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Was die Toten wissen

Was die Toten wissen

Titel: Was die Toten wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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Harmony Hut gehen und etwas von … Jethro Tull kaufen. Die waren anscheinend ziemlich cool. Was, wenn Sunny ebenfalls im Plattenladen war? Na und! Dies war schließlich ein freies Land.

Teil III
    DONNERSTAG

Kapitel 11
    »Mich stört«, sagte Infante zu Lenhardt, »dass sie nicht aussieht wie eine Penelope.«
    Der Sergeant ließ sich darauf ein. »Wie sieht eine Penelope denn aus?«
    »Keine Ahnung. Blond, rosa Helm.«
    »Wa-as?« Er machte daraus zwei Silben.
    »Dieser alte Zeichentrickfilm, der samstags immer lief? Der mit dem Autorennen, wo sie einen glauben machen wollten, dass der Gewinner noch nicht feststeht? Auf jeden Fall hieß die Hübsche darin Penelope Pitstop. Sie hat fast nie gewonnen.«
    »Aber ursprünglich kommt das doch aus dem Griechischen, oder? Ich will ja Zeichentrickfilme nicht abwerten, aber ich glaube, es gibt da eine berühmte Geschichte von Penelope. Es hat irgendwas mit dem Weben eines Tuchs und mit einem Hund zu tun.«
    »So was wie die beknackte Betsy Ross. Die Frau, die die erste Flagge der USA genäht hat?«
    »Nur schon etwas früher. Ein paar tausend Jahre in etwa, Schwachkopf.«
    Vierundzwanzig Stunden früher, als Lenhardt noch alles andere als gut auf Infante zu sprechen gewesen war, wäre diese Unterhaltung völlig anders gelaufen; womöglich mit denselben Worten, aber in einem komplett anderen Tonfall. Gestern hätte Lenhardt ihn genauso aufgezogen, die Beleidigungen, die Seitenhiebe auf Infantes Intelligenz wären jedoch ernst gemeint gewesen. Heute indes war Infante wieder wohlgelitten. Zwei Überstunden gestern Abend, heute Morgen frisch und
früh an seinem Schreibtisch, und das, obwohl er zuvor bereits beim Sicherstellungsgelände der Polizei vorbeigefahren war. Nun saß er brav an seinem Computer und suchte sich Penelope Jacksons Führerscheindaten raus. Der Ausweis war ausgestellt in North Carolina. Unverzüglich hatte er sich mit der Polizei dort in Verbindung gesetzt, damit sie ihm eine Kopie des Fotos faxten.
    Lenhardt kniff die Augen zusammen und betrachtete den Abzug, der durchs Vergrößern verschwommen erschien. »Ist sie das?«
    »Es wäre möglich. Theoretisch. Das Alter, achtunddreißig könnte hinkommen, obwohl unsere Frau älter sein will. Das kommt auch nicht so oft vor. Haar- und Augenfarbe stimmen überein. Die auf dem Foto hat lange Haare, die hier im Krankenhaus kurze Stoppeln. Sie ist außerdem wesentlich schlanker.«
    »Frauen lassen sich doch ständig die Haare schneiden«, sagte Lenhardt mit einem nachdenklichen Unterton, als ob diese Tatsache ihn traurig machte. »Und manche schaffen es sogar noch mit vierzig, ein paar Kilo abzunehmen, zumindest dem Hörensagen nach.« Mrs. Lenhardt sah umwerfend aus, war aber ein bisschen pummelig.
    »Trotzdem glaube ich nicht, dass es dieselbe ist. Die hier sieht irgendwie mürrisch und verschlagen aus. Die Frau im St. Agnes ist viel sanfter. Ich glaube, dass sie lügt …«
    »Ganz bestimmt.« Mit Lügen musste man als Polizist immer rechnen.
    »Aber ich bin mir nicht sicher, was gelogen ist und weshalb. Wenn sie nicht Heather Bethany ist – wenn sie Penelope Jackson oder noch mal jemand anders ist -, wie kommt sie dann dazu, bei ihrer Festnahme von diesem dreißig Jahre alten Fall zu berichten? Und rein zufällig entspricht sie auch noch mehr oder minder genau der Beschreibung?«
    Infante öffnete eine neue Datei aus einer bundesweiten Datenbank
über vermisste Kinder. Von sich aus hätte er nicht gewusst, wie man so etwas aufkriegt, aber ein kurzer Anruf bei seiner ehemaligen Teampartnerin Nancy Porter hatte es ihm leicht gemacht. Da waren die beiden Mädchen, Heather und Sunny mit elf und vierzehn auf ihren letzten Klassenfotos. Unter den Fotos war eine Zeichnung von den beiden, wie sie möglicherweise heute aussehen könnten.
    »Sieht sie so aus?«, fragte Lenhardt und tippte mit dem Zeigefinger auf das Foto, sodass er einen kleinen Fettschmierer auf Infantes Bildschirm hinterließ, genau auf der Nase des Mädchens.
    »In etwa. Vielleicht. Ja und nein.«
    »Warst du mal bei einem Klassentreffen, vom College oder von der Highschool?«
    »Nee, bloß nicht. Und außerdem müsste ich dazu extra nach Long Island fahren, wo niemand mehr von meiner Familie lebt.«
    »Ich war vor ein paar Jahren beim dreißigjährigen Klassentreffen. Die Leute altern alle ganz unterschiedlich. Manche sehen noch genauso aus, nur ein bisschen älter eben. Andere haben sich total gehen lassen, Männer wie Frauen. Du weißt schon, sie

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