Was es heißt, in den Krieg zu ziehen
Kontrolle lagen. Tatsächlich ergeht es uns damit wie ethnischen oder sexuellen Minderheiten. Wir müssen uns gegen negative Projektionen schützen. Zu dem Zweck haben viele Minoritäten ihre eigenen Clubs gegründet. Aber statt zu schweigen, schützen sie sich mit Mitteln wie, sich »tuntig« oder »cool« zu geben.
Der Club ist auch der gesellschaftliche Schutz für all jene, die zu Hause geblieben sind. Auch für Nichtveteranen gibt es nach einem Krieg zahlreiche schmerzhafte Erinnerungen. Da ist der Verlust geliebter Menschen, und in den von Kriegen betroffenen Ländern erleben auch Nichtveteranen viel vom Schrecken des Krieges, auch von seinem Kitzel, und wollen es nicht zugeben. Einige haben auf dem Schwarzmarkt Leute betrogen oder in der Kriegsindustrie viel Geld verdient, worüber sie anschließend kaum reden können. Andere sehnen sich nach dem Gemeinschaftsgefühl, dem Gefühl, auf der Kippe zu leben, können diese »guten« Erinnerungen aber kaum rechtfertigen, weil sie wissen, welchen Preis andere dafür zahlen mussten. Kurz gesagt, es gibt nicht nur schmerzhafte Erinnerungen, sondern auch nicht offengelegte Motive und Handlungen und als Ergebnis: Schuldgefühle. Das Schweigen des Clubs kommt der Gesellschaft folglich bestens zupass.
Das gesellschaftlich auferlegte Schweigen hat verschiedene Aspekte. Zunächst ist da der »Sonntagsschul-Kopflaus-Aspekt«, den ich noch mehr hasse als die Haltung-bewahren- und Bescheidenheits-Spielchen. Du sollst nicht töten! Gewalt ist böse! Menschen, die Gewalt ausüben oder töten, sind böse. Schon darüber zu sprechen verbreitet die Läuse, das Wissen um diese verstörende Seite der menschlichen Verfassung steckt alle an. Dieser Ansatz hat sich bei dem Versuch, etwas gegen die Geschlechtskrankheiten zu tun, auch nicht unbedingt als hilfreich erwiesen. Die Vereinigten Staaten sind seit Vietnam über ein Dutzend Mal in den Krieg gezogen und haben Menschen getötet: in Kambodscha (beim
Mayaguez
-Zwischenfall), dem Iran (bei der misslungenen Geiselbefreiung), im Libanon, in Libyen (mit der Bombardierung Gaddafis), in Panama, Grenada, im ersten Golfkrieg, in Somalia, Bosnien, dem Kosovo, in Afghanistan, dem Irak und noch einmal in Libyen. Und wir haben anderen beim Töten geholfen und sie unterstützt, auf den Falklands, in El Salvador, Afghanistan (als die Russen da waren), in Angola, Kambodscha, Kolumbien und Israel/Palästina. Wir sind eine sehr aggressive und kriegerische Nation. Unsere gemeinsame Verantwortung für diese Aktivitäten zu leugnen, ob sie nun falsch oder richtig waren, ist ähnlich wirklichkeitsfern, wie in einem Alkoholikerhaushalt zu leben, manisch alle leeren Flaschen zu verstecken und nie ein Wort über Abhängigkeit zu verlieren.
Wenn das Schweigen andauert und die Debatte sich auf allgemeine Moralfragen und die internationale Politik beschränkt, ohne unsere eigenen menschlichen Defizite anzusprechen, unsere Verwicklung in Gewalttätigkeiten und unsere übersteigerten Vorstellungen von Macht, werden unsere Söhne und Töchter und die nächste Generation politischer Führer niemals fähig sein, klare, offene Urteile darüber zu fällen, ob es eine Situation wirklich erfordert zu töten oder es notwendig ist, andere dazu aufzufordern, zu töten oder sich töten zu lassen. Dann werden wir auch weiterhin, ob es uns gefällt oder nicht, ein grundlegendes Merkmal der modernen Weltgesellschaft und den Großteil der menschlichen Geschichte missverstehen.
Das Schweigen ist übrigens eine neuere Clubregel. Es war nicht immer so. Die alten nordischen Sagas, die großen epischen Gedichte der Griechen und Römer, alle handeln sie vom Krieg. Es wurden Kriegsgedichte vorgetragen und Kriegslieder gesungen. An Lagerfeuern, in Wigwams und in Wüstenzelten erzählte man sich Kriegsgeschichten, und die großen Epen glorifizierten oft den Krieg und die Krieger, mit durchaus negativen Folgen. Allerdings glaube ich, die Gesellschaft hat das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, als sie entschied, das Reden über den Krieg zu tabuisieren.
Veteranen müssen mehr prahlen dürfen. Alle müssen mehr prahlen dürfen. Wir müssen nur lernen, wann und wo es angemessen wäre, statt immer nur eingetrichtert zu bekommen, dass alles Angeben unangemessen ist. Als ich noch in die Highschool ging, liebte ich es, Muhammad Ali zuzuhören. Er hatte seinen Spaß. Er war ein Angeber und ein Pfau. Warum sich dessen schämen? Das kann doch sogar hohe Kunst sein. Hören Sie Mark Twain zu,
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