Was die Tiere im Park erlebten
schrillen Schrei
- ein gespenstisches Heulen, dann noch einmal, und noch einmal. Er setzte Tempo zu, denn er wußte, der Narbige rief seine Verwandten zu Hilfe.
Er rannte und rannte — mehr konnte er nicht tun. Da bewegte sich ein paar Meter vor ihm etwas. Bei dem Anblick erstarrte das Blut in seinen Adern. Ungefähr ein Dutzend Füchse kamen ihm entgegen, und dann umringten sie ihn. Von hinten drang ihm der keuchende Atem des Narbigen ins Ohr. Er wußte, die Lage war hoffnungslos. Die anderen hatten ihn umzingelt und hielten ihn auf. Schweigend erwarteten sie die Ankunft ihres Anführers.
Furchtsam blickte der Kühne von einem Augenpaar zum anderen. Ein Glitzern war in den Augen. Mitleid konnte er nicht in ihnen erkennen.
Die Kreuzotter, die den Rest der Nacht auf des Kühnen Rückkunft gewartet hatte, merkte, wie die ersten Sommersonnenstrahlen ihren Körper wärmten. Jetzt war es an der Zeit, das Fehlen des jungen Fuchses zu melden.
So schnell es eben ging, glitt sie durch Schilf und trockene Blätter und kam zum Bachufer. Sie war eine gute Schwimmerin, und so war der Bach kein Problem für sie. Schnell war sie auf der anderen Seite. Aber der Fuchsbau war noch weit entfernt, und die Kreuzotter wußte, es würde Stunden dauern, bis sie dort ankam. Für lange Märsche war sie einfach nicht geschaffen. Sie mußte dringend jemanden finden, der die Botschaft schneller überbringen konnte. Leider kannte sie kein Tier aus dem Farthing-Wald, das hier lebte. Der Turmfalke wäre ein wunderbarer Botschafter gewesen, aber wie sollte die Kreuzotter mit ihm Kontakt aufnehmen, er schwebte so hoch über ihr, selbst wenn er gerade den Park überflog. Vielleicht traf sie einen anderen Vogel; aber der Waldkauz würde wohl schlafen, während der Pfeifer die meiste Zeit am Wasser verbrachte. Doch immer war auch der Reiher nicht am Bachufer, deshalb durfte die Kreuzotter keine Zeit auf eine vielleicht ergebnislose Suche verschwenden. Also kämpfte sie sich weiter.
Aber sie hatte Glück. Als sie sich durch das Gras schlängelte, traf sie auf den Obersten Hasen, der sich auf einem Grasbett ausruhte.
»Du kommst hier vorbei?« sagte der Hase erstaunt.
»Ich habe gute Gründe«, sagte die Kreuzotter und erklärte die Dringlichkeit der Botschaft. »Ein Glück, daß ich dich getroffen habe. Du hast die schnellsten Beine im ganzen Naturschutzgebiet.«
Der Oberste Hase zögerte keinen Augenblick. Ohne ein Lebewohl war er auf und davon. Die Kreuzotter suchte sich eine warme Stelle auf der Erde und beschloß, ein Sonnenbad zu nehmen. Später am Tag würde man sie über die Ereignisse informieren.
Minuten später hatte der Hase in halsbrecherischem Tempo den Fuchsbau erreicht. Drinnen fand er eine besorgte Familie vor, die sich die Abwesenheit des Kühnen nicht erklären konnte. Als sie nun hörten, daß dieser mit Absicht in das Revier des Narbigen eingedrungen war, mußten sie das Schlimmste befürchten.
Der Fuchs machte ein verkniffenes Gesicht. »Wir müssen sofort zu ihm«, entschied er. »Es kann bereits zu spät sein.«
»Ich gehe und alarmiere den Dachs und ein paar andere«, erbot sich der Hase.
»Nein. Ich habe es schon einmal gesagt und sage es noch einmal: Dies ist mein Krieg. Damit müssen wir allein fertigwerden. Ich möchte nicht, daß irgendeinem Freund unseretwegen etwas passiert.«
»Schon gut«, sagte der Hase. »Aber wenn du Hilfe brauchst, dann wäre es dumm, nur aus Stolz nicht darum zu bitten.«
»Wir sind vier«, sagte der Fuchs und zeigte auf seine Familie. »Der Friedfertige und die Schöne sind voll ausgewachsen. Wir gehen als Rudel und suchen den Fehlenden.«
»Wir wollen keinen Streit«, sagte die Füchsin, »und wir wollen auch nicht kämpfen. Wir wollen nur den Kühnen finden und ihn zurückholen.«
»Alles Gute«, sagte der Hase.
»Vielen Dank für die Nachricht«, sagte die Füchsin. »Der Kreuzotter werden wir auch noch danken.«
Der Hase sah die Familie aufbrechen. Er hatte wenig Hoffnung, daß sie den Kühnen finden würden. Und ebensowenig glaubte er daran, daß sie, falls sie ihn heimbrachten, unverwundet dem Narbigen entkommen könnten.
Wieder draußen im Sonnenschein, setzte er sich hin und dachte nach. Ungern wollte er dem Wunsch des Fuchses zuwiderhandeln, aber er wußte auch, daß der Dachs und zumindest der Waldkauz es ihm nie verzeihen würden, wenn er sie nicht über die Entwicklung der Dinge unterrichtete. »Ich glaube, ich kann zumindest die Worte des Fuchses an sie
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