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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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hatte.«
    »Das ist ganz normal. Du musst in diesen Tagen viel verarbeiten.« Emily nahm einen trockenen Zweig in die Hand, der neben ihr auf dem Felsen lag, und spielte damit. »Aber irgendwann wirst du es geschafft haben.«
    Constance kaute nervös auf der Unterlippe und nickte nur. Sie machte den Eindruck, als fehlte ihr der Mut, über ihr eigentliches Anliegen zu sprechen.
    Emily beschloss, jetzt doch die Initiative zu ergreifen. Leise fragte sie:
    »Was beschäftigt dich, Constance? Bitte sag’s mir.«
    Constance verzog schuldbewusst den Mund. »Ich hab ein paar Sachen verbockt … Deswegen wollte ich auch mit Ihnen allein reden …«
    »Erzähl.«
    Plötzlich spürte Emily, wie der Fels unter ihr erzitterte. Gerade noch rechtzeitig warf sie sich zur Seite. In dem großen runden Stein, auf dem sie bis eben gesessen hatte, bildete sich wie in Zeitlupe ein langer Riss. Dann brach er auseinander, und ein Teil stürzte mit lautem Poltern in die Tiefe.
    Erschrocken betrachtete sie die schroffe Abbruchstelle. Sie hätte eigentlich wissen müssen, dass so etwas hier oben jederzeit passieren konnte, vor allem, wenn der Boden feucht war. In ihrer Sorge um Constance war sie viel zu leichtsinnig geworden.
    Als sie sich umblickte, stellte sie überrascht fest, dass Constance vor dem Ginsterbusch sitzen geblieben war, als wäre nichts geschehen. Gedankenverloren und mit angezogenen Knien saß sie da, als hätte sie den Vorfall gar nicht mitbekommen.
    Emily nahm ihren Anorak, legte ihn neben den von Constance und setzte sich wieder. »Also, was ist los?«
    »Mrs. Bloom … es gibt da etwas, das ich Ihnen sagen möchte. Ich habe lange überlegt, ob ich es überhaupt tun soll, aber … es betrifft ja uns beide.«
    Irritiert fragte Emily: »Wie meinst du das?«
    »Es wird ein Schock für Sie sein … Für mich war’s ja auch einer. Aber ich weiß, dass die Sache wahr ist …« Sie schluckte. »Ihr Mann ist mein Vater.«
    Ängstlich wartete sie auf Emilys Reaktion.
    Emily holte tief Luft, schloss kurz die Augen und sagte dann seufzend: »Man hat es dir also gesagt.«
    »Sie wissen Bescheid?«, fragte Constance ungläubig.
    Emily nickte. »Ja. Aber erst seit gestern. Ein alter Freund meines Mannes hat mich eingeweiht. Nicht ganz freiwillig, aber das ist jetzt egal … Seit wann weißt du es?«
    »Seit ein paar Tagen.«
    Emily war klar, was das bedeutete: Debbie hatte es ihr erzählt. »Wann hat deine Schwester es dir gesagt?«
    »An dem Tag, an dem sie ermordet wurde.« Constance hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Sie wusste es von Mum. Und es gibt wohl auch alte Überweisungen von Ihrem Mann an uns.«
    Emily reichte ihr ein Taschentuch. »Ich nehme an, du hast mit der Polizei noch nicht darüber gesprochen.«
    Constance schüttelte den Kopf. »Das ist ja mein Problem … Wenn die wüssten, dass Debbie und ich uns an diesem Tag in ihrer Wohnung verabredet hatten, käme ich wahrscheinlich sofort ins Gefängnis.«
    »Aber du warst doch noch in Weymouth. Oder etwa nicht?«
    »Das habe ich nur behauptet.«
    »Oje!« Jetzt war Emily klar, warum Constance so nervös war.
    »Debbie hatte mich an diesem Vormittag überraschend in meiner Firma in Weymouth angerufen. Sie klang ziemlich aufgeregt, irgendwie wütend. So war sie immer, wenn irgendwas schieflief und sie es mit Gewalt wieder in Ordnung bringen wollte.«
    »Aber den genauen Grund für ihre Aufregung hat sie dir nicht genannt?«
    »Zuerst nicht. Sie hat nur lauter verschwommene Andeutungen gemacht. Dass sie jetzt endlich bald Klarheit darüber hätte, warum David gestorben ist. Und dass sie auch sonst keine Familiengeheimnisse mehr mit sich herumtragen will. Ich hab sie gefragt, wie sie das meint. Und da hat sie gesagt: Zum Beispiel, indem ich dir endlich sage, wer dein Vater ist . Dann hat sie’s mir erzählt.«
    »Wie hast du reagiert?«
    »Ich hab nur noch geheult. Und sie auch. Und dann hat sie gesagt: Nimm die nächste Fähre und komm rüber, bitte! Es gibt noch viel mehr, was ich dir erzählen muss. «
    »Und dann bist du nach St. Helier gekommen?«
    »Ja, mit der Nachmittagsfähre. Um Viertel vor fünf war ich hier. Mit dem Bus bin ich zu ihr nach Hause gefahren. Aber sie war nicht da, obwohl sie es versprochen hatte. Und sie kam an diesem Abend auch nicht mehr.«
    »Woher weißt du das? Hast du vor der Tür gewartet?«
    »Fast eine Stunde lang. Ich dachte, sie hat vielleicht den Bus verpasst. Debbie hat ja momentan kein Auto. Als sie nicht kam, bin ich unten auf

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