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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Unschuld besser als Hinterlist. Dann argwöhnt sie nicht, daß man etwas von ihr will. Mein Sohn, der Kühne, unterhält sich gern mit ihr. Ich glaube, er bewundert sie wirklich, und das weiß die Kreuzotter auch. Der wäre vielleicht genau der, nach dem wir suchen.«
    »Eine wunderbare Idee, Fuchs«, begeisterte sich der Dachs. »Und der Kühne wird im Bewußtsein handeln, sein schlechtes Benehmen wiedergutmachen zu können.«
    »Also abgemacht«, sagte der Fuchs. »Ich rede sofort mit ihm. Er kann morgen die Kreuzotter besuchen, und dann läuft die Sache.«
    »Wirst du uns auf dem laufenden halten?« wollte das Wiesel wissen.
    »Ja, wir treffen uns wieder, und der Kühne soll dann selbst berichten. Und in der Zwischenzeit versteckst du dich mit deinem Jungen, lieber Hase. Auf Wiedersehen inzwischen.«
    »Wirkt das Gift der Kreuzotter wirklich so tödlich?« fragte der Junghase, als der Fuchs sich entfernte.
    »Ich glaube schon«, antwortete der Dachs. »Soviel ich weiß, haben sogar die Menschen Angst vor ihrem Biß.«
    »Dann hat sie wirklich eine tödliche Waffe«, flüsterte der junge Hase. »Wenn sie doch nur in der Nähe gewesen wäre, als meine Mutter angegriffen wurde.«
     

 
    Der Kühne stimmte seinem Vater natürlich begeistert zu. Er war überglücklich, daß man ihn für die wichtige Aufgabe, die Kreuzotter herumzubekommen, ausgewählt hatte. Sein Bruder wollte auch gern dabei sein und drängte seinen Vater, ihn mitgehen zu lassen, bis dieser nachgab.
    »Also gut«, sagte der Fuchs. »Ich glaube, es kann nicht schaden, Hauptsache, du überläßt dem Kühnen das Reden.« Dieses Vertrauen in seine Fähigkeiten machte den Kühnen unendlich stolz, er war weit davon entfernt, deswegen überheblich zu sein, er wußte nur, daß man großes Vertrauen in ihn setzte. Der Fuchs erklärte ihm, wo die Kreuzotter zu finden wäre.
    »Wir machen uns früh auf den Weg«, sagte der Kühne. »Wenn Leben auf dem Spiel stehen, haben wir keine Zeit zu verlieren.«
    So verließen er und der Friedfertige im ersten Morgengrauen den Bau und machten sich auf die Suche nach der ahnungslosen Kreuzotter. Der Fuchs sagte zur Füchsin: »Schafft er das, dann hat er wirklich ein Recht auf mehr Selbständigkeit. Wenn er den Bau für immer verlassen will, müssen wir ihn ziehen lassen.«
    »Ihn hätte ich sicher nicht mit Gewalt fortjagen müssen«, meinte die Füchsin. »Aber nur zu oft muß die Mutter allzu anhängliche Jungfüchse hinaustreiben.«
    »Das ist sicher eine der weniger angenehmen Aufgaben für eine Mutter«, sagte ihr Gefährte. »In unserem Fall brauchen unsere anderen beiden Kinder vielleicht ein wenig Nachhilfe.«
    »Ich glaube, der Friedfertige geht, wohin sein Bruder geht. Aber diese da könnte zum Problem werden«, und sie deutete auf die Schöne, die immer noch schlief.
    »Wenn sie keinen Gefährten findet«, meinte der Fuchs etwas dunkel.
    Der Kühne und der Friedfertige bewegten sich vorsichtig auf das lange Gras zu, das nahe am Grenzbach wuchs. Das war die Gegend, wo sie die Kreuzotter zu treffen hofften. Nach dem stürmischen Wetter des Vortages war heute ein ruhiger und kühler Morgen.
    »Was für ein wunderschöner Morgen für ein Abenteuer!« rief der Friedfertige.
    »Wir haben eine sehr ernste Aufgabe übernommen«, sagte der Kühne. »Wir sollten uns geehrt fühlen.«
    Der Friedfertige wurde nachdenklich. »Hoffentlich enttäuschen wir niemanden?« meinte er unsicher. »Wenn wir nun die Kreuzotter gar nicht finden?«
    »Wenn sie hier ist, dann überwacht sie sicher alles Kommen und Gehen«, meinte der Kühne zuversichtlich.
    »Der Maulwurf sagt, daß ihre Augen immer offen sind«, flüsterte der Friedfertige, als sie ins hohe Gras kamen, »weil doch Schlangen keine Augenlider haben.«
    »Unsinn«, antwortete der Kühne. »Wie könnte sie dann wohl schlafen?«
    »Vielleicht braucht sie keinen Schlaf«, meinte der Friedfertige, »sie tut ja nicht so viel.«
    Der Kühne stand still und kratzte sich die Seite. »Wenn du das glaubst, dann hast du noch nie erlebt, wie sie eine Beute anpirscht. Wenn die zubeißt, ist sie schnell wie der Blitz.«
    »Vielen Dank für das Kompliment, Knäblein«, zischelte es neben ihnen. Und schon glitt die Kreuzotter in ihr Blickfeld. »Es ist selten, daß jemand etwas Nettes über mich sagt.« Der Kühne wußte, einen besseren Einstieg hätte er gar nicht haben können. »Ich weiß, daß mein Vater und meine Mutter immer nur Gutes über dich reden«, setzte er eifrig

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