Nähe das Loch im Zaun, durch das sie beim ersten Mal geschlüpft waren. Der Fuchs und die Füchsin umkreisten den Tiefen Grund, während der Dachs ihn durchkämmte. Sie wollten sichergehen, daß die Kröte nicht dort auf ihre Freunde wartete. Aber da war sie nicht, und als sie die Grenze des Parkes erreichten, stießen sie auf den wartenden Turmfalken. Er hockte auf demselben Zaunpfahl wie damals, als seine Freunde zum ersten Mal durch die Lücke gekrochen waren.
    »Bislang noch nichts«, verkündete er. »Ich glaube, sie ist schon draußen.«
    »Sie ist wirklich eine Plage«, sagte der Dachs. »Jetzt riskieren wir alle ihretwegen Kopf und Kragen.«
    »Außerhalb des Parkes können wir nicht zusammen bleiben«, meinte der Fuchs. »Das wäre viel zu auffällig. Weit kann sie bei ihrer Reisegeschwindigkeit noch nicht gekommen sein. Turmfalke, du durchsuchst das Gelände hier ein bißchen. Vielleicht ist sie nur ein paar Schritte entfernt.«
    Aber als der Turmfalke sich wieder in die Luft schwang, blieb seine Antwort die gleiche. Auch der Pfeifer hatte kein Glück. »In dieser Gegend scheint ein besonders großer Mangel an Kröten zu herrschen«, informierte er sie in seiner drolligen Art.
    »Also nichts. Wir müssen doch durch den Zaun. Dann trennen wir uns und nehmen uns jeder ein Gebiet vor.«
    »Wäre es nicht klüger, bis zum Einbruch der Nacht zu warten?« schlug der Turmfalke vor.
    »Sicherer gewiß, aber auch schwieriger. Die Kröte ist klein und im Dunkeln nur schwer auszumachen.«
    »Dann wollen wir für euch alle die Augen offenhalten«, sagte der Turmfalke. »Und wir warnen euch, wenn nötig.«
    »Danke«, sagte der Fuchs. »Also los, Füchsin und Dachs! Wollen wir gehen?«
    Nacheinander schlüpften sie durch das Loch im Zaun, und der Fuchs wies jedem von ihnen sein Gebiet zu. »Wenn ihr sie gefunden habt«, sagte er, »gebt den Vögeln Nachricht, die können dann uns andere auftreiben.«
    So ging jeder seines Weges und machte sich mit Augen und Nase auf die Suche.
    Es war die Füchsin, die endlich ihre verlorene Freundin fand. Etwa einen halben Kilometer vom Loch im Parkzaun entfernt floß ein schmaler, normalerweise seichter Bach durch die Wiesen. An seinem Ufer saßen zwei kleine Jungen und beobachteten, wie das Wasser — jetzt durch die Schneeschmelze angeschwollen — an ihnen vorbeirauschte. Von Zeit zu Zeit tauchten sie ihre Netze in den Strom, sie fischten nach Stichlingen und Wasserflöhen und allem, was so an ihnen vorbeitrieb. Neben ihnen auf dem Ufer standen ein paar große Gläser voller Wasser, in die sie ihre Netze leerten, wenn sie etwas gefangen hatten. All das sah die Füchsin, denn sie schlich sich so nahe wie möglich heran, bis es nicht mehr ging und sie sich im Ginstergebüsch verbergen mußte. Von diesem sicheren Aussichtsplatz aus konnte sie alles beobachten. Was sie aber in einem der Gläser erblickte, ließ ihr Herz einen Schlag lang aussetzen. Es war eine Kröte, und sie war sich ziemlich sicher, daß es ihre Kröte war. Aber dann war sie wieder nicht so sicher, denn in einem anderen Glas befand sich

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