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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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flüsterte der Kühne voller Bewunderung und fragte sich, ob er tatsächlich als Antwort darauf ein Lachen im Farnkraut gehört hatte.
    »Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!« jubelte der Friedfertige.
    Der Kühne war zu glücklich, um seinen Bruder noch einmal zu schelten, und wollte jetzt nur eins: dem Fuchs von ihrem geglückten Treffen berichten. »Hör gut zu, Friedfertiger«, sagte er. »Es gibt keinen Grund zu erzählen, daß die Kreuzotter erraten hat, daß man uns absichtlich zu ihr geschickt hatte. Wenn wir zugeben, daß sie uns überlistete, dann ist unser Triumph nur halb so groß.«
    »Ist das nicht gelogen?« fragte der Friedfertige einfältig. »Und wenn, macht es nichts. Wir haben erreicht, was wir wollten, oder? Der Narbige wird sterben, und das allein zählt.«
    Dem Friedfertigen gefiel es gar nicht, daß er nicht die ganze Wahrheit erzählen durfte, er beschloß jedoch, überhaupt nichts mehr zu sagen, weil er vorhin fast den ganzen schönen Plan zunichte gemacht hatte. Leider sollte des Kühnen Unaufrichtigkeit sie teuer zu stehen kommen, sie war ein Fehler, den er noch lange zu bereuen hatte.
     

 
    Der Fuchs und die Füchsin waren stolz auf den Ausgang des Treffens ihrer Jungen mit der Kreuzotter, und der Fuchs verbreitete in Windeseile die gute Nachricht, daß die Schlange bereit sei, den Narbigen zu töten. Einige der Tiere atmeten erleichtert auf, andere waren überrascht, daß der noch nicht voll erwachsene Kühne es so schnell geschafft haben sollte, der schlauen Kreuzotter etwas einzureden. Der Waldkauz meinte: »Sie ist also darauf hereingefallen? Alle Achtung! Es ist wirklich nicht leicht, diesen alten Schuft hinters Licht zu führen.«
    Vor allem der Hase war zufrieden. »Ich warte voll Ungeduld, daß es passiert«, sagte er zum Fuchs. »Dann können sich Tiere wie die Kaninchen und wir, die besonders gefährdet sind, wieder einigermaßen sicher fühlen.«
    Als letzter hörte der Dachs davon, und trotz der Erleichterung, die auch er verspürte, machte er sich doch Sorgen, was danach kommen würde. »Ich hoffe nur, daß du mit deiner Annahme, die anderen Füchse würden wenig Lust zu Angriffshandlungen verspüren, recht hast«, meinte er seinem Freund gegenüber. »Wenn sie danach beschließen sollten, sich gegen uns zusammenzutun, könnte es viele Tote geben.«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte der Fuchs ruhig. »Sie haben keinen Anführer. Wenn der Narbige aus dem Weg geräumt ist, haben sie niemand, der sie lenkt. Er duldet keine Rivalen in seinem Revier, also hat er auch keinen Nachfolger herangezogen.«
    »Wann will die Kreuzotter zuschlagen?«
    »Wer kann das sagen, Dachs? Sie muß auf die richtige Gelegenheit warten.«
    »Und wann haben wir die Nachricht?«
    »Dann, wenn die Kreuzotter einen von uns getroffen hat«, sagte der Fuchs. »Wenn nicht der Turmfalke etwas sieht. Ich weiß, daß er vorhat, alle Bewegungen des Narbigen scharf zu überwachen.«
    »Ach, wenn doch nur erst alles vorbei wäre«, seufzte der Dachs. »In letzter Zeit haben wir mit der Angst leben müssen. Wie schön, wenn wir erst wieder frei herumstreifen können, ohne überall Gefahren zu fürchten.«
    Aber die Dinge spielten sich nicht so ab, wie alle es erwarteten. Es vergingen einige Tage, bis sie alle wußten, was sich wirklich ergeben hatte. Die Kette der Ereignisse, die zur Aufdeckung der Wahrheit führte, fing damit an, daß der Pfeifer beschloß, am Bach weiter oben als sonst zu fischen.
    Er und seine Gefährtin hatten geduldig im seichten Wasser des Grenzbaches gestanden und nach Beute Ausschau gehalten. Aus dem Augenwinkel bemerkte der Pfeifer eine Bewegung am Ufer. Er blickte auf. Es war ein junger Fuchs, den er noch nie gesehen hatte. Er wollte auf die Wasserratten Jagd machen, und obwohl er das auf der »falschen« Seite tat, schien seine Jagd doch harmlos (außer vielleicht den Wasserratten), und der Pfeifer wandte sich wieder den Fischen zu. Das nahm ihn vollkommen in Anspruch, bis er und seine Gefährtin schließlich eine ausgiebige Mahlzeit beisammen hatten. Als sie satt waren, sah sich der Pfeifer nach dem Fremdling um. Er bemerkte ihn etwas weiter entfernt, und immer noch schien er ganz unschuldig umherzustreifen. Es überraschte den Reiher, daß der Fuchs plötzlich zusammenzuckte und einen lauten Schreckensschrei ausstieß. Er behielt den Fuchs noch etwas länger im Auge, aber weiter geschah nichts, also vergaß er den Zwischenfall, legte seine Beine bequem unter sich

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