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Was die Toten wissen

Was die Toten wissen

Titel: Was die Toten wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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haben’s einfach aufgegeben, was aus sich zu machen. Da waren Cheerleader, die inzwischen dreihundert Pfund wiegen. Ehemalige Footballspieler, die es fertiggebracht haben, mit einer Glatze Schuppen zu kriegen. Ich will damit sagen, sie hatten nicht die geringste Ähnlichkeit mehr mit früher.«
    »Ich wette, du hast es genossen, mit einer fünfzehn Jahre jüngeren Frau bei dem Treffen aufzukreuzen.«
    Lenhardt zog mit gespielter Überraschung die Augenbrauen hoch, als hätte er keinen blassen Schimmer, dass er eine scharfe Frau hatte. Infante wusste nur zu gut, wie sehr der Kerl die neidischen Blicke genoss, die man ihm hinterherschickte.
    »Aber es gibt noch eine dritte Kategorie, nur bei den Frauen«, sagte er. »Neu und edler, besser denn je. Manchmal hat
die plastische Chirurgie ein wenig nachgeholfen, nur nicht immer. Sie trainieren regelmäßig. Sie färben sich die Haare. Sie haben sich selbst neu geschaffen, und sie wissen es. Deshalb tauchen sie bei diesen Treffen auf, damit alle anderen es auch sehen können. Ihr wirkliches Alter zeigt sich nur noch an den Ellbogen.«
    »Wer sieht sich denn die Ellbogen einer Frau an, du kranker Wichser?«
    »Ich behaupte nur, dass es die einzige Stelle ist, die das Alter einer Frau verrät. Das weiß ich von meiner Frau. Sie benutzt manchmal Zitrone für ihre Ellbogen. Halbiert eine Zitrone, höhlt sie aus, füllt Olivenöl rein und grobes Salz, so sitzt sie an ihrer Frisierkommode, die Arme angewinkelt wie ein Häschen.« Lenhardt führte die Haltung vor. »Ich sag’s dir, Kevin, das ist, als ob man mit einem angemachten Salat ins Bett geht.«
    Infante lachte. Noch gestern hätte er im Traum nicht daran gedacht, zuzugeben, wie sehr es ihm an die Nieren ging, dass der Boss sauer auf ihn war. Stattdessen hatte er sich über die Ungerechtigkeit aufgeregt. Aber heute war er erlöst worden, er war ein guter Detective mit einem verdammt interessanten Fall, und er konnte seine Erleichterung nicht abstreiten. Wenn diese Frau Heather Bethany war, würden sie endlich den Fall aufklären. Und wenn nicht, dann wusste sie mit Sicherheit etwas darüber.
    »Das hier kommt mir merkwürdig vor«, sagte er und blätterte durch die Notizen, die er sich auf dem Sicherstellungsgelände gemacht hatte. »Das Auto wurde vor zwei Jahren in North Carolina angemeldet. Penelope Jackson wohnt allerdings nicht mehr unter der angegebenen Adresse, und nachdem ich ihren Vermieter ausfindig gemacht hatte, sagte er mir, dass sie nicht die Sorte von aufrechter Bürgerin war, die eine Nachsendeadresse hinterließ. Hat mir erzählt, dass sie hinter jedem Mann her war, den sie kriegen konnte. Arbeitete als Bedienung in Bars und Restaurants. Sie ist vor etwa zehn Monaten dort

    ausgezogen und hat seitdem weder ihre Zulassung noch ihren Führerschein umschreiben lassen.«
    »Die Böse«, sagte Lenhardt und stieß einen Pfiff aus. »Wie lange warst du schon in Maryland, bevor du deinen Wagen umgemeldet hast?«
    »Du machst dir ja keine Vorstellung, wie Leute aus einem anderen Bundesstaat deswegen schikaniert werden«, sagte Infante. »Aber du bist ja auch einer von den Alteingesessenen hier, der meint, die Welt zu kennen, bloß weil er zwanzig Kilometer über die Stadtgrenze hinausgezogen ist. Aber lassen wir das, die Rückbank des Wagens ist zugemüllt – Hamburger-Einwickelpapier, einiges davon ziemlich frisch, Kippen, obwohl die Frau im Krankenhaus nicht raucht. Man würde es an ihr riechen, und außerdem wäre sie durch den Nikotinentzug nervöser. Das Auto sieht aus, als wäre es schon weit rumgekommen, aber es befand sich kein Koffer darin. Als sie aufgelesen wurde, hatte sie eine Handtasche, aber kein Portemonnaie und kein Geld bei sich. Nur die Zulassung. Wie kann man dreihundert, vierhundert Meilen fahren, ohne Kreditkarte oder wenigstens ein bisschen Bargeld?«
    Lenhardt fasste um Infante herum, drückte ein paar Tasten und wechselte zwischen Penelope Jackson aus Asheville in North Carolina und der früheren und heutigen Heather Bethany hin und her. »Jetzt hätte ich gern so einen Computer, wie sie die Cops in den Filmen immer haben«, sagte er.
    »Ja, dann bräuchten wir nur noch Penelope Jackson eingeben und ihren letzten bekannten Aufenthaltsort, und ihr gesamtes Leben ließe sich auf einen Blick erfassen. Ich kann es kaum erwarten, dass sie diese Computer endlich erfinden. Die und Raketenrucksäcke.«
    »Nichts im Bundesregister?«
    »Nein, nichts, das Fahrzeug wurde auch nicht als gestohlen

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