Was die Tiere im Park erlebten
kreischte der Waldkauz. »Warum sollte ich auf seine Narrenpossen wohl neidisch sein? Wenn der Turmfalke erst einmal in totaler Finsternis ganz zielsicher jagen oder vollkommen geräuschlos durch den ganzen Park fliegen kann, so daß nicht einmal die Fledermäuse ihn bemerken, dann werde ich mit Recht neidisch auf ihn sein. Der zieht doch nur eine Show ab.«
»Du würdest natürlich niemals zugeben, daß er wirklich ein geschickter und schneller Flieger ist«, meinte das Wiesel sarkastisch.
»Genug, ihr beiden!« sagte der Fuchs ruhig. »Das ist ja lächerlich. Wenn euch der Wind so durcheinanderbringt, dann solltet ihr euch lieber nicht in Gesellschaft begeben.«
»Nun, nun«, fiel der Pfeifer ein. »Und ich habe euch Farthing-Wald-Tiere immer für unzertrennlich gehalten. Vielleicht ist es die gespannte Atmosphäre, die so streitlustig macht?«
»Dafür spricht eine ganze Menge«, sagte der Fuchs. »Wiesel und Kauz, bitte — wir wollen uns doch nicht ereifern. Niemals war es wichtiger, fest zusammenzuhalten.«
»Natürlich, Fuchs. Entschuldigung«, sagte das Wiesel, zum Waldkauz gewendet, der mit gesträubten Federn in eine andere Richtung blickte.
»Kauz?«
»O ja. Also — hm — tut mir leid, ich meine den Turmfalken«, sagte er trotzig und funkelte dabei das Wiesel an.
Die anderen mußten lachen. Der Waldkauz trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Er hatte sich wieder einmal unmöglich gemacht! Aber sein Unbehagen war schnell vergessen. Durch das ohrenbetäubende Heulen des Windes war ganz eindeutig der Schrei eines Hasen zu hören. Sofort liefen die Tiere in die Richtung, aus der der Laut gekommen war, während der Waldkauz und der Pfeifer sich in die Luft schwangen; der Sturm war vergessen.
Bald erblickten sie den Hasen mit seinem ihm verbliebenen Hasenjungen, der schon so groß war wie er selbst. Beide rannten ihnen fast in die Arme. Auf ihren langen Beinen sausten sie nur so dahin.
»Was ist?« rief der Fuchs. »Was ist geschehen?«
Laut aufstöhnend brach der Hase zu seinen Füßen zusammen. Sprechen konnte er nicht.
»Meine Mutter«, keuchte der junge Hase. »Der Narbige hat sie umgebracht.«
Wut und Angst zeigten sich in den Mienen derer, die diese Nachricht hörten. Doch niemand zeigte Bestürzung. Es war, als hätten sie erwartet, daß etwas Derartiges geschehen würde. Vor allem fühlten sie Mitleid für die beiden Hasen und trösteten sie, so gut sie konnten.
Zuerst faßte das Wiesel ihrer aller Gedanken in Worte. »Jetzt ist es nicht länger nur ein Streit zwischen Füchsen«, sagte es. »Ob es uns paßt oder nicht, wir sind alle mit hineingezogen.«
Trotz seines Kummers konnte der Hase noch mit gebrochener Stimme sagen: »Wir müssen sie rächen. Sie — wurde ermordet — einfach so, in ihrem Nest, ohne Warnung. Sie konnte ihn nicht wittern — der Sturm blies in die andere Richtung.«
»Schon zwei Morde in unserer Gruppe«, sagte das Wiesel, »und für beide ist der Narbige verantwortlich.«
»Das lassen wir ihm nicht durchgehen«, sagte der Waldkauz. »Wir müssen Zurückschlagen.«
»O Gott«, rief der Dachs besorgt. »Wir sollten nur ja nicht vorschnell handeln! Laßt uns vorsichtig sein, wir sind doch in der Minderheit.«
»Wir werden auch nichts übereilen«, sagte der Fuchs gelassen. »Erst machen wir einen richtigen Plan. Die Gefährtin des Hasen soll nicht die lange Wanderung vom Farthing-Wald hierher gemacht haben, um dann brutal ermordet zu werden. Dieses blutrünstige Tier tötet nicht aus Hunger, sondern einzig aus Neid und Haß gegen uns.«
»Ich glaube, es ist auch Angst vor uns mit im Spiel«, warf der Pfeifer ein.
»Ja«, stimmte der Fuchs ihm zu. »Und er hat auch Grund, uns zu fürchten. Das kann ich ihm versichern.«
»Fuchs, vergiß aber nicht, daß unsere Schar, verglichen mit dem Heer, das der Narbige auf die Beine stellen kann, schwach ist«, warnte der Dachs. »Wir sollten uns nicht zu viel vornehmen. Wäre es nicht vielleicht besser, wenn wir uns an den Alten Hirsch wenden würden?«
»Quatsch!« krächzte der Waldkauz. »Was könnte der schon tun? Der Narbige hat uns gerade bewiesen, was er von der Autorität des Alten hält!«
»Ganz richtig, Kauz«, sagte der Fuchs. »Es wird keinen überstürzten Krieg zwischen den Farthing-Wald-Tieren und dieser Armee von Füchsen geben. Davor brauchst du keine Angst zu haben, Dachs«, versicherte er diesem. »Hier ist viel Gerissenheit vonnöten, und darin sind wir überlegen.«
Niemandem fiel
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