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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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seinem Handy, wohl aus treuer Ergebenheit zu Chloe, nahm ich an. Falls dem so war, wusste Chloe diesen Treuebeweis offenbar nicht zu schätzen. Wenn sie überhaupt ans Telefon ging, reichte sie es sofort David weiter, und selbst wenn David den Hörer nahm, spürte ich ihre Anwesenheit hinter seinen Worten, ihren Schatten in den Pausen zwischen seinen Sätzen. Sie konnte uns nicht allein lassen. Ich brauchte eine Weile, um solch ein Benehmen erfreulich zu finden, und selbst, als es so weit war, wurde mir jedes noch so kleine Triumphgefühl von der Tatsache verdorben, dass David sie immer noch nicht so sehen konnte, wie sie wirklich war. David würde vielleicht nie glauben, was sie für eine war, aber ich wusste es, und sie wusste, dass ich es wusste.
    Warum hatte das alles wieder angefangen, die Briefe, jetzt, nach Betty? Weil sie dachte, dass ich wieder Schwäche zeigte? Begriff sie nicht, dass sie mir nach dem Verlust von Betty nichts mehr anhaben konnte, dass ich stark wie ein Ochse war?
    Ich rufe David auf seinem Handy an. Er geht sofort ran. Im Hintergrund höre ich Stimmengewirr.
    »Ich bin’s. Wo bist du?«, sage ich.
    »Stag’s Head«, antwortet er. »Ich bin auf ein Glas in den Pub gegangen.« Das ist auch etwas Neues. »Wie geht’s dir?«
    »Gut«, antworte ich fröhlich. »Ich hab schon gedacht, es wär was mit Rees.«
    »Um Gottes willen, sorry, nein, der schläft. Bei dem war heute viel los, da hab ich ihn früh gebadet und ins Bett gesteckt. Chloes Mum ist zu Besuch, also hab ich mich verdrückt.« Er hört sich kumpelhaft an. »Was meinst du, wollen wir nicht mal zusammen essen gehen? Bald? Ich konnte leider nicht so gut damit umgehen, als ich bei dir im Krankenhaus war.«
    Umgehen, denke ich. Ich bin etwas, womit man umgehen muss. Am anderen Ende entsteht eine seltsame Pause. Obwohl er nichts sagt, höre ich, dass ihm die Stimme versagt. Weil ich nicht weiß, was ich sagen soll, lausche ich seinem Schweigen. Er schluckt.
    Ich setze mich auf einen Küchenstuhl, mein Grog ist vergessen. Ich lausche. Nach einer Weile frage ich sanft: »Alles okay mit dir?«
    »Nein, überhaupt nicht«, antwortet er flüsternd, und dann lässt ihn seine Stimme völlig im Stich. »Sie fehlt mir jeden Tag, Laura. Sie fehlt mir so sehr. Ich glaube nicht …« Die Stimme versagt wieder. Ich stelle ihn mir vor, den Kopf über eine aufgeschlagene Zeitung gesenkt, wie er versucht, seinen Kummer vor jedem zu verbergen, der in der Nähe sitzen könnte. Als er wieder spricht, hört er sich zwar leiser an, aber unverändert gebrochen und elend. »Ich will nur über sie reden, bitte, bitte. Bitte, können wir zusammen zu Abend essen, allein, nur wir beide?« Und dann tut er es. Er sagt meinen Namen, auf seine schlichte Art: »Laura …«
    »Na klar.« Mir geht auf, dass ich nur darauf gewartet habe, seit Betty von uns gegangen ist, dass ich niemanden außer David will oder brauche.
    »Wann? Wann kannst du?«
    Wann kann ich nicht?, möchte ich antworten. Was stellt er sich vor, wer oder was mich in meiner Bewegungsfreiheit behindern würde? »Ach, ich kann jetzt gleich kommen, wenn du möchtest.« Schon wittere ich eine Gelegenheit, einen offenen Türspalt. »Oder du kannst herkommen, wenn du willst.« Während ich das ausspreche, fällt mir ein – was für ein schockierender, anstößiger Gedanke –, dass wir miteinander ins Bett gehen könnten, wenn er herkäme.
    Ich kann regelrecht hören, wie er sich die Sache durch den Kopf gehen lässt. »Ich glaub, das wär keine gute Idee, zu dir nach Hause zu kommen.« Ich frage mich, ob er das Gleiche gedacht hat wie ich.
    »Weil du es zu schwierig fändest, oder weil du es hinterher Chloe erklären müsstest?«
    Nach kurzer Pause sagt er: »Beides.«
    »Gut, und wo?«
    »Hier am anderen Ende der Straße gibt’s ein neues Tapaslokal. Da war es vorhin ruhig, als ich vorbeigekommen bin.«
    »Ich weiß, ich hab’s gesehen. Die Leute rennen denen nicht gerade die Bude ein.«
    Seine Stimme ist wieder in normaler Tonlage angekommen, aber ich höre die Anstrengung dahinter heraus. »Hab ich einen Hunger!«
    »Und ich erst.«
    Das stimmt zwar gar nicht, doch wir brauchen so einen Dialog, um uns in Stimmung für das spontane Treffen zu bringen. Im gleichen Geist schaue ich auf meine Uhr, eine sinnlose Geste. »Wenn du magst, kann ich bald los, will nur vorher noch kurz eine Tasse Tee trinken und mir den Mantel anziehen.« Es ist Viertel vor acht. Wenn David Rees selbst ins Bett gebracht hat,

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