Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
Vom Netzwerk:
hinzu.
    Die Kreuzotter lachte trocken. »Mein Gott, welche Treue«, lispelte sie.
    Der Kühne wußte nicht so recht, ob sich das auf sie selbst oder auf seine Eltern bezog. Durchdringend starrte die Kreuzotter ihn an. »Hast du vielleicht so ganz zufällig nach mir gesucht?« fragte sie.
    »O nein«, log der Kühne. »Wir — also — wir machen einen kleinen Spaziergang.«
    »Ja, genau. Ein bißchen herumstromern«, half der Friedfertige nach.
    Die Kreuzotter starrte den Kühnen immer noch an. »Na ja«, sagte sie schließlich. »War nett, euch zu treffen.« Und wollte sich entfernen.
    »Ehem — willst du nicht ein bißchen bleiben?« fragte der Kühne schnell. »Wir — wir sehen uns doch so selten.«
    Die Kreuzotter zeigte immer noch ihre undurchdringliche Miene, aber in ihren roten Augen blitzte es auf. Sie merkte, woher der Wind wehte. »Na gut«, meinte sie. »Wie schön, daß ich so begehrt bin.« Jetzt war der sarkastische Unterton in ihrer Stimme nicht mehr zu überhören. Der Friedfertige geriet in Nervosität, aber der Kühne bemühte sich um Gelassenheit. Er überlegte sich eine passende Eröffnung für sein wichtiges Anliegen. Die Schlange wartete.
    »Ehem — also meine Eltern lassen schön grüßen«, sagte er.
    »Danke. Dachten sie, ihr würdet mich treffen?«
    »Ja — nein. Aber sie wußten, daß wir hier entlang gehen, und da — ja — , da bist du doch oft zu finden.« Der Kühne kam ins Schleudern und sah den Friedfertigen hilfesuchend an.
    »Ach ja, ich muß wohl gesagt haben, daß ich hier zu finden bin«, sagte die Schlange, die schon alles wußte. »Geht es dem Fuchs und der Füchsin gut?«
    »O ja, ihnen schon«, antwortete der Kühne mit deutlich sichtbarer Erleichterung über die sich endlich bietende Gelegenheit, das Thema anzupacken.
    »Darf ich daraus schließen, daß es jemand anders nicht gut geht?« wollte die Kreuzotter wissen.
    »Die Gefährtin des Hasen wurde umgebracht«, sagte der Friedfertige ziemlich unverblümt.
    »Das sind ja schlechte Nachrichten«, sagte die Kreuzotter. »Wie ist es denn passiert?«
    »Der Narbige war es«, antwortete der Kühne.
    Jetzt hatte die Kreuzotter endlich begriffen, was die beiden jungen Füchse von ihr wollten. Mit ihrer Unerfahrenheit konnten sie gegen ihre Schläue nichts ausrichten. Sie wußte, man hatte sie mit Absicht zu ihr geschickt. Also ließ sie die beiden in die Falle laufen.
    »Sicherlich möchte der Fuchs, daß alle Farthing-Wald-Tiere diesen Mord rächen?«
    Der Friedfertige ging voll ins Netz. »Nein, nicht alle, nur eines«, platzte er heraus. Wütend blickte der Kühne ihn an.
    »Aha, aha«, zischelte die Schlange. »Und was hat das mit mir zu tun?« (Natürlich wußte sie das ganz genau.)
    »Mein Vater möchte dir nur mitteilen, was passiert ist«, sagte der Kühne in der Hoffnung, die Situation noch retten zu können. »Damit du, falls du meinst, daß du irgendwie helfen kannst, damit du — also...«
    »Damit ich das dann auch tue«, zischte die Schlange. »Schon gut, ihr braucht nichts mehr zu sagen, ich verstehe ausgezeichnet.« Sie schien ihren Spaß an der Sache zu haben. »Ich soll also Werkzeug bei dieser Sache sein.«
    »Warum konntest du nicht bloß den Mund halten?« fuhr der Kühne seinen Bruder ärgerlich an. »Du hast doch gehört, was Vater gesagt hat. Ich sollte allein reden.«
    »Du liebe Zeit!« seufzte die Schlange. »Seid ihr euch etwa nicht einig?«
    »Wäre ich bloß allein gegangen«, knurrte der Kühne.
    Die Kreuzotter amüsierte sich köstlich über das Unbehagen der beiden jungen Füchse. Mit zuckersüßer Stimme lispelte sie: »Ihr braucht euch doch nicht zu entschuldigen, wenn ihr mich besuchen wollt. Ich freue mich immer, wenn ihr kommt. Unsere kleine Unterhaltung hat mir viel Spaß gemacht.«
    Des Kühnen Stolz sank in sich zusammen. Für Kreuzottern war er einfach nicht schlau genug. Seine betrübte Miene rührte selbst das kalte Herz der alten Schlange.
    »Du kannst deinem Vater bestellen, daß ich alles tun werde, um den gerechten Ausgleich wiederherzustellen«, sagte sie zu ihm. »Und«, fügte sie hinzu, »nichts könnte mir mehr Vergnügen machen.«
    Der Kühne spitzte die Ohren und blickte die Schlange erstaunt an.
    »Und wenn du mich das nächste Mal besuchst, dann hoffentlich nur zu unserem beiderseitigen Vergnügen.«
    Und schon war sie fort, ihre Zickzackzeichnung glitt durch das hohe Gras, es raschelte ganz leise.
    »Ich glaube, die könnte sogar noch unseren Vater hereinlegen«,

Weitere Kostenlose Bücher