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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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wär’s nicht so ganz das Wahre, oder? Na also. Recycelst du deine Plastiktüten?«
    Ich schaffte es gerade mal so, Zeitungen ins Altpapier zu legen, und auch das nur sporadisch. »Ja, sicher«, behauptete ich. »Es ist ein bisschen voll, lass nur.« Ich nahm ihr die Tüten ab und stopfte sie in die Lücke zwischen Toaster und Wand, ehe ich mich meinem Kaffee- und Teeangebot zuwandte.
    »Pfefferminz ist auch okay«, sagte sie. »Oder Fenchel.« Als ich das Wasser in die Tassen goss, setzte sie sich an den Tisch und erklärte: »Ich hab halt nur gedacht, du kannst es vielleicht brauchen, dass man dir irgendwas einkauft, du weißt schon. Nur so Zeugs halt, so kleine Leckereien. Ich hab mir gedacht, vielleicht kauft dir zurzeit keiner was.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich mag keine Moussaka und würde die Schokolade wahrscheinlich am Ende den Kindern schenken, aber mindestens ein Joghurt würde verputzt sein, noch bevor Sally an diesem Abend zu Hause ankam, und Oliven und Salami würden mir ausgezeichnet mit einem Glas Wein zu jedweden Zerstreuungen munden, die das Fernsehen zu bieten hatte. Verwirrt lächelnd setzte ich mich ihr gegenüber, und gerade als ich ihr von Herzen danken wollte, sagte sie: »Weißt du, du könntest diese Küche wirklich etwas freundlicher gestalten, wenn du die Schranktüren streichst und die Griffe austauschst. Gelb. Warum versuchst du’s nicht mit Gelb? Du kannst dir Farbe besorgen, die auf diesen Oberflächen haftet, natürlich nur, wenn du vorher das Fett abwischst. Die ist gar nicht mal so teuer. Und du hättest im Handumdrehen eine neue Küche.« Mir fiel wieder ein, warum David und ich sie nie gemocht und hinter ihrem Rücken über sie gelästert hatten: die perfekte, wohlgenährte Sally, ihr perfekter wohlgenährter Mann und ihre seltsam perfekten Kinder mit den ausgefallenen Vornamen. Ihre Küche war gerade fertig renoviert worden: gläserne Bullaugen in unverputztem Mauerwerk, Schieferfliesen auf dem Boden und ein Hauch von Vanille in der Luft, auch wenn sie gerade nicht backte.
    Willow und Betty kamen hereingeschlendert, als langweilten sie sich zu Tode, Neunjährige, die das Teenagersein übten. Willow ging zu ihrer Mutter, und Sally schlang einen drallen Arm um die Taille ihrer Tochter und zog sie an sich. » Die hier fängt in letzter Zeit damit an, dass sie dienstags allein zum Tanzkurs gehen will.« Stolz strahlte sie mich an und nippte dann an ihrem Tee.
    »Betty«, sagte ich, während meine Tochter den Kühlschrank aufmachte und hineinspähte. »Hat Willow ihren Fleecepulli in deinem Zimmer vergessen? Es ist kalt draußen.«
    Das Hin und Her, ob wir den Mädchen erlauben sollten, allein zu ihrem Tanzkurs zu gehen, zog sich den ganzen Winter über hin; Sally und ich einigten uns auf eine gemeinsame Linie. Wir würden es den Mädchen vielleicht erlauben, wenn das Wetter etwas besser wurde. Um an ihrer Capoeira- AG teilnehmen zu können, blieben sie dienstags eine Stunde länger in der Schule, deshalb war es meistens schon dämmrig, wenn sie rauskamen. Nachdem wir uns in den Grundzügen geeinigt hatten, folgte eine Phase langwieriger Verhandlungen darüber, welchen Weg sie gehen sollten. Wenn sie sich für den kürzeren entschieden und nach der Schule die Fulton Road, dann die Fulton Avenue nahmen, hatten sie insgesamt drei Straßen zu überqueren, darunter nur eine mit einem Zebrastreifen an der richtigen Stelle. Es gab einen längeren Weg mit nur einer Überquerung, an einer Ampel. » Mu-um . Ich bin kein Baby mehr.«
    Sally bestand darauf, dass die längere Strecke die bessere sei. Ich widersprach ihr aus Prinzip. »Weniger Straßenüberquerungen vielleicht, aber mehr Pädophile«, grummelte ich, als wir es eines Nachmittags auf dem Pausenhof besprachen.
    »Was?«, sie schreckte hoch und schob sich die dicken Haare hinter ein Ohr zurück. Sally war keine Frau, die Scherze über so ein Thema duldete. Ihre Augen sprühten Funken.
    »War nur Spaß«, murmelte ich lahm, doch sie hatte sich schon abgewandt.
    Zwei Wochen später rangen wir uns dazu durch, es ihnen zu erlauben. Sie durften allein zu dem Gemeindesaal der Methodistenkirche gehen, wenn sie den langen Weg nahmen und die Straße an der Ampel überquerten.
    Rees hatte damals eine neue Flamme, ein spilleriges Mädchen aus dem Kindergarten namens Rebecca. Rebecca trug eine Brille mit fingerdicken Gläsern und sprach ihre Rs wie Ws aus: »Wollen wir jetzt Pfewdchen spielen, Wees?« Ich konnte nicht so ganz

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