Was die Tiere im Park erlebten
nicht einmal an sein eigenes Wort«, murmelte er dann. »Wir sind in unserem Revier geblieben, und doch hat er uns verfolgt. Jetzt wissen wir endlich, woran wir sind.«
Eine wohlbekannte Stimme rief nach ihnen. »Fuchs! Füchsin!« Es war der Dachs. Er kam ihnen entgegengelaufen, um ihnen zu sagen, daß die anderen sicher in ihrem Bau seien und Maulwurf und Wiesel sich um sie kümmerten. Dann blieb er bestürzt stehen und blickte den Kühnen an. »Aber wo ist Träumerin?« fragte er.
»Was?« schrie die Füchsin auf. »Ist sie nicht bei den anderen?«
»Nein. Im Bau sind nur die Schöne und der Friedfertige. Wir dachten, sie wäre bei euch?« Der Dachs war fast ebenso entsetzt wie die Eltern.
»Wo kann sie denn nur...« wollte der Fuchs gerade sagen. »Die läuft wieder irgendwo herum«, meinte der Kühne. »Das macht sie doch immer. Es ist ihr bestimmt nichts zugestoßen, Mutter«, fügte er tröstend hinzu.
»Wir müssen sie suchen«, sagte der Fuchs. »Dachs, nimmst du bitte den Kühnen mit zurück in den Bau?«
»Klar. Wenn ich noch etwas tun kann — du weißt ja.«
Der Fuchs und die Füchsin nahmen sich jeder einen anderen Teil der Umgebung vor und riefen leise nach ihrem verlorengegangenen Kind. Drinnen im Bau warteten voller Angst die drei anderen und ihre Beschützer.
Der Fuchs fand sie dann. Die Füchsin hörte seinen Schrei — einen wilden, gedämpften, verzweifelten Schrei. Sie fand ihn über dem Körper von Träumerin. Sie war tot, und ihr kleiner Körper war fürchterlich zugerichtet.
Es gab überhaupt keinen Zweifel, wer das getan hatte. Das Gesicht des Fuchses wurde hart. Drohend sagte er: »Jetzt wird er selbst um sein Leben kämpfen müssen.«
Der grausame Mord an einem unschuldigen Jungtier war ein ziemlicher Schock für die Farthing-Wald-Tiere. Einige waren der Meinung, daß man ihn rächen sollte, während andere zu noch größerer Vorsicht rieten. Die kleineren Tiere waren entsetzt. Sie hatten sich selbst so sicher geglaubt, und jetzt hatte es den Anschein, als ob ihr Leben aufs neue bedroht wäre.
Die am stärksten befürworteten, den Tod von Träumerin zu rächen, waren die Vögel — der Waldkauz, der Turmfalke und der Pfeifer. Der Fuchs war jedoch klug genug, um zu wissen, daß die Vögel bei einem länger dauernden Krieg am wenigsten zu leiden haben würden. Ihre Flügel brachten sie jederzeit in Sicherheit. Lange Zeit grübelte er darüber nach, was er tun sollte. Der Kummer der Füchsin setzte auch ihm zu, und er sehnte sich nach dem Kampf. Aber andererseits wollte er nicht das Leben seiner drei anderen Kinder gefährden. So blieb die Tat des Narbigen fürs erste ungesühnt.
In den folgenden Wochen durften die kleinen Füchse sich nicht weit entfernen, und abends begleiteten die Eltern sie auf ihre Jagdausflüge. Bald waren die drei fast so groß wie die Eltern, und vor allem der Kühne drängte auf mehr Selbständigkeit. Schließlich mußte die Füchsin dem Fuchs sagen: »Wir dürfen sie nicht zu sehr behüten. Sollten wir sie nicht lieber ermutigen, sich auf sich selbst zu verlassen?«
»Sicher hast du recht«, gab der Fuchs zu. »Aber glaubst du, daß sie wirklich in der Lage sind, mit allen Gefahren fertig zu werden?«
»Das müssen wir abwarten«, sagte die Füchsin, die die Sache so nüchtern wie möglich betrachtete. »Gefahren wird es immer geben. Und die Kleinen kennen sie.«
Der Fuchs gab nach. »Ich werde ihnen sagen, daß sie gehen können, wohin sie wollen, wenn sie sich vernünftig benehmen. Wir wollen keinen Streit im Park.«
Am nächsten Tag jagten der Fuchs und die Füchsin allein, und die Jungen waren auf sich selbst gestellt. Der Kühne brannte nur so darauf, sich weiter zu wagen, aber bevor er sich auf den Weg machte, mußten ihm der Friedfertige und die Schöne versprechen, ihn nicht zu verraten.
Wie herrlich frei und unternehmungslustig er sich fühlte, als er im Mondenschein loszog! Die ihm angeborene Kraft gab ihm das Gefühl, daß er es mit jedermann aufnehmen konnte, und so trabte er furchtlos dahin. Zuerst besuchte er den Bach mit den Wasserratten und stillte seinen Durst. Auf dem anderen Ufer war er noch nie gewesen, und ohne viel Umstände paddelte er auf die andere Seite. Hier gab es neue Gerüche und neue Geräusche aufzunehmen. Der Kühne sah eine Eule von Baum zu Baum fliegen und mit metallischer Stimme nach ihrem Gefährten rufen. Ein Hermelin strich vor ihm vorbei, war aber ganz mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt.
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