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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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hatte Pläne für einen spannenden Nachmittag, an dem ich den Stauraum unter der Treppe aufräumte. Gratuliere , murmelte ich vor mich hin, während das Auto mit Betty und Rees, die wie wild aus dem Rückfenster winkten, losfuhr. Gratuliere euch beiden.
    Ich hatte zugestimmt, die Kinder um fünf Uhr nachmittags abzuholen. Der neue Wohnpark, in dem David und Chloe lebten, lag am Ende einer langen, gewundenen Straße an der Steilküstenseite der Stadt. Es war eine dieser seltsamen Siedlungen, in denen die Häuser zur Straßenseite ungeschützt sind, keine Zäune zwischen den ordentlichen Vorgartenflächen, keine Möglichkeit, von der eigenen wellig verglasten Haustür zum Auto in der Asphaltauffahrt zu gelangen, ohne von mindestens einem halben Dutzend Nachbarn gesehen zu werden. So viel Offenheit setzt ein idealisierendes Verständnis von Familienleben voraus, nehme ich an, mit einem Frauchen, das seinem zur Arbeit fahrenden Göttergatten jeden Morgen zum Abschied winkt, während die lieben Kinderlein aus einem Fenster lächeln; Glück auf dem Präsentierteller. Vielleicht kaufen die Leute deshalb solche Häuser, weil ihnen klar ist, dass sie sich dort weniger anschreien können. Für mich ist das nichts: Ich nehme jederzeit lieber mein schmales Reihenhaus mit der hohen, verwilderten Hecke davor und dicken Mauern zwischen mir und den Nachbarn. Ich brauche Ruhe und Privatsphäre für mein Geschrei.
    Ich parkte auf der nagelneuen Bordsteinkante vor ihrem Haus, sah mir ihre nagelneue, alsphaltierte Auffahrt an, und aller Mut verließ mich. Ich hatte vorgehabt zu sagen, dass ich mich mit Chloe unter vier Augen unterhalten wollte, aber wie sollte ich das bewerkstelligen, ohne Fragen von David zu provozieren? Vielleicht sollte ich selbst ein paar Drohbriefe schreiben.
    David öffnete die Tür. »Hi«, sagte er zerstreut und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, in dem sich viel von einer klebrigen Masse befand.
    »War wohl so einiges los bei euch, was?«, sagte ich mit einem Nicken in Richtung seines Kopfes.
    »O ja«, bestätigte er, als seine Finger auf einen Leimknoten stießen. Er zupfte daran und verzog schmerzhaft das Gesicht. »Sie haben was gebastelt.« Stirnrunzelnd betrachtete er seine Finger. »Willst du reinkommen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sollte sie besser zurückverfrachten.« Rees war seit Kurzem in einem Minifußballklub für Jungs wie ihn, die noch zu klein für die Schulvereine waren: sonntagmorgens um neun.
    David ging in den Bungalow zurück, aus dem Aufbruchgeräusche drangen, hinter dem Flur, von dem eine hell erleuchtete weiße Küche abging, wie ich mit einem raschen Blick erkennen konnte. Wartend blieb ich an der offenen Tür stehen, auch wenn es sinnvoller gewesen wäre, hineinzugehen und die Tür hinter mir zuzuziehen. Schließlich kamen die Kinder zum Vorschein, gefolgt von Chloe, die sie lächelnd durch den Flur zu mir scheuchte. Sie hatten schon ihre Jacken und Schuhe an und umklammerten beide schlaffe Gemälde auf großen Bögen schwarzen Tonpapiers. Raues Papier und Wachsmalstifte, dachte ich, was Kinderlose sich unter kindgemäßen Beschäftigungen so vorstellen – Kunst und Werken ist heutzutage eine technisch weit versiertere Angelegenheit. Mir drängte sich die unliebsame Vorstellung von Chloe in einem Schreibwarenladen auf, wie sie altmodische Wachsmalstifte kaufte, weil sie sich vorstellte, meine Kinder würden so etwas mögen – und ein Päckchen Notizkarten mit gelben Umschlägen.
    Chloe und ich wechselten ein unverfängliches Nicken, die Kinder und ich hatten uns bereits zum Gehen gewandt, als Betty plötzlich »Mein Engel!« kreischte und blitzschnell ins Haus zurückschoss.
    »Betty!«, rief ich ihr hinterher.
    Nach kurzem Zögern folgte Rees seiner Schwester.
    Sie stoben an Chloe vorbei durch den Flur zurück in die Küche. Ich hörte, wie Betty ihren Vater anschrie: »Wo ist er? Wo ist er?«, und Davids Antwort: »Wo ist wer?«
    »Mein Engel !«
    Chloe und ich blieben auf der Schwelle zurück. Schulterzuckend lächelte sie mir kurz zu, und ich begriff, dass dies womöglich meine einzige Chance war. »Chloe«, sagte ich ruhig, tonlos. »Ich finde, es sollte aufhören.«
    Sie starrte mich an. Ich starrte zurück. Ich wollte ihr zu verstehen geben, dass ich nicht auf Streit aus war, dass ich ihr diese Chance gab, nur unter uns, zuzugeben, was sie getan hatte, sich vielleicht zu entschuldigen oder zumindest zu sagen, es würde nie wieder vorkommen.
    Sie hielt meinem Blick

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