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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Nervosität, und dem Friedfertigen war sie noch deutlicher anzusehen. Aber die Füchsin war klug genug, den Mund zu halten, bis die Jungen von selbst den Mund aufmachen würden.
    Am frühen Nachmittag näherte sich die Schlange dem Fuchsbau. Sie sah, wie der Fuchs mit dem Kopf auf den Pfoten in der warmen Sonne döste, rollte sich still neben ihm ein und wartete. Als er aufwachte, hatte die Kreuzotter eine richtig selbstgefällige und zufriedene Miene aufgesetzt.
    »Ich weiß gar nicht, warum du so wohlgelaunt bist«, knurrte der Fuchs. »Wir haben durch den Pfeifer von deinen Taten gehört. Ich finde, du hast dich ganz und gar unverantwortlich benommen.«
    Die Kreuzotter erstarrte, aber wie immer verriet sie von ihren Gefühlen nichts. »Es steht dir frei, das zu finden«, zischte sie leise. »Mir ist das vollkommen egal.«
    Der Fuchs blickte sie böse an. »Wirklich, Kreuzotter, ich hatte dir mehr Vernunft zugetraut. Als ob die Situation nicht schon schlimm genug wäre...«
    »Ehern — von welcher Situation sprichst du?« fragte sie kühl.
    »Hör auf, um den heißen Brei herumzureden. Ich spreche von der Feindschaft zwischen uns und den Anhängern des Narbigen.«
    »Es scheint so, als ob ich mein Leben für nichts und wieder nichts aufs Spiel gesetzt hätte«, bemerkte die Schlange. »Ich habe die Untat gerächt, aber ich hätte wohl besser gar nichts unternehmen sollen, oder?«
    Der Fuchs wurde ein wenig milder gestimmt, denn man mußte zugeben, daß die Kreuzotter wirklich viel riskiert hatte. »Warum hast du nur so hastig gehandelt? Hätte es dir denn soviel ausgemacht, noch ein paar Tage länger auf den Richtigen zu warten?«
    »Den Richtigen?« wollte die Schlange wissen. »Da komme ich nicht ganz mit.«
    »Willst du damit sagen, daß du nicht gewußt hast, daß der Narbige gemeint war?« fragte der Fuchs ärgerlich.
    »Aha, ich fange an zu verstehen«, sagte die Schlange. »Leider muß ich dir deine Illusionen rauben. Keiner deiner — ehem — Botschafter hat den Narbigen erwähnt.«
    »WAS!« explodierte der Fuchs so laut, daß der Kühne es drinnen im Bau hören konnte.
    »Mir wurde nur angedeutet, daß ich den Tod der Gefährtin des Hasen rächen sollte — was ich auch getan habe«, erklärte die Schlange. »Leider war mir die Tatsache, wie wichtig es gewesen wäre, den Narbigen selbst zu töten, nicht bewußt.«
    »Aber darum ging es ja gerade!« meinte der Fuchs müde. »Wir hatten beschlossen, ihn auszuschalten, weil er die einzige wirkliche Bedrohung unserer Sicherheit darstellt. Ich Weiß genau, keiner seiner Anhänger wäre auf den Gedanken gekommen, uns für seinen Tod verantwortlich zu machen. Es scheint, daß wir uns völlig mißverstanden haben.«
    »Das scheint mir auch so«, sagte die Kreuzotter. »Vielleicht hättest du deine Sprößlinge etwas genauer ausfragen sollen?«
    »Das werde ich nachholen«, sagte der Fuchs mit bedeutsamem Blick. »Kühner! Komm sofort her!« brüllte er nach drinnen.
    Schüchtern schlich sich der junge Fuchs aus dem Bau. »Es ist alles meine Schuld, Vater«, sagte er mit leiser Stimme. »Die Kreuzotter hat gesagt, sie würde für den gerechten Ausgleich sorgen, und ich habe gedacht, sie würde den Narbigen angreifen.«
    »Wie konntest du nur so etwas annehmen, wenn du den Namen des Narbigen kein einziges Mal erwähnt hattest? Jetzt siehst du, was du angerichtet hast. Du hast es geschafft, daß die Lage gefährlicher ist als vor deiner Lügerei. Du hast versagt und es mir als einen Erfolg hingestellt.« Der Kühne ließ den Kopf hängen, so daß die Kreuzotter dachte, sie müsse ein gutes Wort für ihn einlegen. »Vielleicht habe ich auch ein bißchen schuld«, sagte sie großzügig. »Ich hätte mir denken können, wie er es meinte. Aber vielleicht ist alles doch nicht so schlimm, wie ihr glaubt. Ich bin ganz sicher, daß mein Opfer mich nicht erkannt hat, und es gibt doch noch mehr Kreuzottern im Park.«
    »Ein schwacher Trost, Kreuzotter«, sagte der Fuchs kopfschüttelnd. »Ich kenne den Narbigen. Der gibt keine Ruhe, bis er den Beweis für seinen Verdacht hat — und dann wehe uns allen!«
     

 
    Der Fuchs und die Schlange trennten sich, jeder machte sich die heftigsten Vorwürfe. Die Schlange haderte mit sich, weil sie die große Gefahr für ihre Freunde nicht erkannt hatte, und beschloß sofort, das zu tun, was sie schon vorher hätte tun sollen. Aber sie behielt diesen Gedanken für sich. Der Fuchs erteilte zwar dem Friedfertigen einen harten Verweis,

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