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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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Sieg als wieder auferstandener Anwalt.
    In seiner Rolle als Richter hatte er zur Ehre Jerseys oft genug auf das prickelnde Gefühl von Kampfeslust verzichten müssen, doch jetzt waren die alten Kräfte wieder freigesetzt.
    Seit er sich in den Fall Guiton eingearbeitet hatte, kam ihm mehr und mehr der Verdacht, dass auch Detective Inspector Waterhouse zu denen gehörte, die seinen Mandanten vom ersten Tag an vorverurteilt hatten.
    Schon die Gründe für Guitons Untersuchungshaft waren aus seiner Sicht nicht ausreichend gewesen. Auch hatte sein Mandant bis heute nicht erfahren, wer die beiden Zeugen waren, die behauptet hatten, er selbst habe sein Pferd heimlich zu dem Versteck transportiert. Sozusagen mit gewetztem Messer machte Willingham sich deshalb auf den Weg zu Detective Inspector Jane Waterhouse.
    Er begegnete ihr schon im Erdgeschoss des Polizeigebäudes. Sie trug eine beigefarbene Hose und ein hellblaues Männeroberhemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Ihre grauen Augen musterten ihn kurz, nachdem er erklärt hatte, weshalb er gekommen war.
    »Haben Sie eine Vollmacht von Mr. Guiton dabei?«, fragte sie.
    »Selbstverständlich.«
    Willingham zeigte sie ihr. Äußerlich war ihm nichts anzumerken, aber innerlich begann er zu kochen. Diese Frau war noch emotionsloser, als er vermutet hatte. Er war ihr bisher erst zweimal begegnet, aber er wusste: Es würde reine Zeitverschwendung sein, sich in ihrer Gegenwart um Höflichkeit zu bemühen. Wenn nicht einmal die Tatsache, dass er und ihr Bruder drei Jahre lang am Magistratsgericht Kollegen gewesen waren, für ein entspanntes Klima sorgte, musste er sich gar nicht erst anstrengen.
    »Ich werde Sie auch nicht lange aufhalten«, sagte er. »Es geht nur um Verfahrensfragen.«
    »Am besten bleiben wir gleich hier unten im Besprechungszimmer«, sagte sie.
    Sie zeigte auf eine angelehnte Tür, ließ ihn vorangehen in einen kleinen Sitzungsraum und schloss die Tür hinter sich. Während sie ihm gegenüber Platz nahm, fragte sie: »Wie geht es Ihrem Mandanten?«
    »Nicht besonders gut. Er wird wohl noch einige Tage im Krankenhaus bleiben müssen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Es würde ihm zweifellos erheblich besser gehen, wenn er endlich Klarheit darüber hätte, wer die beiden Zeugen sind, die ihn beschuldigt haben, sein eigenes Pferd entführt zu haben. Schließlich haben damit alle Missverständnisse begonnen.«
    Jane Waterhouse lächelte dünn. »Das Wort Missverständnisse klingt mir ein bisschen zu harmlos, wenn ich das sagen darf. Übrigens, Glückwunsch zu Ihrem Neustart als Anwalt. Mein Bruder hat mir davon erzählt.«
    Also doch, dachte Willingham erstaunt. Sie will das übliche Geplänkel. Dann soll sie es bekommen.
    »Danke«, sagte er. »Er fühlt sich hoffentlich wohl in meinem alten Büro?«
    »Sieht ganz so aus. Aber Sie wissen ja, der Appendale-Prozess beginnt in Kürze. Das nimmt ihn sehr in Anspruch.«
    »Oh ja!« Willingham nickte. »Betrugsprozesse sind fürchterlich.« Und scherzend fügte er hinzu: »Dagegen ist meine Verteidigung von Frank Guiton wahrscheinlich ein Spaziergang.«
    »Meinen Sie? Ich will Sie nicht entmutigen, Mr. Willingham, aber das sehe ich anders.«
    »Interessant! Waren Sie es nicht selbst, die Mr. Guiton vom Verdacht des Mordes an Debbie Farrow freigesprochen hat?
    »Moment! Wir haben feststellen müssen, dass er ein glaubhaftes Alibi hat. Mehr nicht.«
    Willingham runzelte die Stirn. » Mehr nicht? Ist ein glaubwürdiges Alibi in Ihren Augen denn kein Beweis für die Unschuld?«
    Jane Waterhouse räusperte sich. »Selbstverständlich ist es das. Trotzdem, Mr. Willingham, ich kann den Pferdediebstahl leider immer noch nicht ganz vom Mordfall Debbie Farrow abtrennen.«
    »Nein? Weil Frank Guiton und Debbie Farrow ein Paar waren? Merkwürdig. Aber wie auch immer, Sie könnten uns die Verteidigung erheblich erleichtern, wenn Sie endlich Akteneinsicht gewähren würden.«
    »Sie wissen, dass ich das nicht allein entscheiden kann«, versuchte Jane Waterhouse auszuweichen.
    Willingham blieb hart. »Aber Sie können zustimmen. Ich brauche vor allem die Namen der beiden Zeugen.«
    Er sah, wie es in ihr arbeitete. Sie versuchte wahrscheinlich eine Finte. »Die Zeugen des Pferdediebstahls erscheinen derzeit im Kontext der Mordermittlungen, das ist sehr problematisch … Wir können das nicht einfach voneinander trennen.«
    »Können Sie nicht?«
    Beinahe traurig erkannte Willingham, dass er einen anderen Weg beschreiten musste. Eigentlich

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