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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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stehen und kritisch die überhängende Lorbeerhecke begutachten. Hier und da drängten sich auch ein paar Äste ihrer Akazie durch den Lorbeer nach draußen. Das ganze undurchdringliche Geflecht war gut dreizehn oder vierzehn Fuß hoch.
    Zum Komitee gehörten unter anderen der Connétable – der Bürgermeister –, Vikar Godfrey Ballard, ein Straßeninspektor, die Gemeindesekretärin und natürlich auch Harold Conway als Chef de Police. Der Straßeninspektor trug das wichtigste Instrument des Branchage -Termins, die Messlatte. An befahrenen Straßen durften die Hecken und Äste nicht tiefer als 12 Fuß überhängen, an Gehwegen lag das Maß bei gnädigen 8 Fuß.
    Emily parkte ihr Auto in der Einfahrt und ging zu den Kontrolleuren hinüber. Zu Vikar Ballard sagte sie. »Entschuldigung, aber ich musste noch schnell Constance zur Fähre bringen.«
    »Ich bitte Sie, das war doch weiß Gott wichtiger«, beruhigte Ballard sie. Leise und augenzwinkernd fügte er hinzu: »Sie sehen ja, das Komitee kommt auch ohne Sie ganz gut zurecht.«
    In der Zwischenzeit war der Inspektor, der eine auffallend dünne Nase hatte, schon dabei, die Messlatte an die Hecke zu halten.
    »Etwas mehr als 10 Fuß!«, rief er laut nach hinten. Nickend schrieb die Gemeindesekretärin die alarmierende Zahl ins Protokoll. Harold Conway, der neben ihr stand, sah ihr kritisch dabei zu. Er trug einen dunklen Anzug. Emily glaubte sich zu erinnern, dass es derselbe war, den er schon getragen hatte, als er damals mit ihrer Schwester zum Traualtar gegangen war. Sie erkannte es an den altmodischen grauen Metallknöpfen.
    Nachdem auch noch einmal die Höhe der Äste, die aus der Akazie wuchsen, sorgfältig gemessen worden war, kam der Bürgermeister auf Emily zu und gab ihr die Hand. Er war ein gemütlicher, freundlicher Mann.
    »Guten Tag, Mrs. Bloom. Wie Sie sehen, steht es in diesem Jahr leider nicht gut mit Ihrer Hecke. Besonders die dicken Äste sind gefährlich. Da ist ja fast nichts geschnitten …«
    »Im Durchschnitt 10 Fuß!«, rief der Inspektor von hinten.
    »Ja, ich weiß«, sagte Emily und gab sich zerknirscht. »Normalerweise übernimmt mein Sohn die Aufgabe, wenn er mal hier ist. Aber der musste auf einen Ärztekongress …«
    Sie versuchte, ein bisschen hilflos auszusehen, was ihr aber schwerfiel. Zum Glück kam Godfrey Ballard ihr zu Hilfe. Mit seiner wohlklingenden Stimme sagte er in die Runde:
    »Vergessen wir nicht, was Mrs. Bloom hinter sich hat. Was ist da schon eine Hecke? Ich schlage deshalb vor, in diesem Fall auf die Geldstrafe zu verzichten.«
    Prüfend sah er sich um. Die meisten nickten, auch der Bürgermeister war einverstanden.
    »Ich sehe da kein Problem. Was sagen Sie, Mr. Conway?«
    Conway kratzte sich am Hals und setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. Emily kannte diesen Blick. So schaute er immer, wenn er die Würde des Chef de Police in Gefahr sah. Sie ahnte, was jetzt kam.
    »Wenn ich für die Honorary Police sprechen soll – nun, Mrs. Bloom weiß ja, wie sehr ich ihr zu Dank verpflichtet bin …« Er wandte sich direkt an Emily. »Wirklich großen Dank, Emily! Trotzdem, wir müssen da sorgfältig unterscheiden. Unsere Visite du Branchage darf nicht zur Farce werden, das sind wir der Ordnung auf Jersey schuldig. Und deshalb – so leid es mir tut – Zivilcourage und Branchage lassen sich nun einmal nicht miteinander verrechnen …«
    Die Mitglieder des Komitees schwiegen betroffen. Damit hatte niemand gerechnet, auch wenn der Chef de Police für seine Unnachgiebigkeit bekannt war.
    Emily ließ sich ihre Verärgerung über Harolds Sturheit in keinster Weise anmerken. »Ich finde, Mr. Conway hat recht«, sagte sie bemüht freundlich und zog ihre Geldbörse aus der Handtasche. »Selbstverständlich werde ich die fünfzig Pfund Strafe bezahlen.«
    Der Bürgermeister versuchte einzulenken. »Also bitte, Mrs. Bloom …«
    »Nein, nein, lassen Sie nur«, sagte sie scheinbar fröhlich und gab ihm die Geldscheine, »das ist ganz in Ordnung. Werde ich jetzt noch gebraucht?«
    Alle versicherten ihr, dass die Sache damit erledigt sei und sie jetzt nur noch dafür sorgen müsse, dass die Hecke sobald wie möglich geschnitten würde. Als sie sich verabschiedete, würdigte sie Harold keines Blickes.
    Kaum war sie im Haus, explodierte sie. Wütend knallte sie die Haustür hinter sich zu, warf ihre Jacke über einen Stuhl und stürzte zum Telefon im Flur. Wenn sie jetzt nicht bei irgendjemandem ihren Zorn loswerden konnte, würde sie

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