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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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Freundin unterwegs sind. Bleib du hier bei Rees’ Mama und Rees und Rebecca.«
    Jetzt hatte ich drei Stück zu beaufsichtigen. Da bekam ich eine SMS von Rebeccas Mutter: Meeting dauert länger, kannst du R mit zu dir nehmen? Echt sorry. Miriam. Ich mochte Miriam. Sie war genauso chaotisch wie ich. Ich antwortete: Kein Probl. Ich wusste nicht mehr, ob ich Miriam Bescheid gesagt hatte, dass ich sowieso länger in den Kirchenräumen bleiben würde, um auf das Ende von Bettys Kurs zu warten. Wenn wir nach Hause kommen, werden alle einen Mordshunger haben, dachte ich, dann koche ich ihnen Reis mit Erbsen, das geht schnell und ist einfach. Ich simste Miriam noch einmal: Keine Eile. Muss sowieso länger bleiben du kannst R also später von mir abholen. Sie isst bei uns. Sie schrieb zurück: Danke!!!!
    In dem Moment versuchte Rees, durch die voll besetzte Umkleide Rad zu schlagen. Als gymnastische Übung war es zu kläglichem Scheitern verurteilt, doch er schaffte es, unterdessen etliche Tutus durcheinanderzuwirbeln, deren Besitzerinnen ihn mit der Angriffslust von Pitbulls beschimpften. Ein lautes »Aargh!« ausstoßend, schmiss er sich rücklings auf das durchgesessene Sofa, das an einer Wand stand, wobei er ein Trinkpäckchen mit Saft ins Kippeln brachte, das jemand unvorsichtigerweise auf der Armlehne abgestellt hatte. Der Saft fiel herunter. Ein anderes Mädchen trat rückwärts drauf. Der Karton explodierte, und ein tropischer Mango-Kokos-Regenschauer ergoss sich auf alles. Als ich mich umschaute, um herauszufinden, welche Mutter so schusselig war, ein Trinkpäckchen in eine dermaßen prekäre Lage zu bringen, sah ich, dass Sallys Nachbarskind leise schluchzend neben mir stand. Ich kannte nicht einmal ihren Namen. Mein Handy klingelte. Ich wühlte in meiner Handtasche.
    »Hallo, ich bin’s, hör mal, ich bin den ganzen Weg bis zur Schule abgegangen …« Sally klang außer Atem. Mir fiel auf, dass ich nur deshalb so ruhig bleiben konnte, weil sie sich solche Sorgen machte. Wir hatten uns für entgegengesetzte Pole entschieden.
    »Und wenn du zum Sekretariat gehst?«
    »Da ist niemand. Die AG s sind bestimmt vorbei.«
    »Du kannst ja mal hingehen und nachsehen?« Ich weigerte mich, in Panik zu geraten, solange es keinen ausreichenden Grund dazu gab. Betty und Willow saßen wahrscheinlich vor dem Sekretariat und warteten. Bestimmt hatten sie vergessen, dass sie den Weg allein gehen sollten. Einer von ihnen war schlecht, oder sie hatte etwas verloren. Eine von ihnen hatte sich den Knöchel verstaucht. Sue, die Schulsekretärin, hatte zu ihnen gesagt: Wartet einfach hier. Wenn nicht bald eine von euren Müttern auftaucht, rufe ich sie an. Dann war ihr etwas dazwischengekommen, und sie hatte vergessen anzurufen, hatte die beiden Neunjährigen vergessen, die mit hängenden Köpfen auf den Plastikstühlen vor ihrem Büro saßen. Von Schulsekretärinnen wird erwartet, phänomenale Organisationstalente zu sein, aber Sue war ein bisschen zerstreut.
    »Na gut«, sagte Sally. »Ruf mich an, wenn sie auftauchen.« Als ob ich das sonst vergessen würde.
    Die Übelkeit fing bei mir erst an, als Sally zum Methodisten-Gemeindesaal zurückkam. Anstatt mich erneut anzurufen, war sie den ganzen Weg wieder zurückgegangen. Das war ein schlechtes Zeichen. »Keine Spur von ihnen«, sagte sie laut und sah mich herausfordernd an. Die Angst machte sie aggressiv. »Ich war im Sekretariat. Die AG s waren pünktlich zu Ende. Ich bin den ganzen Weg abgegangen.«
    »Welchen Weg hast du genommen?«, fragte ich.
    »Den langen«, sagte sie, »wie wir es ihnen gesagt haben. Das haben wir ihnen doch beide so gesagt, oder nicht? Ich bin den Weg hin- und zurückgegangen.«
    Ich dachte an den langen Weg, ging die Strecke im Geist ab, die Seitenstraßen, die Häuser von Freunden, an denen sie vorbeigekommen sein mussten. Jason Wellingtons Haus lag auf dem Weg. Jason war ein Junge aus ihrer Klasse mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, der durch seine Lautstärke und seinen Charme eine schier unerschöpfliche Faszination auf die Mädchenwelt ausübte. »Jason hat ein neues Kaninchen«, sagte ich triumphierend, und Sally sah mich an, als wäre ich nicht ganz bei Trost. Ohne mich mit Erklärungen abzugeben, rief ich Jasons Mutter an. Nein, Betty und Willow waren nicht dort.
    Mittlerweile hatten andere Mütter in der Umkleide unsere Unterhaltung belauscht und waren verstummt. Unsere Sorge war ansteckend. Zwei von ihnen boten uns ihre Handys an, obwohl Sally und

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