Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love
zu lesen.
Mit einem leisen, verächtlichen Laut hinten in der Kehle schaue ich zur Seite. »Gott, selbst jetzt dreht sich alles nur um dich, was?«
»So war das nicht gemeint.«
»Wie denn?« Aus meinem Tonfall geht deutlich hervor, dass ich keine Antwort erwarte, und er versucht es gar nicht erst. Stattdessen greift er zu einer Gabel und piekst nach einer dicken Scheibe Chorizo. Die Gabel rutscht ab.
Er wirft die Gabel auf das Tischtuch und sagt mit rauer Stimme: »Sieh mal, so einfach, wie du dir das vorstellst, ist es nicht, klar? Ist es noch nie gewesen, aber jetzt erst recht nicht. Okay?«
»Was?«
»Mit mir und Chloe. Das ist nie so glattgegangen, wie du gedacht hast.«
»So was hab ich nie behauptet.« Ich kann nicht glauben, dass wir dieses Gespräch führen. Ich schaue weg, sehe ihn dann wieder an und murmele: »Scheiße, ich fass es nicht …«
»Hast du uns deshalb so ausdauernd um vier Uhr morgens angerufen?«
Das ist ein unfairer Treffer. Es war nur eine Phase, diese Vier-Uhr-morgens-Anrufe. Ich war nicht ganz bei mir. Die Kinder genauso, wachten zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten nachts auf, und manchmal konnte ich die Vorstellung einfach nicht ertragen, dass er und Chloe schliefen, aber ich nicht. Ich wollte etwas von dem, was an mir hängen geblieben war, auf die beiden abladen. Ich bin nicht stolz darauf. Schon damals war ich nicht stolz darauf. Ich wusste, dass ich ihnen damit nur in die Hände spielte, meine Position als ihre gemeinsame Feindin festigte. Ich hätte mehr Würde besitzen sollen, aber ich konnte nicht anders.
Wenn er mich unter der Gürtellinie treffen will, kann er das Gleiche von mir haben. »Warum bringst du das alles jetzt zur Sprache?«, frage ich ruhig. »Meinst du nicht, dass es dafür ein bisschen spät ist? Etwas Wichtigeres ist passiert.«
»Ich weiß«, beteuert er mit erhobenen Händen. Nach kurzer Pause sagt er mit auf den Tisch gesenktem Blick: »Bei mir zu Hause ist es zurzeit sehr schwierig.«
»Natürlich.«
»Nein, ich meine nicht wegen Betty. Schon vorher. Chloe, na ja, ich musste mich ziemlich viel um sie kümmern.«
Unwillkürlich horche ich auf. Das hebt seine heutige Untreue gegenüber Chloe noch auf eine ganz andere Ebene. In dieser Hinsicht war er immer so stolz auf sich. »Ich rede mit ihr nicht über dich und mit dir nicht über sie«, erklärte er mir einmal selbstgefällig, so als ob es dadurch in Ordnung wäre, mit uns beiden zugleich zu schlafen.
Er beugt sich zu mir vor und redet leiser, obwohl niemand in der Nähe ist. »Ungefähr zwei Monate nach Harrys Geburt hatte sie einen richtigen Zusammenbruch. Anfangs hab ich es nicht besonders ernst genommen.« Hätte mich auch gewundert. »Schließlich kannte ich das alles schon. Ich hab ihr gesagt, das sei normal. Hab erwartet, dass sie sich nach einer Weile wieder fängt, so wie du damals. Harry hatte Koliken, musst du wissen, ihr erstes Kind und all so was. Es war eine schwere Geburt. Sie hat eine Menge Blut verloren. Wahrscheinlich hätten sie einen Kaiserschnitt machen sollen. Auf dem Weg raus hat er ihr das Steißbein gebrochen. Sie haben es nicht gleich gemerkt. Sie hatte schlimme Schmerzen, und wir wussten lange nicht, warum. Und dann wollte er nicht trinken. Sie hatte es schwer, das hab ich gesehen. Na ja, ich bin nicht gut genug damit umgegangen.«
Der Kellner tritt an unseren Tisch. Ihm kann unmöglich entgehen, dass er stört – David lehnt sich zurück, und wir sehen ihn beide nicht an –, doch er geht nicht. Nach längerem beredtem Schweigen fragt er: »Alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
Mit einem Blick auf den Tisch stelle ich fest, dass wir nichts angerührt haben. Um ihn loszuwerden, sage ich: »Kann ich bitte noch ein Bier haben?«
»Natürlich. Sir?«
David schüttelt den Kopf.
Als der Kellner weg ist, beugt sich David wieder auf die Ellenbogen gestützt vor. »Sie ist regelrecht zusammengebrochen und hat sich seither noch nicht richtig wieder erholt.«
»Nimmt sie irgendwas?«, frage ich.
David schüttelt den Kopf. »Sie weigert sich. Sie will nichts einnehmen. Ständig redet sie davon, dass sie wieder mit Stillen anfangen will, aber das ist absurd. Sie hört auf niemanden. Und dann, ungefähr vor drei Monaten, fing sie an, Harry zu vernachlässigen. Anfangs war es bloß, na ja, ich kam von der Arbeit nach Hause, und er schrie wie am Spieß und war den ganzen Tag nicht gewickelt worden. Er war klatschnass, Laura, ehrlich, total durchnässt. Dann hab ich mit
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